Nanterre. Vor fast 25 Jahren sank die Ostseefähre „Estonia“, 852 Menschen starben. Ein Gericht wies nun die Schadenersatzansprüche zurück.

Es ist das größte Schiffsunglück der europäischen Nachkriegsgeschichte: Beim Untergang der Ostseefähre „Estonia“ verloren 852 Menschen ihr Leben, fast 25 Jahre ist ein Urteil im Schadenersatz-Prozess gefallen: Ein französisches Gericht wies die Entschädigungsklage von rund 1000 Überlebenden und Opferangehörigen zurück.

Die Kläger hätten kein grobes oder vorsätzliches Fehlverhalten der französischen Prüfungsstelle Bureau Veritas und der Papenburger Meyer Werft nachweisen können, begründete das Gericht in Nanterre am Freitag seine Entscheidung.

„Estonia“-Untergang: 40 Millionen Euro Schadenersatz gefordert

Die Kläger hatten gut 40 Millionen Euro Schadenersatz gefordert. Das Verfahren zog sich jahrelang durch die Instanzen. Die Schuldfrage für das Unglück ist nie endgültig geklärt worden.

Die „Estonia“ mit 989 Menschen an Bord war in der Nacht zum 28. September 1994 bei der Überfahrt von Tallinn nach Stockholm vor der Südküste Finnlands gesunken. Die meisten Passagiere konnten das Schiff nicht mehr verlassen, weil ihnen keine Zeit zur Flucht mehr blieb. Ein Teil jener, denen das gelang, starb zudem im etwa 13 Grad kalten Wasser oder auf den Rettungsinseln an Unterkühlung. Zur Audio-Datei des Notrufs der „Estonia“.

Das Unglück der Estonia
Das Unglück der Estonia © bm infografik | Babette Ackermann-Reiche

Die Fähre war Anfang der 80er Jahre bei der Meyer Werft in Papenburg vom Stapel gelaufen, das Bureau Veritas hatte das Schiff als seetüchtig eingestuft.

Ein solch großes Fähren-Unglück ist in Europa seitdem ausgeblieben. Dramen und tragische Fälle gibt es aber immer wieder. So stürzten vor wenigen Wochen zwei Menschen von einer Fähre in die Ostsee. Im Herbst vergangenen Jahres war es zudem zu einem Zwischenfall auf der „Regina Seaways“ gekommen; auf der Ostseefähre gab es einen Feueralarm.

(dpa/cho)