Wahsington. Die Waldbrände in Kalifornien wüten: Nahe dem Getty-Museum in Los Angeles ist ein Feuer entfacht. Jetzt droht auch noch ein Hurrikan.

Der Brand, der in Los Angeles Tausende Anwohner in die Flucht schlug, ist offenbar vom Funkenflug von einer Stromleitung ausgelöst worden. Der zuständige Bürgermeister von Los Angeles, Eric Garcetti, gab dies als wahrscheinlichste Ursache an. Es sei rekonstruiert worden, dass ein abgebrochener Ast auf eine Stromleitung gefallen war. Die Funken hätten dann trockenes Gebüsch entzündet.

Tausende Feuerwehrleute arbeiten in Kalifornien rund um die Uhr unerlässlich gegen die Flammen an – die Wetterprognose beunruhigt allerdings die Betroffenen. Denn in der Nacht zu Mittwoch (Ortszeit) könnte es zu heftigen Winden, teils mit Hurrikan-Stärke, kommen. Die Glut könnte erneut anfachen und so für eine weitere Verbreitung des Feuer sorgen.

In den Bezirken Los Angeles und Ventura sei bei großer Trockenheit mit Böen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 130 Kilometern pro Stunde zu rechnen, warnte der Wetterdienst. Wegen des Wetters bestehe ein „extremes Feuerrisiko“.

Kalifornien von Waldbränden erschüttert – Das müssen Sie wissen:

  • In Kalifornien in den USA sind viele Menschen auf der Flucht vor den Waldbränden
  • Auch viele Stars sind erneut betroffen
  • Das Feuer weckt Erinnerung an die Waldbrände von vor einem Jahr
  • Jetzt droht ein heftiger Hurrikan – der die Glut wieder richtig anfachen könnte

Bürgermeister Garcetti, warnte am Dienstagnachmittag (Ortszeit), Anwohner müssten sich auf „die schlimmsten Winde des Jahres“ gefasst machen. Die Feuerwehr habe wegen der sogenannten Santa-Ana-Winde an wichtigen Orten bereits Ressourcen und Personal in Stellung gebracht, um mögliche Feuer schnell unter Kontrolle zu bringen, sagte er. „Wir sind bereit, an mehr als einer Front zu kämpfen.“

Feuer in Kalifornien: Einsatzkräfte kämpfen gegen den Brand in Los Angeles.
Feuer in Kalifornien: Einsatzkräfte kämpfen gegen den Brand in Los Angeles. © dpa | Marcio Jose Sanchez

Wie schon vor zwei Jahren, als Stars wie Thomas Gottschalk und Miley Cyrus aus Malibu fliehen mussten und am Ende vor den verkohlten Ruinen ihrer Häuser stand, wütet das Feuer dort, wo auch viele Prominente leben.

Im Los Angeles-Nobelviertel Brentwood mussten diesmal Filmstar Arnold Schwarzenegger und Basketball-Gigant LeBron James ihre Luxus-Villen Hals über Kopf verlassen. Der Korbjäger der örtlichen „Lakers” twitterte später irritiert, dass er mit seiner Familie auf der Suche nach Hotelzimmern ist – „bisher ohne Glück”.

Zu gefährlich bliesen mit bis zu 150 Kilometern pro Stunde die berüchtigten Santa-Ana-Winde, die wie ein riesiger Fön Feuerfunken in rasender Geschwindigkeit über zig Kilometer weitertragen, als dass die Ordnungskräfte die Bewohner an der Küste vor Hollywood in Ruhe gelassen hätten. „Wer bleibt, ist ein Idiot”, hatte ein lokaler Stadt-Manager gewarnt.

Feuer in Kalifornien: Einige hatten Glück – andere seit Wochen in Angst

Benannt ist das Feuer in L.A. aufgrund seiner Nähe zu einem weltbekannten Kultur-Zentrums als „Getty Fire”. Das gleichnamige Museum, an der stark befahrenen Autobahn 405 gelegen, ist aufwändig mit Feuer-beständigeren Travertin-Steinen geschützt worden und blieb (Stand: Dienstag 15 Uhr deutscher Zeit) durch den Einsatz von 1000 Feuerwehrleuten, die im Umkreis alle Brandherde löschten, bisher unbeschädigt.

Dagegen bekam die oberhalb gelegene Mount Saint Mary-Universität nach TV-Berichten einiges ab. Studenten wie Diana Rodriguez wurden nachts um halb zwei geweckt und wegen der starken Rauchentwicklung in Sicherheit gebracht. „Es war unheimlich”, sagte Rodriguez einem lokalen Sender, „aber wir haben Glück gehabt.”

