Jakarta . In Äthiopien und Indonesien sind zwei Flugzeuge des Typs 737 Max abgestürzt. Die staatliche Fluglinie Indonesiens reagiert nun darauf.

Nach den beiden Flugzeugabstürzen in Äthiopien und Indonesien hat Indonesiens staatliche Fluglinie Garuda die Bestellung von 49 Maschinen des Typs Boeing 737 Max storniert. Bei den vergangenen beiden Unglücken waren zwei neue Maschinen genau dieser Baureihe kurze Zeit nach dem Start abgestürzt – alle Insassen wurden dabei getötet.

Der Wert der jetzt stornierten Bestellung liegt nach Listenpreis bei mehr als vier Milliarden Euro. Bislang hat Garuda nur eine einzige solche Maschine des US-Konzerns Boeing in ihrer Flotte. Vermutet wird, dass das Flugzeug jetzt verkauft oder an Boeing zurückgegeben wird.

Pilot verhinderte einen Tag vor Unglück Absturz von Boeing 737 Max

Ein Pilot hat im Oktober einen Absturz einer Boeing 737 Max in Indonesien verhindert. Einen Tag später stürzte dieselbe Maschine der indonesischen Fluggesellschaft Lion Air mit einer anderen Besatzung ins Meer – alle 189 Insassen kamen ums Leben.

Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg war der Pilot nicht im Dienst, befand sich aber im Cockpit. Die Crew soll Probleme mit der Steuerung gehabt haben: Eine Automatik soll dafür gesorgt haben, dass sich die Nase des Flugzeug nach vorne neigt.

Boeing 737 Max – Pilot hat in Indonesien einen weiteren Absturz verhindert

Der Pilot habe der Besatzung gezeigt, wie sie die Automatik umgehen kann und damit eine Katastrophe verhindert. Beim Flug am nächsten Tag, dem 29. Oktober, war der Pilot nicht an Bord. Kurz nach dem Start in Jakarta stürzte die Maschine ins Meer.

Der Chef der indonesischen Flugsicherheitsbehörde, Soerjanto Tjahjono, bestätigte am Donnerstag in Jakarta lediglich, dass der Mann im Rahmen der laufenden Ermittlungen befragt wurde. Zu Berichten, wonach nur mit Hilfe des dritten Piloten eine Katastrophe verhindert worden sei, wollte er keine Stellung nehmen.

Überreste des Flugzeugwracks der Ethiopian Airlines am Absturzort in der Nähe von Bishoftu südlich von Addis Abeba. Bei dem Absturz wurden 157 Menschen getötet.
Überreste des Flugzeugwracks der Ethiopian Airlines am Absturzort in der Nähe von Bishoftu südlich von Addis Abeba. Bei dem Absturz wurden 157 Menschen getötet. © dpa | Mulugeta Ayene

Flugzeug in Äthiopien hatte ähnliche Probleme

Der Fall des Modells 737 Max 8 wurde in diesem Monat auf grausame Weise wieder aktuell. Eine baugleiche Maschine der Fluglinie Ethiopian Airlines verunglückte kurz nach dem Start, alle 157 Passagiere und Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.

Bei dem Flugzeug-Absturz in Äthiopien starben auch fünf Deutsche. Ein Grieche überlebte nur, weil er seinen Flug verpasste.

Nach der Auswertung des Flugschreibers gibt es immer mehr Hinweise, dass die Abstürze ähnliche Ursachen haben. Auch beim Absturz in Äthiopien habe es Probleme mit der Automatik gegeben.

Staaten verhängen Flugverbot – Boeing entwickelt Software-Patch

Der Fall hat weitreichende Konsequenzen für die Luftfahrt. Mehrere Staaten haben ein Flugverbot für das Modell verhängt.

Kommentar: Boeing 737 Max 8: Nach Abstürzen fliegt die Angst wieder mit

Auch Hersteller Boeing hat reagiert. Der Flugzeugbauer entwickelt einen Software-Patch und entsprechende Installationsprogramme für die Baureihe 737 Max. Das teilte die US-Luftfahrtbehörde FAA am Mittwoch (Ortszeit) mit. Auch sei ein entsprechendes Ausbildungsprogramm für Flugzeugbesatzungen vorbereitet worden. Die Behörde betrachte die Installation der Software und die Ausbildung als „Priorität“.

Ethiopian Airlines dementiert Bericht, dass Piloten nicht ausreichend geschult waren

Die Fluggesellschaft Ethiopian Airlines hat auf einen Bericht der „New York Times“ reagiert, wonach der Pilot der Absturzmaschine kein Training im Flugsimulator für die Boeing 737 Max 8 absolviert haben soll. Die Zeitung stützte sich dabei auf der Airline nahe stehende anonyme Quellen.

Die Fluggesellschaft nannte den Bericht „enttäuschend“. Die Piloten hätten das von Boeing empfohlene und von der US-Luftfahrtbehörde FAA genehmigte Übergangstraining von der Boeing 737 NG auf das Nachfolgemodell Boeing 737 MAX vor dessen Flottenintegration absolviert, teilte die Fluggesellschaft am Donnerstag mit. Zudem seien die Piloten über die Richtlinien, die nach dem Absturz der Lion-Air-Maschine in Indonesien im Oktober von der FAA herausgegeben wurden, informiert worden.

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Ethiopian Airlines fügte hinzu, dass der Flugsimulator für die 737 Max 8 nicht dafür ausgelegt war, die Probleme der inzwischen umstrittenen Steuerungssoftware MCAS zu simulieren.

US-Verkehrsministerium ermittelt: War Sicherheits-Einstufung korrekt?

Eine Frau betrauert bei einer Gedenkveranstaltung die Toten des Absturzes in Äthiopien.
Eine Frau betrauert bei einer Gedenkveranstaltung die Toten des Absturzes in Äthiopien. © Getty Images | Jemal Countess

Die US-Verkehrsministerin Elaine Chao hatte am Dienstag angeordnet, dass ihr Ministerium überprüft, ob bei der Sicherheits-Zertifizierung der neuen Boeing-737-Max-Flugzeuge im Jahr 2017 alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Der Generalinspekteur des Ministeriums solle den Fall untersuchen.

Auch das FBI hat sich laut der „Seattle Times“ den Ermittlungen des Verkehrsministeriums angeschlossen.

Das Ministerium bestätige oder dementiere solche Ermittlungen prinzipiell nicht, sagte ein Sprecher. Nach zwei Flugzeugabstürzen in weniger als einem halben Jahr wird die Zulassung von Boeings 737 Max Jets durch die US-Luftfahrtbehörde FAA inzwischen mit großem Argwohn betrachtet.

Skepsis ruft vor allem die Freigabe der umstrittenen Steuerungssoftware MCAS hervor, die laut Unfallermittlern eine entscheidende Rolle beim Absturz einer 737 Max 8 Ende Oktober in Indonesien spielte und auch beim jüngsten Crash einer solchen Maschine in Äthiopien als mögliche Ursache in Betracht kommt. (dpa/mein)

Update: Pannen-Boeing 737 Max 8 – noch ein Fehler in der Software