Sydney. In Australien werden die Buschbrände immer dramatischer. Tausende Touristen und Einheimische flohen vor den Flammen an die Strände.

  • Schon seit Oktober wüten die Buschbrände in Australien, doch nun hat sich die Lage zugespitzt. Mindestens 17 Menschen kamen ums Leben
  • Allein in New South Wales ist mittlerweile eine Fläche der Größe Belgiens abgebrannt. Fast 1000 Häuser wurden zerstört
  • Tausende Urlauber flüchten ans Meer, rund 4000 Menschen sind eingeschlossen
  • In Sidney gab es trotz Luftverschmutzung ein Feuerwerk
  • Experten rechnen damit, dass bereits tausende Koalas verbrannt sind – ein Video zeigt, wie ein durstiger Bär sich um Wasser bemüht. Ein Ende des Infernos ist nicht in Sicht

In Australien geht es auch im neuen Jahr dramatisch weiter. Die Buschbrände im Südosten des Landes haben bisher mindestens 17 Menschen das Leben gekostet, mehrere Menschen werden vermisst.

Eine großangelegte Aktion lief an, um tausende Menschen in abgeschnittenen Orten zu retten. Schiffe und Flugzeuge der Armee waren am Mittwoch im Einsatz, um die Betroffenen über das Meer oder die Luft zu versorgen. Im Einsatz war sogar ein schwimmendes Krankenhaus für Verletzte, die sich an Strände gerettet hatten.

Australien: Brände zwingend 4000 Menschen zur Flucht ans Meer

Im südlichen Bundesstaat Victoria flüchteten Tausende Urlauber an den Strand, um Schutz vor den herannahenden Flammen zu suchen. In der rund 500 Kilometer östlich von Melbourne gelegenen Küstenstadt Mallacoota wurden rund 4000 Menschen von den Behörden angewiesen, sich aus Sicherheitsgründen ans Meer zu begeben.

Shane Fitzsimmons von der Feuerwehr im Bundesstaat New South Wales sagte, für die Rettungskräfte sei es eine „echte Herausforderung“, Verletzten in abgeschnittenen Gegenden zu helfen. Lediglich drei Menschen mit Brandverletzungen hätten ausgeflogen werden können.

Nach Armeeangaben könnte es angesichts der heftig lodernden Brände Tage dauern, um bestimmte Orte zu erreichen. Die Großfeuer brennen teils unkontrolliert, Fluchtwege sind abgeschnitten.

Silvester in Sidney: Trotz Luftverschmutzung und Bränden soll es ein Feuerwerk geben

Inmitten des Chaos und der wachsenden Luftverschmutzung hielt die Küstenmetropole Sydney trotz Protesten an ihrem traditionellen Silvester-Feuerwerk im Hafen fest. Hunderttausende Unterzeichner einer Petition hatten sich vergebens um eine Absage der Pyro-Show bemüht.

Die Feuerwehr gab schließlich eine Sondergenehmigung für die Touristenattraktion, die der größten Stadt des Landes alljährlich Einnahmen von umgerechnet rund 80 Millionen Euro einbringt. Millionen Touristen reisen jedes Jahr zu Silvester nach Sydney.

Buschbrände: „Der Klimawandel ist das Problem“

Mit Blick auf die Buschbrände sei aber nicht das Silvester-Feuerwerk in Sydney, sondern der Klimawandel das wahre Problem, sagte die Oberbürgermeisterin der Küstenmetropole. „Menschen haben ihr Zuhause verloren, Menschen sind gestorben.

Feuerwehrleute sind bei der Verteidigung ihrer Gemeinden umgekommen“, ergänzte Clover Moore Reportern am Dienstag und kritisierte die Klimapolitik der Regierung in Canberra. „Was hier passiert, ist ein Weckruf für unsere Regierungen, künftig auf effiziente Weise zur Reduzierung der weltweiten Emissionen beizutragen.“

Brände in Australien gefährden Wasserversorgung von Sydney

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    Kängurus und Koalas sterben in Flammen

    Australische Naturschützer beklagen zudem die Auswirkungen der anhaltenden Buschfeuer auf Kängurus, Koalas und andere Arten. „Viele Tiere litten schon unter einem Mangel an Wasser und Nahrung durch die Dürre“, schreibt der Tierrettungsdienst Wires im Bundesstaat New South Wales auf seiner Webseite. „Mit den Bränden, die eine nie dagewesene Zahl von Lebensräumen zerstören, ist auch der Futtermangel schlimmer geworden“. Australische Medien hatten immer wieder von Kängurus, Koalas und anderen Tieren berichtet, die vor den Flammen flohen oder darin verbrannt waren.

    Über 2000 Koalas sollen Expertenschätzungen zufolge verbrannt sein. Sinnbildlich für das Ausmaß der Katastrophe ist auch ein Video, das auf Instagram für viel Aufsehen sorgte – ein Koala, offenbar durstig, lässt sich von einem Radfahrer versorgen.

