Berlin. André Rieu ist seit einem Vierteljahrhundert erfolgreicher Geigen-Romantiker. Am Dienstag feiert der Niederländer 70. Geburtstag.

Für manche Menschen ist ein 70. Geburtstag, ein Grund, kürzer zu treten – nicht so für Stargeiger André Rieu, der bald wieder Tournee geht. Mit seiner ungebrochenen Energie schreckt er auch vor Trips auf den Mond nicht zurück – nur bei Interviews will er sich zurückhalten. Kurz vor seinem Ehrentag am 1. Oktober sprach er aber nochmal ausführlich mit unserer Redaktion.

Wenn Sie vor 30, 40 Jahren an das Alter 70 dachten – was haben Sie damit verbunden? Ist es jetzt in etwa so, wie Sie erwartet haben?

Andre Rieu Es ist besser! Mit 30 oder 40 hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich so viele Jahre mit meinem Orchester um die ganze Welt reisen würde. Ich habe es mir natürlich gewünscht. Mein großer Durchbruch kam 1994 mit dem ‚Second Waltz’ von Schostakowitsch, da war ich 45 Jahre alt. Das hat mein Leben und das meiner Familie und meines Orchesters wirklich auf den Kopf gestellt und völlig verändert.

Wissen Sie schon, was Sie an ihrem Geburtstag am 1. Oktober machen werden?

Das kann ich leider nicht verraten. Abgesehen davon, dass es für meine Fans ein paar Überraschungen geben wird. Auf jeden Fall möchte ich mit meiner Familie und meinem Orchester feiern. Das Eine kann ich ihnen versichern: Wir Holländer können wirklich gut Party machen.

Und Sie fühlen Sich fit?

Sehr fit. Ich ernähre mich gesund, trinke keinen Alkohol, lache viel und genieße das Leben. Außerdem halte ich mich an mein Motto: „A waltz a day keeps the doctor away“.

Wollen Sie auch mal auf die Bremse treten?

Ich mache schon langsamer, weil ich mich voll auf die Musik konzentriere und viel weniger Interviews gebe.

Aber die ständigen Tourneen machen Ihnen auch keine Probleme?

Nein. Ich kann überall schlafen, in jedem Bett, solange es nicht zu kalt ist. Das macht mir nichts aus. Außerdem bin ich maximal zwei Wochen am Stück unterwegs, danach bin ich wieder zuhause.

Gibt es irgendetwas, um das Sie den 40-jährigen André Rieu beneiden?

Vielleicht um diese Aufbruchsstimmung, die wir damals kurz nach Gründung meines Orchesters hatten. Wir hatten ja fast kein Geld. Meine Frau Marjorie und ich haben die Stuhlpolster für unser Orchester selber bezogen, wir haben den Bus für das Orchester selber gemietet, die ganze Werbung selbst gemacht. Das war schon eine aufregende Zeit. Aber heute ist es mindestens genauso aufregend, wenn nicht noch mehr!

Am 19. Oktober feiern Sie Ihren 44. Hochzeitstag. Sie sagten einmal, dass die ständigen Tourneen ein Grund sei, dass Ihre Ehe so lange hält.

Das war natürlich ein Witz. Das Wichtigste sind Liebe, Respekt, gegenseitige Offenheit und Vertrauen. Ich persönlich habe mir immer eine Frau gewünscht, mit der ich nicht nur privat glücklich sein würde, sondern auch beruflich zusammen arbeiten könnte. Wir besprechen alles miteinander. Ohne Marjorie würde ich in der Gosse liegen.

In Ihren Konzerten zelebrieren Sie ja hemmungslose Romantik. Passt das eigentlich zu Ihnen?

Oh ja. Ich bin ein sehr romantischer Mensch, ich glaube, ich habe viel „Frau“ in mir. Ich glaube, es ist wichtig, sich viele kleine romantische Momente im Alltag zu erhalten. Sich gegenseitig zu helfen, etwas dem anderen abzunehmen. Ich bin in etwa das halbe Jahr auf Tournee, aber nie an Geburtstagen oder an Weihnachten. Ich finde es wichtig, diese besonderen Momente im Leben des Anderen gemeinsam zu teilen.

Bei Ihnen klingt alles immer so positiv. Gibt es überhaupt etwas, was Ihnen Kopfzerbrechen bereitet?

Ich bin kein Mensch, der sich Sorgen macht. Ich habe 110 Mitarbeiter. Das ist eine große Verantwortung, aber keine Sorge. Ich schlafe nachts sehr gut.

Auch die Weltlage macht Ihnen keine Sorgen?

Es gibt natürlich große Herausforderungen. Aber ich bin und bleibe Optimist. Mir nimmt nichts die Lust am Älterwerden.

Gibt es Dinge, die Sie unbedingt noch machen möchten?

Ich würde sehr gerne einmal auf dem Mond spielen, ich hab sogar schon mit Richard Branson gesprochen, der ja dort ein Hotel bauen möchte. Wenn das passiert, bin ich der erste, der dort spielt, weil ich einfach neugierig bin. Ich will wissen, wie es da oben ist.

Rieu hat einee schwere Virusinfektion überwunden, macht teilweise langsamer – aber nicht überall. Der Stargeiger sagt: Tempo im Leben ist sehr wichtig.

Die Tourdaten:

  • 15.01.2020 Stuttgart, Hanns- Martin- Schleyer- Halle
  • 16.01.2020 Mannheim, SAP Arena
  • 17.01.2020 Nürnberg, Arena Nürnberger Versicherung
  • 18.01.2020 München, Olympiahalle
  • 31.01.2020 Oberhausen, König-Pilsener-Arena
  • 01.02.2020 Frankfurt, Festhalle
  • 13.02.2020 Chemnitz, Messe Chemnitz
  • 14.02.2020 Erfurt, Messehalle
  • 15.02.2020 Hannover, TUI Arena
  • 04.03.2020 Rostock, Stadthalle
  • 05.03.2020 Berlin, Mercedes- Benz Arena
  • 06.03.2020 Hamburg, Barclaycard Arena
  • 07.03.2020 Bremen, ÖVB-Arena
  • 15.05.2020 Köln, Lanxess arena
  • 16.05.2020 Halle/Westf., Gerry Weber Stadion
  • 06.06.2020 Leipzig, Arena Leipzig