Essen. Mit drei neuen Folgen kehrt die ARD-Reihe „Nord bei Nordwest“ zurück. Für eine der Hauptpersonen werden diese Fälle die letzten sein.

Neues aus Schwanitz. Gleich mit drei neuen Folgen kehrt die Reihe „Nord bei Nordwest“ an den kommenden Donnerstagen zurück auf den Bildschirm. Doch für eine der Hauptpersonen werden die Fälle neun, zehn und elf die letzten sein.

Provinzkrimi“ hat es geheißen, als Hauke Jacobs 2014 mit seinem Kutter erstmals in Schwanitz auftauchte, um dort eine Tierarzt-Praxis zu übernehmen. Wortkarg, etwas linkisch und grandios gespielt von Hinnerk Schönemann. Doch schnell ahnte man, dass der Mann viel mehr war als ein Veterinär und die Reihe mehr als nur witzige Verbrechensaufklärung an der Ostseeküste. Neun Folgen später weiß man, Jacobs war mal Undercover-Polizist, Elite-Fahnder, der nach seinem größten Fall abtauchen musste und eine neue Identität bekam.

Was man nicht weiß ist, wem sein Herz gehört. Der rothaarigen, aufgedrehten Tierarzthelferin Jule (Marleen Lohse), die redet, als würde sie pro Silbe bezahlt. Oder Lona Vogt (Henny Reents), ebenfalls rothaarig, Leiterin und einzige Besetzung der örtlichen Polizeiwache. Anfangs sehr spröde, nicht dumm, aber manchmal überfordert, wenn echte Verbrecher ihr Dorf heimsuchen.

Eine Konstellation, die neben den jeweiligen Fällen stets den ganz besonderen Reiz dieser Reihe ausmachte. Was kaum einer besser weiß als Schönemann. „Wenn das Drehbuch mich jemals mit einer von beiden zusammenkommen lässt“, hat er dieser Zeitung mal gesagt, „dann ist ,Nord bei Nordwest’ vorbei.“

Drei ganz unterschiedliche Folgen „Nord bei Nordwest“

Passiert aber nicht, selbst wenn es in den neuen Folgen gleich mehrfach so aussieht. Denn das Schicksal meint es nicht gut mit Lona Vogt. Gleich zu Beginn von „Dinge des Lebens“ (23. Januar, ARD, 20.15 Uhr) wird sie Opfer eines Attentates, das anscheinend ihren Vater, einen ehemaligen Geheimagenten treffen sollte. Während Vogt im Koma liegt, wird Jacobs wieder Polizist – halbtags. Doch auch da hat er reichlich Arbeit. Gilt es doch nicht nur zu ermitteln, wer hinter dem Anschlag steckt, nein, auch ein Mord auf einem Pferdehof erweist sich als tückisches Verbrechen.

Und Vogts Ersatz, der nach Schwanitz entsandte Streifenpolizist Leyendecker (Jürgen Rißmann) ist dabei keine große Hilfe, tritt stattdessen auf wie Fips Asmussen in Uniform. Was in Kombination mit Jacobs trockenem Humor allerdings unterhaltsamer ist als es klingt.

In Fall zwei „Ein Killer und ein Halber“ (30. Januar, 20.15 Uhr) geht es um einen Profi-Killer im Auftrag der Mafia. Und um einen Einheimischen, der in seine Fußstapfen treten will. Zum Glück ist Vogt aus dem Koma erwacht und kann gemeinsam mit Jacobs das Schlimmste verhindern, bevor sie im dritten Film „In eigener Sache“ (6. Februar, 20.15 Uhr), einem Serienmörder in die Hände fällt, der es auf rothaarige Frauen abgesehen hat.

Trauriger Höhepunkt der Reihe, aber nicht das Ende

So unterschiedlich die drei Teile auch sind, zeigen sie alle, dass „Nord bei Nordwest“ aller Beschaulichkeit zum Trotz zu den spannendsten Reihen gehört, die das öffentlich-rechtliche Fernsehen derzeit zu bieten hat. Ja, die Leichtigkeit, die in den Anfangsjahren immer wieder mal über Schwanitz lag, ist angesichts der dramatischen Ereignisse bis auf wenige Ausnahmen verflogen. Aber immer bevor es zu melancholisch oder gar rührselig wird, zieht das Tempo wieder an, nimmt die Action zu.

Zum Schluss, das ist seit gut einem Jahr bekannt, ist Henny Reents auf eigenen Wunsch nicht mehr dabei. Das ist schade, aber ihre Figur bekommt einen Abgang, den sie verdient hat. „In eigener Sache“ ist ein – wenn auch trauriger – Höhepunkt der Reihe. Das Ende ist es zum Glück nicht. Fall zwölf und 13 sind bereits geplant. Sie wird Hauke Jacobs mit neuer Partnerin lösen. Die ist übrigens blond, nicht rothaarig.