Berlin. Immer mehr Schüler schließen mit einem Einser-Abi ab. Der Deutsche Hochschulverband sieht darin allerdings eine negative Entwicklung.

Immer mehr Schüler in Deutschland schließen ihr Abitur mit einer Eins vor dem Komma ab. Was bei den Schülern Grund zur Freude sein dürfte, hält der Deutsche Hochschulverband (DHV) allerdings für weniger erfreulich. Die Kenntnisse der Abgänger rechtfertigten deren Noten kaum, erklärte ein DHV-Sprecher.

Im vergangenen Jahr hatte jeder vierte Schulabsolvent (25,8 Prozent) einen Notenschnitt von 1,9 oder besser. 2008 war es noch jeder Fünfte, wie aus einer im Auftrag der „Rheinischen Post“ durchgeführten Umfrage hervorgeht. Demnach wuchs in den vergangenen zehn Jahren der Anteil der Einser-Abiturienten in 15 von 16 Bundesländern. Nur Baden-Württemberg verzeichnete einen leichten Rückgang.

Spitzenreiter ist Thüringen, wo 37,9 Prozent (2008: 30,5 Prozent) der Schulabgänger Einser-Abi-Noten erreichten. Es folgen Sachsen (2018: 34,6 Prozent / 2008: 22,4 Prozent) und Bayern (31,5/24). Baden-Württemberg liegt auf Rang 13 (24/25,6). Auf den letzten Plätzen befinden sich Niedersachsen (21,7/16,1) und Schleswig-Holstein (17,3/14,9).

„Wir sehen es mit Sorge, dass die Abiturnoten besser werden“, sagte DHV-Sprecher Matthias Jaroch der „Rheinischen Post“. Jaroch spricht von einer wahren „Noteninflation“ – trotz mangelnder Kenntnisse: „Qualität muss Vorrang vor Quantität haben.“ Schon heute fehlten den Studienanfängern häufig wichtige Grundkenntnisse, etwa in Mathematik.

Hinzu kommt eine weit verbreitete Orientierungslosigkeit. Eine aktuelle Studie ergab: Die meisten Schulabgänger wissen nicht, was und ob sie überhaupt studieren sollen.

(dpa/br)