Hildesheim/Passau. Vier Monate nach Armbrust-Angriffen mit fünf Toten in Bayern und Niedersachsen hat die Staatsanwaltschaft die Todesursache mitgeteilt.

Die im Zusammenhang mit dem sonderbaren Armbrust-Fall tot im niedersächsischen Wittingen entdeckten Frauen haben wohl gemeinschaftlichen Suizid begangen. Dies folge aus einem in ihrem Blut gefundenen Medikamentencocktail sowie nicht vorhandener äußerer Spuren von Gewalteinwirkung, teilte die Staatsanwaltschaft Hildesheim am Freitag mit.

Demnach sind die leblos aufgefundenen 19 und 35 Jahre alten Frauen offenbar an einer Vergiftung gestorben – ohne Beteiligung Dritter. Das Ermittlungsverfahren sei eingestellt worden.

Drei Menschen in Passau mit Armbrust erschossen

Damit klärt sich einer der mysteriösesten Kriminalfälle dieses Jahres: Im Mai hatte eine 30-Jährige in einer Passauer Pension zunächst mit einer Armbrust einen 53 Jahre alten Mann und eine 33-Jährige getötet und danach die Waffe gegen sich selbst gerichtet. Dies wurde als Tötung auf Verlangen beziehungsweise Suizid eingestuft. Später fand man in einer Wohnung in Wittingen im Landkreis Gifhorn die beiden weiteren Frauenleichen. Bezüglich der drei Passauer Toten gehen die Ermittler davon aus, dass zwei der Opfer mit K.-o.-Tropfen betäubt wurden.

In dieser Pension im niederbayerischen Passau starb der mutmaßliche Sektenführer zusammen mit zwei Anhängerinnen.
In dieser Pension im niederbayerischen Passau starb der mutmaßliche Sektenführer zusammen mit zwei Anhängerinnen. © dpa | Matthias Schrader

Die insgesamt fünf Toten gehörten einer privaten Sekte an, die sich den Ermittlern zufolge als „Welterneuerer und Welterschaffer“ bezeichneten. Sie glaubten offenbar, durch ihren gemeinsamen Tod einen Kreislauf von Wiedergeburten zu unterbrechen und in einer anderen Zeit sowie an einem anderen Ort ein neues System erschaffen zu können.

Sektenführer scharte Frauen um sich

Kopf der Gruppe soll der 53-jähriger Mann aus der Schwertkampf-Szene gewesen sein, der in der Passauer Pension ums Leben kam. Er habe die Frauen um sich geschart und laut einer Aussteigerin auch sexuelle Kontakte zu ihnen gehabt, so der Oberstaatsanwalt.

Dass das Verfahren nun eingestellt wurde, liegt daran, dass es keinen lebenden Täter mehr gibt, der juristisch belangt werden könnte. (Joe/dpa)