Berlin. Superstar Justin Timberlake über seinen neuen Animationsfilm„Trolls World Tour“, über das Wechseln der Identität – und von Windeln.

Mit den Songs und seiner Synchronrolle in der Originalversion der „Trolls“-Filme erweist sich Justin Timberlake als Meister der guten Laune. Doch zum Start des zweiten Teils des Animationsabenteuers hat sich die Welt komplett verändert. In der Krise kommt der Film nicht ins Kino, sondern ist als Video on Demand zu leihen. Und mit diesem bonbonbunten Entertainment verbindet der 39-Jährige eine ganz persönliche Mission, von der sogar sein kleiner Sohn profitiert.

Vor vier Jahren kamen Sie mit ihren knallbunten Trollen ins Kino. Warum brauchen wir jetzt eine Fortsetzung? Einfach um uns in schwierigen Zeiten gute Laune zu machen?

Justin Timberlake: Natürlich soll dieser Film Spaß machen. Aber er verbreitet auch eine sehr positive Botschaft. Er zeigt Kindern und Jugendlichen, dass du keine Vorurteile haben sollst. Denn er präsentiert die verschiedensten Typen von Charakteren und Musikstilen. Und das bedeutet: Du musst nicht nur Eines sein, du kannst im Leben alle möglichen Identitäten annehmen. Und zwar gleichzeitig. Unterschiede sind etwas Cooles.

Sie haben einen fünfjährigen Sohn. Ist für den diese Botschaft auch schon geeignet?

Timberlake: Unbedingt. Ich sehe ja, wie sich die Kinder in seiner Vorschule verhalten. Die sind alle ganz unsicher. Denn sie wissen nicht, wie sie sich verhalten müssen, um zu den anderen dazu zugehören. Und ein Film wie „Trolls World Tour“ zeigt ihnen, dass sie sich nicht verbiegen müssen, sondern so sein können, wie sie sind. Daher macht es meinem Sohn auch großen Spaß, diese Filme zu sehen. Er erkennt die Figur, die ich spreche. Aber er mag auch alle anderen Charaktere – und ganz besonders die, die sich von den anderen unterscheiden.

Sie selbst wechseln ja auch ständig Ihre Identität. Sind Sie jetzt eigentlich eher ein Schauspieler oder ein Sänger?

Timberlake: Wenn ich das nur sagen könnte. Aber ich grüble jetzt nicht rum ‚Was soll ich nur machen?’ Mit dieser Haltung würde ich nie was zuwege bringen. Wie ich schon sagte, ich wollte immer was mit Filmen machen und in die Haut anderer Leute schlüpfen. Und ich habe mich eine Zeit lang darauf speziell konzentriert, weil mir die Musik so leicht fiel. Und jetzt übe ich mich in Geduld und warte ab, was sich als nächstes anbietet.

Kennen Sie das Gefühl des Außenseiterseins?

Timberlake: Absolut. Ich bin in Tennessee aufgewachsen. Das war nicht mit New York und Los Angeles zu vergleichen. Es hat sich alles klein angefühlt – an meiner Schule waren insgesamt nur 800 Schüler. Und ich bin dort mit viel Bigotterie konfrontiert worden. Ich mochte die Musik der Schwarzen, aber deshalb wurde ich von den Weißen angefeindet, und die afroamerikanischen Kids mochten mich nicht, weil ich mir ihre Songs angeeignet habe. Aber ich habe mich immer auf das konzentriert was ich mochte – Kunst und Musik.

Justin Timberlake spricht im neuen „Trolls“-Abenteuer wieder die Figur Branch (M.). Der Film sollte eigentlich im April ins Kino kommen, wird von Universal Pictures wegen der Coronavirus-Krise jetzt jedoch per Streaming verfügbar gemacht.
Justin Timberlake spricht im neuen „Trolls“-Abenteuer wieder die Figur Branch (M.). Der Film sollte eigentlich im April ins Kino kommen, wird von Universal Pictures wegen der Coronavirus-Krise jetzt jedoch per Streaming verfügbar gemacht. © dpa | 2020 Dreamworks

Und sobald Sie ins Showbusiness eingestiegen waren, lief alles glatt?

Timberlake: Ich habe natürlich einige Fehler gemacht, aber ich bin eben auch nur ein Mensch. Jedenfalls ist nichts passiert, wegen dem man die Gerichte hätte bemühen müssen. Der Übergang vom Kinderstar zum Erwachsenen ist natürlich nicht einfach, aber es hat mir sehr geholfen, dass ich eine großartige Familie habe.

Was heißt das genau?

Timberlake: Wenn du als Teenager so einen gigantischen Erfolg hast, dann kann dich das in den absoluten Wahnsinn stürzen. Aber meine Eltern haben mir beigebracht, bescheiden zu bleiben. Ihre Einstellung war: Manche Menschen mögen großartige Talente haben, aber in der Früh ziehen sie ihre Hosen trotzdem so an wie alle anderen. So habe ich gelernt, mich von dem ganzen Hype zu distanzieren. Der ging beim einen Ohr rein und beim anderen Ohr raus – und tut es immer noch.

Aber besteht wirklich nicht die Gefahr, dass Sie mit Ihren großen Privilegien mal abheben?

Timberlake: Glauben Sie mir: So aufregend ist das nicht. Ich hatte bei Drehs nie irgendwelche verrückten Wohnwägen für mich allein, lieber habe ich mit der Crew und meinen Kollegen abgehangen. In der Musikszene habe ich vielleicht eine größere Entourage, aber die Leute brauche ich, die haben alle ihre Aufgaben. Wenn ich privat unterwegs bin, dann sitze ich selbst am Steuer meines Autos. In New York gehe ich zu Fuß durch die Stadt. Ich mag den Kontakt zu Menschen, solange alle dabei entspannt und locker bleiben. Und die beste Dosis Realität, die mich auf dem Boden hält, bekomme ich zuhause.

Wann zum Beispiel?

Timberlake: Ich habe meine Dosis Demut seinerzeit beim Windelwechseln gelernt. Und davon abgesehen bin ich mit einer Frau zusammen, die stärker ist als ich. Das Einzige, was ich ernst nehme, ist mein Job als Mann und Vater. Aber der macht mich eben nicht zu einem außergewöhnlichen Menschen.