Lichtenfels . In einem Supermarkt beleidigte eine Kundin eine Verkäuferin. Der Chef will das nicht hinnehmen – und verfasst einen wütenden Kommentar.

Wie steht es um die Wertschätzung von Berufen in Deutschland? Nachdem eine Edeka-Mitarbeiterin an der Fleischtheke wegen ihres Berufes beleidigt wurde, hat ihr Chef mit einem Facebook-Beitrag eine Debatte losgetreten. Was war passiert?

In einem Edeka-Supermarkt in Oberfranken soll eine Kundin eine Verkäuferin an der Fleischtheke beleidigt haben. Die Kundin, eine junge Mutter, habe mit dem Finger auf die Mitarbeiterin gezeigt und zu ihrem Kind gesagt: „Wenn Du weiterhin nichts für die Schule lernst, dann stehst Du auch mal dort hinten!“

Edeka-Chef stellt sich vor Mitarbeiterin

Christian Werner, der Chef des Marktes hat sich hinterher schützend vor seine Mitarbeiterin gestellt und eine deutliche Ansage gemacht, die nun im Netz gefeiert wird. Nachdem der Post so viel Aufmerksamkeit erzeugte, legte er jetzt nochmal nach und schlug in einem Interview Alarm.

Der Beitrag, der die fehlende Wertschätzung für bestimmte Berufsgruppen anprangert, wurde derweil mehr als 10.000 Mal gelikt und mehr als 50.000 Mal geteilt. Doch warum ging der Edeka-Chef so in die Öffentlichkeit?

Edeka-Chef schlägt Alarm

Die Anmerkung der Kundin zu ihrer Tochter sei lediglich der Tropfen auf dem heißen Stein für ihn gewesen, wie er zu „infranken.de“ sagt. „Dass Kunden ausfallend werden, nimmt verstärkt zu“, sagt er. Mitarbeiter hätten wegen der fehlenden Wertschätzung bereits gekündigt. Werner fragt: „Warum soll ein Mensch schlechter sein aufgrund seiner Arbeit?“

Der Chef sagte, dass es bereits zu Kündigungen von Mitarbeitern kam, weil sie zu wenig Wertschätzung erfuhren.
Der Chef sagte, dass es bereits zu Kündigungen von Mitarbeitern kam, weil sie zu wenig Wertschätzung erfuhren. © dpa | Uwe Anspach

Und weiter sagt er: „Natürlich ist es letzten Endes auch meine Aufgabe als Chef, schützend hinter meinen Mitarbeitern zu stehen. Die müssen sich nicht alles gefallen lassen.“

Mit einem Post bei Facebook hatte Christian Werner, Geschäftsführer mehrerer Edeka-Märkte in der Region Lichtenfels, den Vorfall öffentlich gemacht. Der Post hat im Internet hohe Wellen geschlagen und wurde inzwischen Zehntausende Mal geteilt.

Edeka-Kundin sorgt mit Anmerkung für Aufsehen

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Die Kundin hatte Werner zufolge etwa fünf Meter von der Fleischtheke entfernt gestanden. Im Vorbeigehen habe er den Satz gehört und die Frau angesprochen. Die Mutter habe sich umgedreht und sei weggegangen, erzählte er. Dann habe er seinen Kommentar verfasst.

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Auf die Aussage der Kundin entgegnete er bei Facebook: „Dem können wir nicht zustimmen! Wenn Ihr Kind weiterhin nichts lernt, dann steht es in der Schlange am Arbeitsamt!“. Weiter heißt es: „In unseren Filialen arbeiten nämlich nur gut ausgebildete Fachkräfte, mit Schulabschluss und abgeschlossener Berufsausbildung, viele mit mittlerer Reife, einige sogar mit Abitur.“

Ein Meistertitel sei so viel wert wie ein Studium, und eine duale Ausbildung zähle weltweit mehr als ein Abitur. „Solche Situationen erleben wir häufiger“, kritisierte der Geschäftsführer. Es fehle bei einigen Kunden die Wertschätzung dem Personal gegenüber.

Facebook-Nutzer kommentierten und lobten den Post des Geschäftsführers eifrig:

• „ Ein Hoch auf den Chef, der so hinter und für seine Mitarbeiter steht! Da könnten sich andere Chefs eine riesengroße Scheibe abschneiden.“

• „Die Kinder solcher Eltern können einem nur Leid tun. Egal, ob mein Kind hinter einer Fleischtheke steht oder in einem Büro sitzt, Hauptsache mein Kind ist glücklich mit dem, was es macht.“

• „Super! Ich habe auch immer zu meinem Sohn gesagt: „Ein gesunder Menschenverstand ist wichtiger als ein Abitur.““

• „Fleischer/in oder Fleischereifachverkäufer/in ist ein sehr guter Beruf, für den es leider kaum noch Arbeitnehmer gibt. Und das, obwohl die Deutschen viel Fleisch essen. Zusätzlich verdient man hier sehr gutes Geld. Mein Fleischermeister/in verdiente mehr als ich als Marktleiter. Also ran an den Beruf. Besser als mit Studium auf der Straße zu stehen.“

Der Beitrag des Edeka-Chefs ging durchs Netz.
Der Beitrag des Edeka-Chefs ging durchs Netz. © imago | imago

Supermärkte: So erfolgreich sind Edeka und Rewe mittlerweile

Wie „Spiegel Online“ berichtet, hat der Post Wirkung gezeigt. „Heute kamen Kunden an die Fleischtheke und haben sich bei den Mitarbeitern für deren Arbeit bedankt. Das habe ich in meiner langen Zeit im Einzelhandel noch nicht erlebt“, erzählte Christian Werner dem Medium.

Erst vor wenigen Tagen hatte Edeka mit einem Vatertags-Video auf sich aufmerksam gemacht. (jb/dpa)