Jesper Juul ist tot: Kampf gegen „unermessliche Schmerzen“
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Lesezeit: 4 Minuten
Von Diana Zinkler
Kopenhagen. Der Familientherapeut war weltbekannt für seine Ratgeber. Nun ist Jesper Juul nach langer Krankheit an einer Lungenentzündung gestorben.
Es müssen Jahre der Qual gewesen sein, sein Sohn Nicolai spricht von unermesslichen Schmerzen, die sein Vater durchleiden musste. Jetzt die traurige Nachricht: Familientherapeut Jesper Juul ist tot, am Donnerstag im Alter von 71 Jahren gestorben.
Der Ratgeber „Nein aus Liebe“ machte ihn berühmt. Lasst Kindern ihre eigene Persönlichkeit und vergesst dabei nicht eure eigene, das war einer seiner Leitsätze. Jesper Juul hat immer wieder betont, wie wichtig es ist, Kindern Raum zu geben und ihnen ihren eigenen Willen zu lassen. Auf der anderen Seite hat er stets an die Eltern appelliert, sich nicht komplett aufzugeben und Kindern zu zeigen, wer der Erwachsene ist.
Jesper Juuls Sohn Nicolai teilte über das Familienberatungsnetzwerk Familiylab, das Juul mitgegründet hatte, die Nachricht zum Tod des Vaters mit der Öffentlichkeit. Sein Vater hatte seit einigen Jahren unter der Autoimmunkrankheit Transverse Myelitis gelitten.
Jesper Juuls ist tot – Sohn verkündete Nachricht im „Familylab“
Jesper Juul sei demnach am Donnerstag, 25. Juli, um 13 Uhr gestorben. „Er war im Krankenhaus mit einer erneuten Lungenentzündung und kam, nachdem er sich etwas besser gefühlt hatte, nach Hause. Er ist friedlich in seinem Bett eingeschlafen. Sein unermüdlicher Kampf durch all die unermesslichen Schmerzen, über so viele Jahre, verdient alle Bewunderung“, heißt es auf auf der Website des Familylabs.
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Jesper Juul – bekannt durch Bücher wie „Dein kompetentes Kind“
Juul wurde vor allem mit seinen Elternratgebern und Erziehungshilfen bekannt, darunter Bestseller wie „Dein kompetentes Kind“, „Nein aus Liebe“ und „Leitwölfe sein“. In all seinen Arbeiten machte er deutlich, dass Kinder zu respektieren sind.
„Kinder werden mit allen wesentlichen menschlichen Qualitäten geboren und haben daher auch dieselbe Verletzlichkeit und Überlebensfähigkeit wie Erwachsene“, ist eine Aussage von Jesper Juul. Nie vergaß er dabei die andere Seite der Beziehung, die Rolle der Eltern. Denn: „Eltern zu sein bedeutet, eine Rolle im Leben einzunehmen, die uns vor große Herausforderungen stellt.“
Es ging ihm als Therapeuten darum, Rat zu geben und das immer mit etwas Humor: „Ich nehme die Menschen ernst, aber nicht ihr Problem.“ Aussagen wie diese erklären, dass er nie aufgab, auch wenn die Beziehungen seiner Klienten in Gefahr waren.
Statt Lehrer zu werden, arbeitete er als Erzieher in Holland und den USA
Jesper Juul wurde 1948 in Dänemark geboren, war Lehrer- Gruppen- und Familientherapeut und Autor. Studiert hatte er bis 1972 Geschichte, Religionspädagogik und europäische Geistesgeschichte. Statt Lehrer zu werden oder eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen, nahm er eine Stellen als Heimerzieher und Sozialarbeiter an.
Er arbeitete in Holland und in den USA, wo er beim Gestalt- und Familientherapeuten Walter Kempler selbst zum Familientherapeuten ausgebildet wurde. 1979 gründete er das Kempler Institute of Scandinavia in Odder bei Aarhus, bis zum Jahr 2004 war er dort Leiter.
Er brachte die Erkenntnisse Kemplers zur Gestalttherapie nach Europa und entwickelte daraus eine neue Therapie- und Beratungsform für Familien. Er avancierte über die Jahre zum internationalen Star der Therapeuten und war ein viel gefragter Interviewpartner und Bestsellerautor.
Seit er 2012 das erste Mal erkrankte, reiste Jesper Juul nicht mehr und lebte in Odder in Dänemark. Auf die Frage, wie man ein guter „Leitwolf“ wird, antwortete er vor zwei Jahren in einem Interview der „Magdeburger Volksstimme“: „Indem Sie bestimmt, freundlich und persönlich sind.“ So einfach ist das.
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