München/Geiselwind. Hubschrauber-Rettung bei Nürnberg, Evakuierungen am Riesenrad in München: Zwei Vorfälle an Fahrgeschäften werden Sicherheitsfragen auf.

Genau das wünscht man sich nicht, wenn man ein Fahrgeschäft betritt: Am Dienstag sind beinahe gleichzeitig eine fahrbare Aussichtsplattform in einem Freizeitpark bei Nürnberg und ein Riesenrad in München ausgefallen – und Menschen steckten in großer Höhe fest.

Im Fall der Aussichtsplattform „Top of the World“ im „Freizeitland Geiselwind“ mussten die Fahrgäste in 60 Metern Höhe aufgelesen werden – die meisten von ihnen wurden mit einem Hubschrauber gerettet. Ein Kind, das nicht mit dem Helikopter fliegen wollte, wurde schließlich von einem Höhenretter abgeseilt. „Das wollte nicht, hatte einfach Höhenangst“, sagte der Leiter der Höhenrettungsgruppe.

In München brachte ein Brand in einem Verteilerkasten das Riesenrad am Ostbahnhof zum Stehen. 14 Fahrgäste mussten von der Feuerwehr aus den Gondeln gerettet werden. Nach rund einer Stunde waren alle Fahrgäste wieder am Boden. Verletzt wurde in beiden Fällen niemand.

In Geiselwind war laut Polizei ein technischer Defekt für den Ausfall des Fahrgeschäfts verantwortlich. Der Tüv sei damit beauftragt, den genauen Grund für die Störung zu ermitteln, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch. Anhaltspunkte für strafrechtlich relevantes menschliches Fehlverhalten gibt es nicht, wie die Polizei am Mittwochnachmittag mitteilte. Wann das Fahrgeschäft wieder in Betrieb genommen werden kann, müssen demnach Prüfstellen und Betreiber klären.

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Wie sicher sind Fahrgeschäfte in Deutschland?

Für den Sprecher des Tüv Süd sind die beiden Vorfälle kein Grund für größere Besorgnis. Es seien Einzelfälle, sagte Thomas Oberst, und die Tatsache, dass niemand zu Schaden kam, sei Beleg dafür, dass das Sicherheitssystem hierzulande funktioniert. „Wir haben in Deutschland insgesamt ein sehr hohes Sicherheitsniveau bei Fahrgeschäften“, sagte er.

Vor Inbetriebnahme und auch während des laufenden Betriebs würden Fahrgeschäfte immer wieder geprüft, sagt Oberst. Sogenannte „fliegende Bauten“, die von einer Kirmes zur nächsten ziehen, stünden regelmäßig unter Kontrolle, Achterbahnen jährlich, langsamere Kinderkarussells alle drei Jahre. Außerdem kontrollierten Bauämter jedes neu aufgebaute Fahrgeschäft – oder im Fall des Oktoberfestes der Tüv Süd gemeinsam mit dem Kreisverwaltungsreferat.

Retter trainieren regelmäßig für Fälle wie in Geiselwind

Feuerwehrleute bei der Rettung der Fahrgäste aus dem Riesenrad am Münchener Ostbahnhof. Klettern musste keiner von ihnen: Die Retter bewegten durch gezielte Gewichtsverlagerungen das Rad so, dass jede Gondel mit Fahrgästen zum Einstiegspunkt kam.
Feuerwehrleute bei der Rettung der Fahrgäste aus dem Riesenrad am Münchener Ostbahnhof. Klettern musste keiner von ihnen: Die Retter bewegten durch gezielte Gewichtsverlagerungen das Rad so, dass jede Gondel mit Fahrgästen zum Einstiegspunkt kam. © dpa | -

Auch Evakuierungsmaßnahmen wie in Geiselwind und München würden regelmäßig geübt, sagte Oberst. „Für die Betroffenen ist das natürlich sehr aufregend, aber die Retter wissen genau, was sie tun.“ Soweit er das überblicken könne, sei in beiden Fällen alles planmäßig abgelaufen. „Die Anlagen sind in einer sicheren Position stehen geblieben und die Sicherheitsmechanismen haben so gegriffen, wie das in einem solchen Fall geplant ist.“

Auch in Stuttgart war es zuletzt zu einer Rettungsaktion in einem Freizeitpark gekommen: Mitte August waren Fahrgäste im „Schwabenpark“ in der Achterbahn „Wilde Hilde“ steckengeblieben – ausgerechnet am höchsten Punkt der Strecke. Die vier festsitzenden auf 25 Metern Personen konnten unverletzt geborgen werden.

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Schaustellerbundes, Frank Hakelberg, betont allerdings, dass man sich generell keine Sorgen zu machen brauche: „Unsere Anlagen gehören zu den sichersten der Welt.“ Und: „Die Wiesn ist sicher.“ Das Volksfest in München beginnt am 21. September.

(dpa/ba)