Bad Berleburg. Bahn-Anschlag in NRW: Bei Bad Berleburg hingen Gullydeckel an Seilen von einer Brücke, ein 49-jähriger Lokführer entkam knapp dem Tod.

Alptraumhaftes Erlebnis für einen Lokführer der Rothaarbahn RB93 bei Bad Berleburg in NRW: Unbekannte ließen in der Nacht zu Samstag Gullydeckel an Seilen von einer Brücke hängen. Die kiloschweren Teile durchschlugen die Frontscheibe des Zuges, der 49-Jährige wurde verletzt und kam nur knapp mit dem Leben davon. Außer ihm war glücklicherweise niemand in dem Zug.

Ermittler stufen den Anschlag als Mordversuch ein – und suchen jetzt dringend nach Zeugen. Hinweise auf einen Terroranschlag gibt es nicht.

Nach ersten Ermittlungen ließen der oder die Täter mehrere gusseiserne Gullydeckel von einer Straßenüberführung auf die eingleisige Trasse der Regionalbahn hinab. Die Ermittler sprechen aufgrund des Tathergangs von einem planvollen Vorgehen – wahrscheinlich mehrerer Täter. Deshalb sei eine Mordkommission eingerichtet worden.

„Wir schließen momentan nichts aus“, erklärte ein Polizeisprecher am Montag. Am Tatort würden an diesem Montag noch einmal mehrere Beamte nach Spuren suchen. Nach Auskunft des Bahnunternehmens Hessischen Landesbahn hat der Zugführer einen Schock erlitten und wird von einem Notfallteam betreut.

Der „Bild“-Zeitung sagte eine Sprecherin zum Hergang des Anschlags und der schnellen Reaktion des Mitarbeiters: «Er hat eine Notbremsung durchgeführt und sich nach hinten weggeduckt, so dass ihn weder Glassplitter noch Gullydeckel getroffen haben. Sonst wäre er jetzt tot.“

Zugführer handelte instinktiv richtig

Über die betroffene Strecke führt die von der Hessischen Landesbahn betriebene Linie RB 93, die zwischen Bad Berleburg und dem rheinland-pfälzischen Altenkirchen verkehrt und auch über Siegen führt. Der erste Triebwagen, der am Samstagmorgen als Leerfahrt nach Bad Berleburg unterwegs war, traf um 6.04 Uhr an der Brücke auf das Hindernis.

Von dieser Brücke hingen die Gullydeckel an Seilen.
Von dieser Brücke hingen die Gullydeckel an Seilen. © dpa | Markus Klümper

„Die Gullydeckel trafen genau auf die Frontscheibe des Triebkopfes und zerstörten sie“, so die Polizei. Der oder die Täter hätten den Tod oder zumindest die schwere Verletzung von Personen in dem Zug in Kauf genommen.

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Laut ersten Ermittlungsergebnisse könnten die vier Gully-Deckel in der Nacht zu Freitag von einer nahen Kreisstraße gestohlen und bei der Tat in Bad Berleburg verwendet worden sein. In diesem Zusammenhang bitten die Ermittler mögliche Zeugen um dringende Mithilfe.

Die Spurensicherung am Ort des Geschehens dauerte bis Samstagnachmittag. Erst am Donnerstag schossen Unbekannte bei Ladenburg auf einen vorbeifahrenden ICE. (FMG/küp)