Berlin. Louis Hofmann wurde durch „Dark“ zum Star. Ihn beschäftigen dennoch Versagensangst und eine hohe Erwartungshaltung an sich selbst.

Louis Hofmann hat es in kürzester Zeit ganz nach oben geschafft. Erst mit Filmen wie „Freistatt“, „Unter dem Sand“ und „Die Mitte der Welt“, dann auch mit dem überragenden Erfolg der Serie „Dark“, die ihn endgültig zum Star machte.

Dabei ist der Schauspieler gerade mal 22 Jahre alt. In seinem neuen Film „Prélude“, der gerade angelaufen ist, spielt er nun einmal in einer vergleichsweise kleinen Produktion. Und verkörpert einen Musiker, der unter großem Leistungs- und Erwartungsdruck steht und daran zu zerbrechen droht. Eine Figur, zu der Hofmann durchaus Parallelen sieht.

Herr Hofmann, Sie haben so viele verschiedene Filme gemacht. Aber jetzt sind Sie plötzlich der Typ aus „Dark“. Ist das seltsam, nur noch auf eine Produktion angesprochen zu werden?

Louis Hofmann: Das stört mich nicht. Aber ein bisschen komisch ist es schon. Vor allem, weil ich oft gefragt werde, ob ich Angst habe, darauf festgelegt oder gar reduziert zu werden. Ich bin da aber ganz entspannt. Ich habe ja schon einiges andere gemacht. Und bin noch jung, da wird doch auch noch was kommen. Es wird ja auch nur drei Staffeln „Dark“ geben, dann wird dieser Hype auch mal zu Ende sein. Dennoch genieße ich auch, dass das so krass gut wahr- und aufgenommen wird. Okay, ich freue mich fast noch mehr, wenn jemand mich auf „Unter dem Sand“ oder „Die Mitte der Welt“ anspricht. Aber das ist wohl immer so, wenn eine große Produktion mal im Zentrum steht, dass die anderen Dinge eine Zeit lang hinten runterfallen.

Louis Hofmann spielt in der deutschen Netflix-Serie „Dark“ mit.
Louis Hofmann spielt in der deutschen Netflix-Serie „Dark“ mit. © dpa | Julia Terjung

„Prélude“ ist dagegen ein eher kleines, fast intimes Kammerspiel. Sie spielen darin einen jungen Pianisten am Musikkonservatorium. Stimmt es, dass Sie dafür eigens Klavierspielen gelernt haben?

Hofmann: Na ja, ich konnte klimpern, also Akkorde legen. Aber nur mit drei Fingern. Um mich beim Gesang begleiten zu können. Als dann die Zusage zu dem Film kam, hätten das sowohl die Regisseurin Sabrina Sarabi als auch ich falsch gefunden, wenn ich die ganze Zeit nur so getan hätte, als ob ich Klavier spielen könnte. Das hätte es lächerlich gemacht, wir wären den Menschen, die wirklich am Musikkonservatorium sind und dort unter immensem Druck stehen, einfach nicht gerecht geworden.

Es geht in dem Film um Leistungsdruck, Konkurrenz und Selbstzweifel. Gibt es da Parallelen zu Ihnen selbst? Verspüren Sie auch Druck, gerade nach dem immensen Erfolg von „Dark“? Leiden Sie manchmal unter Selbstzweifeln?

Hofmann: Klar kenn’ ich das. Ich habe ja ziemlich verrückte Jahre hinter mir. Als das mit „Freistatt“ losging, war ich vier Jahre lang immer in der Position, dass ich allen beweisen konnte, was ich kann. Die Erwartungen lagen noch nicht so hoch. Aber wenn du dann einen großen Film machst und einen Preis kriegst, erhöht sich das. Dann kam 2017, für mich ein krasses Jahr, wo alles geschah, was nur passieren konnte: vom Shooting Star bis zur Oscar-Verleihung, ich habe mit Jennifer Lawrence und Ralph Fiennes gedreht, „Dark“ kam heraus. Das war eine solche Anhäufung absurder Sachen, dass ich mir gesagt habe: Louis, pass auf, nächstes Jahr wird es nicht so werden. Mach dich darauf gefasst.

Louis Hofmann als David in einer Szene des Films „Prelude“.
Louis Hofmann als David in einer Szene des Films „Prelude“. © dpa | -

Und hat das was genützt?

Hofmann: Natürlich nicht! Ich wurde trotzdem davon überrumpelt. Eigentlich war das alles zu viel. Und doch ist es unheimlich schwer, wenn es dann nicht mehr so viel ist. Hinzu kam, dass die Erwartungen sich immens erhöht haben. Und diesen Druck empfinde ich als sehr unangenehm, mit dem komme ich nicht so klar. Ich habe mich total verkrampft. Je selbstverständlicher es ist, dass man performt, desto größer ist der Druck, den man sich macht. Desto größer ist auch die Angst zu scheitern. Das sind Faktoren, die nicht wirklich helfen im freien Spiel. Deshalb ist mir „Prélude“ auch so nah gegangen – in der Zeit, als er gedreht wurde, aber auch danach. Weil ich diese Krise sehr gut nachvollziehen konnte.

Junge Schauspieler müssen eigentlich ständig in den sozialen Netzwerken vertreten sein. Sie dagegen haben Ihren Facebook-Account wieder gelöscht und halten sich auch bei Instagram zurück. Eine bewusste Entscheidung?

Hofmann: Ja, diese Entscheidung fiel ganz bewusst. Auch das hat viel mit dem Thema Druck zu tun. Auch da wird ständig etwas von dir erwartet, dauernd musst du irgendwelche Postings machen, und die werden auch alle sofort bewertet. Wenn du dich selbst so durch Facebook scrollst, siehst du, wie toll alle anderen Leben sind, und fühlst dich komisch, wenn’s bei dir gerade nicht so ist. Dabei ist das alles nur eine Scheinwelt. Was einem gerade in einer Phase, in der man sich angreifbar fühlt, nicht gut tut. Deshalb sagte ich mir: Lass das mal.