Berlin/Tokio. Japans Umweltminister Shinjiro Koizumi wird bald Vater. Er kündigte an, Elternzeit zu nehmen und löste damit eine heftige Debatte aus.

Es ist ein Tabubruch, der Japans männerdominierte Arbeitswelt in Aufregung versetzt. Erstmals plant ein männliches Mitglied der Regierung Babyurlaub zu nehmen – und muss sich dafür öffentlich rechtfertigen.

Umweltminister Shinjiro Koizumi ist ein hoch geachteter Minister und wird sogar als künftiger Regierungschef gehandelt. Jetzt muss sich der 38-Jährige öffentlich rechtfertigen, weil er für das erste Kind mit seiner Ehefrau Christel Takigawa, einer TV-Moderatorin, in Vaterschaftsurlaub gehen will.

Elternzeit: Japans Umweltminister löst empörte Debatte aus

Ursprünglich plante Koizumi zwei Monate Auszeit – nach einem regelrechten Shitstorm werden es wohl nur noch 14 Tage werden. Was in Europa mittlerweile üblich ist, nannte Japans Nachrichtenagentur Kyodo „einen beispiellosen Schritt“.

In Japan gilt es unter Männern immer noch als Tabu, Arbeitszeit zu verkürzen oder sich für die Familie eine Auszeit zu nehmen. Im öffentlichen Foren wurde die Frage diskutiert: „Liebt Koizumi seine Arbeit nicht?“

Koizumi, Sohn des gleichnamigen Ex-Premiers, will mit dem Schritt bewusst ein Zeichen setzen. „Eine Veränderung der Arbeitskultur erfordert auch eine Anstrengung von oben nach unten“, erklärte der Politiker.

Japans Arbeitswelt ist berüchtigt wegen der vielen Überstunden

Japan hat eine äußerst großzügige Regelung für Elternzeiten. Es gibt bis zu einem Jahr Urlaub bei Zahlung von bis zu 80 Prozent des Nettogehaltes. Aber nur sechs Prozent der Väter nutzen diese Regelung – bei den Frauen sind es dagegen 82 Prozent.

Japans Arbeitswelt ist berüchtigt wegen der vielen Überstunden. Die Regierung hat die Arbeitszeit zwar gesetzlich begrenzt aber immer noch leisten viele Japaner freiwillig zahlreiche Überstunden. Nicht selten sind Fälle, bei denen die Arbeitszeitbelastung zu schweren Krankheiten oder sogar zum Tod führt. Für Letzteren gibt es sogar ein Wort in Japans Sprache: „Karoshi“ – Tod durch Überlastung.

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Väter, die in Elternzeit gehen, arbeiten auch später mehr im Haushalt. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) ist nicht nur deswegen vom Konzept überzeugt.