Essen. Das ZDF setzt die Serie „Tonio und Julia“ fort: Jeweils donnerstags erscheinen nun wieder neue Folgen. Lohnt sich das Einschalten?

Ein bisschen „Dornenvögel“, ein bisschen „Romeo und Julia“, ein bisschen „Verbotene Liebe“: Das sind die bewährten Zutaten der ZDF-Reihe „Tonio und Julia“. Vier Millionen Zuschauer sahen im vergangenen Jahr die ersten beiden Filme um den katholischen Priester Tonio (Maximilian Grill) und die Psychologin Julia (Oona Devi Liebich).

Die beiden waren als Teenager ineinander verliebt, und seit Julia als Familientherapeutin im Dienst der Kirche ins bayerische Bad Tölz zurückgekehrt ist, flammen die alten Gefühle regelmäßig wieder auf; wenn da bloß der vermaledeite Zölibat nicht wäre. Nach dem Erfolg setzt das ZDF die Reihe nun mit vier neuen Folgen jeweils donnerstags fort.

Die Tonlage ist dezent alpin – man ist es den Fans des pausierenden „Bergdoktors“ schuldig, der bis vor Kurzem auf diesem Sendeplatz Top-Quoten erreichte. Maßvoll ist auch der Kitschfaktor, obwohl das Grundmotiv – Leidenschaft kontra Gewissenslast – Schlimmstes befürchten lässt. Tatsächlich aber verknüpft Regisseur Stefan Bühling („Heldt“, „SOKO Potsdam“) das Schicksal seiner Hauptfiguren mit einer weitgehend gefühlsechten Geschichte. Für Spannung sorgt zunächst mal der Umstand, dass Tonio nicht länger mit Julia zusammenarbeiten möchte.

Zusammenspiel von geistlicher Seelsorge und moderner Therapie

Bevor sich ihre Wege auch beruflich wieder trennen, sind sie allerdings gemeinsam als Seelsorger und Therapeutin gefragt: Ben (Niklas Nißl) hat sich nach einem Streit mit seiner Freundin Nele ins Auto seiner Eltern gesetzt, ist gegen einen Baum gefahren und liegt nun schwer verletzt im Krankenhaus. Besonders tragisch dabei: Der junge Mann war eine große Hoffnung im Eishockey, aber in Folge des Unfalls muss ihm ein Bein amputiert werden.

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Natürlich machen sich alle Beteiligten Vorwürfe, allen voran der Vater (Heikko Deutschmann) und die Freundin (Pia Soppa); bloß die Mutter (Catherine Flemming) nicht, dabei ist sie letztlich schuld an dem Unglück. Interessant ist das Zusammenspiel zwischen geistlicher Seelsorge und moderner Therapie, doch allzu sehr vertieft wird dieser Aspekt nicht.

Humor einer Nebenfigur zündet

Filmisch orientiert sich „Schuldgefühle“ dann auch am bewährten Muster des „Herzkinos“ im ZDF. Dazu gehört neben den diversen Kameraflügen über die Landschaft auch eine Musik, die stets erahnen lässt, welche Stimmung die Handlung gleich anschlagen wird. Grundsätzlich signalisieren die gefälligen Melodien (Micki Meuser) im Verbund mit den überwiegend freundlich-hellen Bildern jedoch, dass sich das Publikum dem Film unbesorgt anvertrauen kann.

Deshalb verzichtet Regisseur Bühling auch auf einen naheliegenden Spannungsverstärker: Die Kamera zeigt nach dem Unfall zwar in Nahaufnahme, wie Benzin austritt, aber was auf anderen Sendeplätzen wegen der drohenden Explosionsgefahr für Nervenkitzel gesorgt hätte, verpufft hier völlig folgenlos. Stattdessen zündet der Humor einer Nebenfigur: Lambert Hamel darf als Generalvikar wie in den meisten seiner Altersrollen lustige Akzente setzen. Fazit: Eine gut proportionierte Dosis Kitsch.

• Donnerstag, 7. März, 20.15 Uhr

Die neue Folgen in der ZDF-Mediathek