Berlin. Die autonome Regierung Mallorcas plant ein Gesetz, das den Verkauf von Einwegplastik verbieten soll. Auch Touristen trifft das Verbot.

Plastikdeckel, Wattestäbchen oder Strohhalme gehören eigentlich nicht zu den Dingen, die Urlauber an einem Sandstrand erwarten. Auf der Urlaubsinsel Mallorca zählt Plastikmüll dieser Art aber zu den Dingen, die am meisten an den Strand gespült werden. Die autonome Regierung auf Mallorca will den Müllbergen an den Küsten der Insel aber den Garaus machen – mit einem Umweltgesetz, das noch in diesem Jahr in Kraft treten könnte.

Einwegplastiktüten, Plastikgeschirr, aber auch Einwegrasierer oder Lutscherstängel und Feuchttücher sollen einem Gesetzentwurf zufolge aus den Einkaufsregalen von Geschäften verbannt werden. „Statt uns auf die Entsorgung von Abfall zu fixieren, wollen wir vermeiden, dass der Müll überhaupt entsteht“, sagt Sebastià Sansó vom balearischen Umweltministerium.

Plastik-Verbot könnte noch 2019 kommen

In den Geschäften sollen ab 2020 stattdessen nur noch kompostierbare Alternativen verkauft werden. Das Verbot von P lastiktüten könnte noch 2019 wirksam werden. Auch gegen Kaffeekapseln will die Regionalregierung Mallorcas streng vorgehen: Diese müssen künftig entweder kompostierbar sein oder an den Produzenten zurückgeschickt werden.

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    Der Regierung gehe es mit dem Gesetz nicht um Verbote, sondern darum, dass die Geschäfte auf wiederverwertbare Alternativen zurückgreifen, betont der Generaldirektor für Abfallpolitik Sansó. Sollte der Gesetzentwurf abgesegnet werden, käme die mallorquinische Regierung damit einem Beschluss der Europäischen Union zum Verbot von Plastikmüll zuvor.

    Laut einer kürzlich verabschiedeten EU-Richtlinie sollen ab 2021 Einweg-Plastikverbote in allen Ländern der Europäischen Union umgesetzt werden. Trinkhalme, Teller, Luftballonstäbe oder Kaffee-Rührstäbe aus Plastik dürfen demnach nicht mehr verkauft werden. Große Konzerne wie Starbucks, Rewe und Lidl hatten bereits auf die Verabschiedung der Richtlinie reagiert.

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    Auswirkungen besonders auch für Mallorca-Touristen

    Die autonome Regierung Mallorcas will mit ihrem Gesetzentwurf aber noch weiter gehen. Denn Sansó macht besonders auch die Tourismusbranche verantwortlich für einen großen Teil des Abfalls. „Wir haben nur ein begrenztes Territorium, dessen Umwelt empfindlich ist, und zugleich eine überwiegend touristische Industrie, die den Gebrauch von Plastikprodukten in die Höhe treibt“, sagt der Direktor für Abfallpolitik.

    Auch Mallorca-Urlauber könnten die Folgen des geplanten Abfallgesetzes zu spüren bekommen.
    Auch Mallorca-Urlauber könnten die Folgen des geplanten Abfallgesetzes zu spüren bekommen. © dpa | Clara Margais

    Mallorca-Urlauber könnten die Folgen des neuen Abfallgesetzes also besonders zu spüren bekommen: Denn der Entwurf sieht auch vor, dass Hotels und Gaststätten ab 2019 keine Einwegflaschen mehr anbieten dürfen. Stattdessen sollen sie kostenlos Leitungswasser an Gäste oder Passanten ausgeben.

    Urlaubsinsel kämpft seit Jahren mit massiven Müllproblemen

    Gerade im Sommer fällt auf der Baleareninsel besonders viel Müll an. Umweltorganisationen auf Mallorca sammeln regelmäßig Berge an Plastikmüll an den Stränden der Insel auf, insbesondere auch an Stadtstränden Palmas.

    Im August 2018 haben Müllboote vor den Küsten Mallorcas 13,3 Tonnen Abfälle aus dem Meer gefischt, das berichtet das „Mallorca Magazin“. Bei mindestens der Hälfte des Mülls soll es sich dabei um Plastikabfälle gehandelt haben, heißt es weiter.

    Im Umweltministerium Mallorcas ist man zuversichtlich, dass sich der Gesetzentwurf durchsetzen wird und man dem Müllproblem der Insel damit künftig entgegenwirken kann. „Das Gesetz ist sehr mutig und vielleicht auch etwas riskant“, gibt Sebastià Sansó zu. „Aber wir müssen es wagen, wenn wir wollen, dass sich etwas bewegt.“ (tan)

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