Berlin. Forscher finden neue Fälle des West-Nil-Virus bei Menschen in Deutschland. Auch das Zika-Virus breitet sich aus und erreicht Europa.

Das West-Nil-Virus breitet sich in Deutschland immer weiter aus. Nachdem Ende September in Sachsen erstmals ein Fall der durch Mücken übertragenen Infektion bei einem Menschen nachgewiesen worden war, gibt es nun weitere bestätigte Fälle.

Betroffen seien zwei im Spätsommer erkrankte Frauen in Berlin und Wittenberg in Sachsen, sagte Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Im Umkreis des ersten durch heimische Mücken Infizierten aus der Region Leipzig gebe es zudem weitere Verdachtsfälle, darunter auch bei jüngeren Patienten.

Im ersten Fall in Deutschland war ein 70 Jahre alter Mann aus dem Leipziger Umland an einer Gehirnhautentzündung erkrankt. Daraufhin war bei ihm das Virus gefunden worden. Die Person „wurde im Klinikum St. Georg in Leipzig behandelt und ist inzwischen wieder genesen“, teilte damals unter anderem das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin mit.

Im Kampf gegen die Übertragung tropischer Viren durch Mücken hoffen Experten auf die Hilfe der Bevölkerung. Das betonte Norbert Becker von der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) in Speyer. Anders als etwa die noch relativ seltene Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) sei die Hausmücke (Culex pipiens) überall. „Die kriegen wir nicht los, wir können sie nur eindämmen“, sagte Becker der Deutschen Presse-Agentur.

Vor dem Hintergrund, dass in Deutschland von heimischen Mücken übertragene West-Nil-Virus-Infektionen nachgewiesen wurden, seien auch ganz konventionelle Methoden gefragt: Von der Regentonne über die Gießkanne zur Vogeltränke – offene Wasserstellen in Gärten seien Brutstätten für Haus- wie Tigermücken und müssten ausgetrocknet oder abgedeckt werden.

Der Experte empfiehlt auch sogenannte BTI-Tabletten für Regenfässer. Der biologische Wirkstoff zerstört den Darm von Mückenlarven und tötet sie.

West-Nil-Virus sorgt für Wirbel – Das Wichtigste in Kürz

  • Das West-Nil-Virus wurde 2018 bei Tieren nachgewiesen
  • Nun gibt es erste Fälle von infizierten Menschen in Deutschland
  • Der erste Betroffene erlitt eine Gehirnhautentzündung, die bereits komplett verheilt ist
  • Zwei weitere Fälle wurden mittlerweile bestätigt

Die Virus-Erkrankung verläuft beim Menschen häufig ohne Symptome. Schwerere und tödliche Verläufe seien sehr selten und träfen in der Regel ältere Menschen mit Vorerkrankungen. Zuvor waren in Deutschland einzelne Fälle bei Reisenden bekannt geworden, die aus betroffenen Regionen kamen.

Die Vielzahl schwerer Krankheitsverläufe sei erschreckend, sagte allerdings Schmidt-Chanasit nach den neuen Fällen. „Das ist nur die Spitze des Eisbergs.“ Nur etwa ein Prozent der Infektionen führten zu solchen schweren neuroinvasiven Erkrankungen.

Demnach sei von Hunderten weiteren Infektionen mit leichtem Verlauf auszugehen, die nicht diagnostiziert wurden. „Das West-Nil-Virus betrifft offenbar schon weit mehr Menschen in Deutschland als bisher angenommen.“

Seit 2018 ist das Virus in mehreren Bundesländern bei Tieren nachgewiesen worden. Von Anfang Juli bis Ende September dieses Jahres ist die Infektion nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts bei 5 Pferden und 38 Vögeln festgestellt worden.

Mit West-Nil-Virus infizierte Vögel auch in Berlin und Hamburg gefunden

Der Großteil der Pferde zeige bei einer Infektion keinerlei Krankheitssymptome, heißt es in der Mitteilung des FLI. Einige Tiere entwickelten aufgrund von Hirn- oder Hirnhautentzündungen zentralnervöse Symptome wie Stolpern, Zittern oder Lähmungen.

Alle Pferde, bei denen die Infektion nachgewiesen wurde, stammen aus Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die Behörde empfiehlt Pferdehaltern in betroffenen Regionen eine Impfung der Tiere.

Die infizierten Vögel wurden in Berlin, Brandenburg, Hamburg sowie ebenfalls in Sachsen und Sachsen-Anhalt gefunden. Es waren Blau- und Kohlmeise, Habicht, Sperling, Heckenbraunelle und Uhu sowie einige Zoovögel. Es seien deutlich mehr Vogelarten betroffen als im Vorjahr.

Rund 180 Menschen in Süd- und Osteuropa 2018 an West-Nil-Virus gestorben

Die Fachleute nehmen an, dass das Virus in heimischen Mücken überwintert hat. Das West-Nil-Virus stammt ursprünglich aus den Tropen und wird von bestimmten blutsaugenden Stechmücken übertragen. Im vergangenen Jahr wurde der Erreger zum ersten Mal in Deutschland bei einem Vogel nachgewiesen. Wie wird es übertragen? Wie schützt man sich? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum West-Nil-Virus.

Eulen-, Greif- und Rabenvögel sind die wichtigsten Wirte des Virus, das selten auch auf Pferde oder den Menschen übertragen werden kann. In Süd- und Osteuropa starben im vorigen Jahr rund 180 Menschen am West-Nil-Fieber, mehr als 2000 erkrankten.

Auch das Zika-Virus sorgt für Schlagzeilen. Erstmals haben sich in Europa zwei Menschen mit dem Zika-Virus infiziert. Es wird von Asiatischen Tigermücke übertragen. Eine Ansteckung bei vorherigen Reisen ist bei beiden Betroffenen ausgeschlossen. (mbr/dpa)