Berlin. Am Donnerstag wurde ein chinesischer Vierfachmörder in Japan erhängt. Der Mann hatte zuvor schon 16 Jahre in der Todeszelle verbracht.

Erstmals seit zehn Jahren ist in Japan wieder ein Ausländer hingerichtet worden: Am Donnerstag wurde laut Medienberichten der Chinese Wei Wei erhängt. Er soll zusammen mit zwei Mittätern eine vierköpfige Familie ermordet haben.

Japan ist eine der letzten Industrienationen, die an der Todesstrafe festhält. Die Hinrichtung von Straftätern erfährt in der Bevölkerung eine breite Zustimmung. 111 Menschen sitzen laut japanischem Justizministerium auf dem Inselstaat in der Todeszelle, die in Japan durch den Strang vollstreckt wird. Dass Ausländer hingerichtet werden, kommt allerdings selten vor.

Japan: Hingerichteter Chinese habe aus „Selbstzweck“ gemordet

Im Jahr 2003 war Wei Wei als Sprachschüler nach Japan gereist. Wie die „Japan Times“ berichtet, brachte er dort seine Gastfamilie, einen 41-jährigen Bekleidungsverkäufer, seine 40-jährige Ehefrau sowie die acht und elf Jahre alten Kinder des Paares um und warf die Leichen in der Hakata-Bucht vor Fukuoa ins Meer. Zudem habe er 37.000 Yen (umgerechnet rund 300 Euro) gestohlen.

Japans Justizministerin Masako Mori verurteilte die Tat als „extrem brutales Verbrechen“. Die 55-Jährige ist seit Ende Oktober im Amt, unter ihr war es die erste Hinrichtung in Japan.

„Aus Selbstzweck tötete der Verurteilte alle Familienmitglieder“, sagte Mori laut „Japan Times“. Die Entscheidung zur Exekution sei nach „reiflicher Überlegung“ erfolgt.

Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, seien der Familienvater erwürgt, die Mutter in der Badewanne ertränkt und die Kinder erstickt und erwürgt worden.

In solchen Hinrichtungsräumen wie hier in Tokio werden in Japan Verurteilte erhängt.
In solchen Hinrichtungsräumen wie hier in Tokio werden in Japan Verurteilte erhängt. © dpa | Handout

Weitere Täter in China verurteilt

Wei Wei hatte die Tat laut den Medienberichten gestanden, allerdings abgestritten, der Haupttäter zu sein. An der Ermordung waren zwei weitere Männer beteiligt, die sich nach der Tat nach China absetzten. Dort wurden beide festgenommen. Laut japanischer Nachrichtenagentur Jiji Press sitzt einer eine lebenslange Haftstrafe ab, der Zweite sei bereits 2005 hingerichtet worden.

Wei Wei hatte 16 Jahre in Haft verbracht, sein Todesurteil war 2011 bestätigt worden.

Amnesty International kritisiert Todesstrafe scharf

Noch am selben Tag der Hinrichtung meldete sich die Menschenrechtsorganisation Amnesty International per Mitteilung zu Wort und kritisierte die Todesstrafe scharf. „Die heutige Exekution ist ein beschämender schwarzer Tag in der Geschichte der japanischen Menschenrechte und enthüllt den schockierenden Mangel an Respekt der Regierung für das Recht auf Leben“, wird Arnold Fang, Forscher für den Raum Ostasien bei Amnesty International, zitiert.

Seit Shinzo Abe im Jahr 2012 das Amt des japanischen Premierministers antrat, seien laut Amnesty International 39 Hinrichtungen vollzogen worden. Vor Wei Wei seien zuletzt zwei Männer im August erhängt worden.

Die Menschenrechtler kritisieren zudem das Vorgehen der Hinrichtung. Verurteilte erfahren demnach erst am selben Tag ihrer Exekution von der bevorstehenden Hinrichtung, die Familien der Verurteilten werden demnach erst nach Vollstreckung informiert.

Neben Japan halten die USA als große Industrienation an der Todesstrafe fest. Erst im November wurde ein Anführer einer Neonazi-Gang in Texas hingerichtet. Laut Amnesty International gibt es noch in 93 Ländern die Todesstrafe – vor allem in autoritären Staaten ist die Exekution eine gängige Praxis.

Weltweite Kritik gab es im April an Brunei, das ankündigte, Homosexuelle steinigen zu wollen und dafür „Toleranz“ einforderte. Die internationale Kritik sorgte dafür, dass das Sultanat einen Monat später zurückruderte. Grausam sind die Hinrichtungen in Saudi-Arabien: In dem Königreich laufen die Exekutionen öffentlich ab, teils werden Menschen auch noch gekreuzigt. (tki)