Berlin. Schauspieler Bernhard Schütz spricht im Interview über die Bundestags-Satire „Eichwald, MdB“ und seinen Respekt vor echten Politikern.

Er lässt kein Fettnäpfchen aus und bringt sich immer wieder in verfängliche Situationen: Der Bundestagsabgeordnete Hajo Eichwald ist zwar ein Hinterbänkler wie aus dem Bilderbuch, schafft es aber trotzdem, sich ständig Ärger mit seiner Fraktionsvorsitzenden und anderen Mächtigen einzuhandeln.

Der Politiker ist der Held der gelobten Bundestags-Satire „Eichwald, MdB“, von der am Freitag im ZDF eine neue Folge zu sehen ist. Gespielt wird der Hinterbänkler mit dem Drang zu Höherem von Bernhard Schütz.

Herr Schütz, die Serie über den von Ihnen gespielten Hinterbänkler Hajo Eichwald ist ziemlich frech und schreckt auch vor deftiger Sprache nicht zurück…

Bernhard Schütz: Stimmt. Wobei wir uns nicht über Politik lustig machen wollen, also anders, als das etwa in der „heute“-Show der Fall ist. Wir wollen zeigen, was jemandem passieren kann, der wirklich Politik machen, wirklich was verändern will. Wie überfordert und stellenweise auch verzweifelt so jemand sein kann.

Gab’s bislang viele Rückmeldungen?

Schütz: Und ob. Ich habe ja schon so einiges gemacht, aber ich habe noch nie so viele Rückmeldungen bekommen wie zu dieser Serie. Weniger von bekannten Politikern, sondern vor allem von den Leuten, die da in einer mittleren oder unteren Ebene im Bundestagsbetrieb drinstecken. Die finden es toll, dass wir uns der Bundestagswelt nicht von oben, sondern quasi von der Seite nähern.

In den vergangenen Jahren hat sich politisch enorm viel verändert. Kann man denn mit einer TV-Satire den Wahnsinn der realen Politik überhaupt noch toppen?

Schütz: Das ist die alles entscheidende Frage, und da muss ich ganz ehrlich sagen: Nein, toppen können Sie das nicht (lacht). Allerdings können Sie an einer Figur wie Eichwald, der ja ein richtiger Hinterbänkler aus der letzten Reihe ist, durchaus noch Details rausarbeiten, die Sie in der sogenannten großen Politik nicht finden. Wir zeigen, wie die Leute an der Kaffeemaschine zusammenstehen und ihr Ding im Kleinen machen, das ist für den Zuschauer auch reizvoll.

Kaffeemaschine – das klingt gemütlich.

Schütz: Schon, aber trotzdem bin ich davon überzeugt, dass es für die echten Abgeordneten im Bundestag viel ungemütlicher und stressiger ist, als wir gemeinhin glauben.

Haben Sie sich denn mit echten Abgeordneten getroffen, als Sie sich auf Ihre Serienrolle vorbereitet haben?

Schütz: Ja, wir haben uns mit Leuten getroffen, um das ein oder andere aus erster Hand zu erfahren. Ich hatte allerdings schon eine gewisse Vorbildung, weil ich ja aus einem Kommunalpolitiker-Haushalt komme, meine Mutter war Stadträtin und Landtagskandidatin für die CDU in Leverkusen. Da habe ich so traumatische Erlebnisse gehabt wie das, als meine Mutter mit einem etwas angestrengten Gesichtsausdruck in der ganzen Stadt plakatiert war (lacht). Aber im Ernst: Ich habe durch die Arbeit meiner Mutter als Lokalpolitikerin die Mühen der Ebene mitbekommen. Ich habe das Thema also sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen.

Wieviel politische Wirklichkeit steckt in „Eichwald, MdB“?

Schütz: Schwer zu sagen, aber ein bisschen Wirklichkeit steckt da schon drin. Zum Beispiel was die Emotionalisierung oder auch Skandalisierung von Politik betrifft, da kommt die Serie der Realität schon nahe. In der ersten Staffel haben wir allerdings noch mehr versucht, ganz konkrete Politikansätze zu erzählen. Das ist in der zurzeit laufenden zweiten Staffel anders, in den neuen Folgen geht es mehr um das Persönliche von Eichwald und den anderen Figuren, über denen die politischen Wellen zusammenschlagen.

Würden Sie mit einem echten Mitglied des Bundestags tauschen wollen?

Schütz: Nee, auf keinen Fall. Ich habe großen Respekt vor Politikern, weil die den Alltag von uns Bürgern organisieren. Aber tauschen möchte ich nicht mit denen.

Man sieht Sie in der Serie häufig übers Gelände um das Reichstagsgebäude und das Kanzleramt latschen. Durften Sie denn auch im Bundestag drehen?

Schütz: Nö, die haben uns nicht reingelassen. Die dachten, wir sind von der „heute“-Show (lacht).

• Freitag, 27. Juni, ZDF, 23.15 Uhr