    Fahrradfahrer retten Koala vor dem Verdursten

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      Schon seit Oktober wüten die Buschbrände auf dem Kontinent, doch nunmehr hat sich die Lage zugespitzt: Allein in New South Wales ist mittlerweile eine Fläche der Größe Belgiens abgebrannt, fast 1000 Häuser wurden zerstört. Am Dienstag stiegen die Temperaturen bis weit über 40 Grad. Es wurden auch Unwetter mit starken Windböen erwartet, die die Brände weiter anfachen könnten. Ein Ende des Infernos ist nicht in Sicht.

      Wo es brennt, sieht man auf dieser Karte.

      Feuer-Tornado reißt 12 Tonnen schweres Feuerfahrzeug in die Höhe: Feuerwehrmann tot

      Der Fall eines am Montag umgekommenen Feuerwehrmanns verdeutlicht die Zerstörungskraft der Flammen: Sein zwölf Tonnen schweres Löschfahrzeug wurde durch einen vom Feuer ausgelösten Tornado in die Höhe gerissen und krachte mit dem Dach voran zu Boden. Zwei Kollegen des 28-Jährigen kamen mit Verbrennungen und anderen Verletzungen ins Krankenhaus.

      Hitzerekord: Diese Karte zeigt, wie die Buschfeuer Australien übersäen.
      Hitzerekord: Diese Karte zeigt, wie die Buschfeuer Australien übersäen. © Screenshot myfirewatch | Theresa Martus

      Unterdessen kündigte die australische Regierung Hilfe für die aufopferungsvoll kämpfenden, freiwilligen Feuerwehrleute an. Premierminister Scott Morrison, dem zuvor mangelnde Unterstützung der Einsatzkräfte vorgeworfen worden war, stellte am Sonntag eine Tagespauschale von umgerechnet knapp 190 Euro in Aussicht.

      Unterstützung für freiwillige Helfer

      Auf der Südhalbkugel ist zurzeit Sommer, und sengende Hitze droht den Kampf gegen die Buschbrände weiter zu erschweren.

      Doch das ist alles kein Grund für Premier Scott Morrison, sich politisch für mehr Klimaschutz einzusetzen. „Wir werden uns nicht auf unbesonnene (Klima-)Ziele einlassen und traditionelle Industrien aufgeben, wodurch australische Arbeitsplätze gefährdet würden, obwohl sie (die Ziele) keinen bedeutsamen Einfluss auf das globale Klima haben“, schrieb Morrison in einem am Montag vergangen Woche veröffentlichten Beitrag in der in Sydney erscheinenden Zeitung „Daily Telegraph“, über den die australische Nachrichtenagentur AAP berichtete.

      Nahe Sydney wüten die Feuer seit Wochen: Fahrzeuge des RFS (Rural Fire Service) stehen am Rande eines Feuers am Green Wattle Creek, der Häuser in Yandeera im Südwesten von Sydney bedroht. Im bevölkerungsreichsten Bundesstaat New South Wales wurden wegen der Brände Dutzende Straßen gesperrt.
      Nahe Sydney wüten die Feuer seit Wochen: Fahrzeuge des RFS (Rural Fire Service) stehen am Rande eines Feuers am Green Wattle Creek, der Häuser in Yandeera im Südwesten von Sydney bedroht. Im bevölkerungsreichsten Bundesstaat New South Wales wurden wegen der Brände Dutzende Straßen gesperrt. © dpa | Dean Lewins

      Buschbrände in Australien: Schon mindestens neun Tote

      • Der Premier gilt als Unterstützer der Kohleindustrie, die in Australien wichtig ist.
      • Das Land ist der weltweit größte Exporteur von Kohle
      • Drei Viertel der Produktion gehen ins Ausland, bei einem Volumen von jährlich rund 67 Milliarden australischen Dollar (41,8 Milliarden Euro)

      Bei der weltweiten Klimakonferenz in Madrid im Dezember hatte Australien zu den großen Bremsern gehört. Unter anderem wollte die australische Delegation durchsetzen, dass wertlose Altzertifikate auch in Zukunft angerechnet werden können. Die Klimaziele, zu denen sich das Land unter dem Pariser Abkommen verpflichtet hat, verpasst es derzeit deutlich.

