Sacramento. Pandemien könnten künftig häufiger vorkommen. Grund ist die erleichterte Übertragung von Krankheitserregern von Tieren auf Menschen.

Das Coronavirus wurde vermutlich von Fledermäusen oder Schuppentieren übertragen, die in China als Delikatesse gelten und auf Märkten verkauft werden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass solche Pandemien in Zukunft häufiger auftreten könnten.

Etwa 70 Prozent der menschlichen Krankheitserreger sind zoonotisch. Zoonosen sind Krankheiten, die gleichermaßen bei Tieren und Menschen vorkommen und auch gegenseitig übertragen werden können. Wie im Fall des neuartigen Coronavirus springen diese Krankheiten an einem Punkt auf den Menschen über – das bezeichnet man als „Spillover“.

Übertragung von Krankheitserregern durch engen Kontakt von Mensch und Tier begünstigt

Fledermäuse tragen oft zoonotische Viren in sich.
Fledermäuse tragen oft zoonotische Viren in sich. © dpa | Uwe Schmidt

Je enger der Kontakt zwischen Mensch und Tier, umso wahrscheinlich ist auch ein „Spillover“. Durch die Jagd auf wilde Tiere und den Handel mit ihnen, sowie die zunehmende Zerstörung von Lebensraum diverser Arten wird diese Nähe erzwungen, was es Krankheitserregern leicht macht, auf den Menschen zu überspringen.

Für eine Studie der Veterinärmedizinischen Fakultät der University of California untersuchten US-Forscher um Christine Johnson über 140 Viren, von denen bekannt ist, dass sie vom Tier auf den Menschen übertragen wurden. Ein Abgleich mit der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) ergab, dass domestizierte Tiere, Primaten, Fledermäuse und Ratten die meisten zoonotischen Viren – etwa 75 Prozent – in sich trugen.

Naturschützer fordern weltweites Handelsverbot für Wildtiere

Zudem stellten die Forscher fest, dass die Gefahr einer Übertragung am größten ist, wenn eine Tierart durch übermäßigen Konsum durch den Menschen und Lebensraumverlust bedroht ist. „Wir verändern die Landschaft durch Abholzung, Ackerbau oder Viehzucht sowie durch den Bau oder Ausbau unserer Siedlungen. Damit nehmen auch Häufigkeit und Intensität des Kontakts zwischen Menschen und Wildtieren zu – und das schafft die perfekten Bedingungen für das Spillover der Viren“, sagte Johnson der Nachrichtenagentur AFP.

Im Zuge der Coronavirus-Pandemie haben Naturschützer ein weltweites Handelsverbot für Wildtiere gefordert und China hat den Verzehr von Wildtieren verboten. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace appellierte am Mittwoch an die EU, zum Schutz der „Gesundheit aller und der Artenvielfalt“ auf ein weltweites Verbot zu drängen.