Dieser Satz ist weiter im Norden des bevölkerungsreichsten US-Bundesstaates nicht so oft zu hören. Dort wüten bereits seit über einer Woche in der idyllischen Weinbau-Region Sonoma County, 120 Kilometer nördlich von San Francisco, verheerende Brände.

Die auslösenden Faktoren, die entstehen, wenn trockene Hochdruckluftmassen von Niederdruckluftmassen vor der kalifornischen Küste angesogen werden, heißen dort „Diablo-Winde.

Ein Schuldiger wird immer wieder benannt: Pacific Gas Electric

Die Flammen in Kalifornien wüten seit fünf Tagen und breiteten sich dort bisher auf einer Fläche von mehr als 300 Quadratkilometern aus. 200.000 Menschen sind in der Gegend um Santa Rosa mit Evakuierungsaufforderungen eingedeckt worden. Bisher sind rund 130 Gebäude abgebrannt, darunter 60 Wohnhäuser. Rund 3000 Feuerwehrleute und Katastrophenschützer waren im Einsatz.

Erneut kommt der in Kalifornien dominierende Energieversorger Pacific Gas and Electric (PG&E) in die Schusslinie. Der Konzern sieht sich mit Schadensersatzforderungen von über 30 Milliarden Dollar konfrontiert.

Ein Grund unter vielen: Vor fast einem Jahr, am 8. November 2018, hatte das verheerende „Camp“-Feuer den Ort Paradise nördlich von San Francisco fast vollständig zerstört. Beim bisher schlimmsten Waldbrand in der Geschichte Kaliforniens kamen 85 Menschen ums Leben. 62.000 Hektar Land verbrannten. 14.000 Häuser, 530 Geschäfte und 4500 andere Gebäude wurden vernichtet: Sachschaden: 16 Milliarden Dollar.

Rückblick: Vor einem Jahr brannte Gottschalks Anwesen in Malibu ab

PG&E-Leitungen haben fast 1600 Feuer ausgelöst

Später stellte sich heraus, dass die Feuer dort auch durch defekte Stromleitungen verursacht wurden. Wieder einmal. Zwischen 2014 und 2017 haben nach Regierungsangaben der Hauptstadt in Sacramento Strommasten und andere Geräte von PG&E fast 1600 Feuer ausgelöst.

Hintergrund: Der Konzern schafft es einfach nicht, wie vorgeschrieben, knochentrockene Sträucher und Bäume in der Nähe der meist veralteten Masten und Überlandleitungen frühzeitig gründlich zu roden. Stürmt es, stoßen Äste und Bäume gegen die Leitungen – und es brennt.

Gouverneur Gavin Newsom greift das Unternehmen regelmäßig wegen des Investitionsstaus an. Sein Tenor ist inzwischen zum geflügelten Wort geworden: In einem Bundesstaat, der die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt stellt und als Inkubator für jedwede Zukunftstechnologie gilt, sei es nicht länger hinnehmbar, dass man bei der Energiesicherheit nicht vom Neandertal-Niveau loskomme.

Mann starb – weil lebenswichtige Geräte keinen Strom mehr hatten

PG&E zieht sich den Schuh auf kontroverse Art und Weise an. Um auf Nummer sich zu gehen, wurde seit Wochenende über zwei Millionen Kaliforniern einfach der Strom abgeschaltet. Mit programmierten Kollateralschäden gerade für ältere Menschen, die auf Dialyse- oder andere elektrische Geräte angewiesen sind.

In der Nähe von Sacramento starb ein Mann (67) nur eine Viertelstunde, nachdem der Strom abgestellt worden war. Die Tochter des Toten sagte der Los Angeles Times: „Wir hatten noch nicht einmal Zeit, den Generator zu holen.“

Laut Meteorologen ist die Brandgefahr für die nächsten Tage unverändert groß. „Starke Winde, kaum Luftfeuchtigkeit und null Niederschläge ergeben eine böse Mischung.“

Waldbrände im Amazonas und Sibirien

Die schweren Waldbrände erinnern zwangsläufig an die Brände im Amazonas-Regenwald in Brasilien. Und es gibt noch immer keine Entwarnung: Die Waldbrände zerstören immer noch weite Teile des Regenwaldes.

Die Waldbrände nähren die Sorge, dass der Klimawandel noch weiter verschärft werden könnte. Weil auch in anderen großen Waldregionen der Erde Feuer ausgebrochen waren. So sorgten Waldbrände in Sibirien für große Zerstörungen.