      So verheerend sind die Buschbrände in Australien

      Seit Wochen wüten in Australien verheerende Buschbrände.
      Seit Wochen wüten in Australien verheerende Buschbrände. © dpa | Dean Lewins
      Tausende Menschen sind auf der Flucht vor den Flammen. In Mallacoota halfen Soldaten Menschen an Bord eines Landungsbootes, das sie zum Marineschiff HMAS Choules bringen soll.
      Tausende Menschen sind auf der Flucht vor den Flammen. In Mallacoota halfen Soldaten Menschen an Bord eines Landungsbootes, das sie zum Marineschiff HMAS Choules bringen soll. © dpa | Pois Helen Frank
      Besonders stark betroffen ist der Südosten des Landes.
      Besonders stark betroffen ist der Südosten des Landes. © dpa | Dean Lewins
      In mehreren Staaten wurde der Notstand ausgerufen.
      In mehreren Staaten wurde der Notstand ausgerufen. © Getty Images | Darrian Traynor
      In vielen Gebieten sind die Zeichen der Verwüstung deutlich zu sehen.
      In vielen Gebieten sind die Zeichen der Verwüstung deutlich zu sehen. © AFP | James Ross
      Mehre Tausend Feuerwehrleute sind im Einsatz.
      Mehre Tausend Feuerwehrleute sind im Einsatz. © dpa | Dean Lewins
      Doch auch erfahrene Feuerwehrleute geraten bei den aktuellen Bränden an ihre Grenzen, viele Regionen sind nicht ohne Gefahr zu erreichen.
      Doch auch erfahrene Feuerwehrleute geraten bei den aktuellen Bränden an ihre Grenzen, viele Regionen sind nicht ohne Gefahr zu erreichen. © Getty Images | Darrian Traynor
      Sie kämpfen gegen etwa 100 Buschbrände.
      Sie kämpfen gegen etwa 100 Buschbrände. © dpa | Dean Lewins
      Beim sogenannten Gosper-Mountain-Einsatz auf dem gleichnamigen Berg nördlich von Sydney war im Dezember ein von der Feuerwehr gelegtes Gegenfeuer außer Kontrolle geraten.
      Beim sogenannten Gosper-Mountain-Einsatz auf dem gleichnamigen Berg nördlich von Sydney war im Dezember ein von der Feuerwehr gelegtes Gegenfeuer außer Kontrolle geraten. © dpa | Dean Lewins
      Im Bundesstaat New South Wales wurde bereits mehrfach der Notstand ausgerufen.
      Im Bundesstaat New South Wales wurde bereits mehrfach der Notstand ausgerufen. © dpa | Dean Lewins
      Eine Wand aus Rauch steigt von einem Buschfeuer südwestlich von Sydney auf.
      Eine Wand aus Rauch steigt von einem Buschfeuer südwestlich von Sydney auf. © dpa | Dean Lewins
      Ein besonders bedrohliches Buschfeuer ist bis auf etwa 70 Kilometer an die Metropole Sydney herangerückt.
      Ein besonders bedrohliches Buschfeuer ist bis auf etwa 70 Kilometer an die Metropole Sydney herangerückt. © dpa | Joel Carrett
      Seit Ausbruch der Buschbrände ist Sydney, die Hauptstadt des Bundesstaats New South Wales, immer wieder in Rauch eingehüllt.
      Seit Ausbruch der Buschbrände ist Sydney, die Hauptstadt des Bundesstaats New South Wales, immer wieder in Rauch eingehüllt. © dpa | Joel Carrett
      Auch Tiere sind von den Buschfeuern bedroht. Ein Mitarbeiter des Taronga Zoos trägt einen Koala, der vor den Flammen in den Blue Mountains gerettet wurde.
      Auch Tiere sind von den Buschfeuern bedroht. Ein Mitarbeiter des Taronga Zoos trägt einen Koala, der vor den Flammen in den Blue Mountains gerettet wurde. © dpa | Taronga Zoo
      Premierminister Scott Morrison weilte zwischenzeitlich auf Hawaii. Das sorgte zunächst für Proteste.
      Premierminister Scott Morrison weilte zwischenzeitlich auf Hawaii. Das sorgte zunächst für Proteste. © dpa | Steven Saphore
      Morrison entschuldigte sich nach seiner Rückkehr nach Australien und hat mittlerweile auch Gebiete besucht, in denen die Brände gewütet haben.
      Morrison entschuldigte sich nach seiner Rückkehr nach Australien und hat mittlerweile auch Gebiete besucht, in denen die Brände gewütet haben. © AFP | James Ross
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      Buschbrände in Australien – Mehr zum Thema:

      Wie sehr die Buschbrände in Australien auch Tiere bedrohen und wie viele Koalas sterben, können Sie hier nachlesen. Die unkontrollierbaren Buschbrände sind auch ein Hinweis auf den Klimawandel, der besonders Arme bedroht und den Frieden gefährdet. Auch die Zahl der Flüchtlinge weltweit beeinflusst der Klimawandel: Die Hilfsorganisation Oxfam geht davon aus, dass im Schnitt alle zwei Sekunden ein Mensch wegen Klimawandel-bedingter Wetterkatastrophen seine Heimat verlässt. (dpa/gem/jkali/ac)