Emmendingen. Ein 18-Jähriger hatte offenbar nicht gehört, dass ein Zug kam, als er auf die Straße trat. Er trug Kopfhörer - und war sofort tot.

Gemeinsam warteten sie auf den Bus, vier Bekannte, Sonntag in Emmendingen (Baden-Württemberg). Es war 19.45 Uhr, als das Leben des einen endete. Offenbar aufgrund einer Unachtsamkeit.

Denn der 18-Jährige war auf die Gleise vor der Haltestelle getreten, an der auch Züge vorbeikommen. Unbedacht, und vor allem abgeschirmt, denn er trug Kopfhörer. Die Polizei geht davon aus, dass der junge Mann nicht gehört hatte, dass sich ein Zug näherte.

Der Zug erfasst den 18-Jährigen. Er hatte keine Überlebenschance.

18-Jähriger von Zug erfasst – Schuld offenbar Musik aus Kopfhörern

Die Kriminalpolizei schließt laut einer Mitteilung aus, dass jemand anderes an dem Unglück beteiligt war. „Nach aktuellen Erkenntnissen hatte der 18-Jährige Ohrstöpsel getragen und den herannahenden Zug nicht gehört“, erklärt Pressesprecher Walter Roth.

Die drei etwa gleichaltrigen Begleiter des Verunglückten erlitten einen Schock und mussten entsprechend betreut werden, so Roth in der Mitteilung.

Immer wieder kommt es zu Unfällen, weil Menschen durch Musik abgelenkt sind. Viele Kopfhörer werben mit „Noise cancelling“-Funktionen, also dem Ausblenden von Umgebungsgeräuschen für einen besseren Hörgenuss – das erhöht aber auch die Gefahr, dass Gefahren nicht bemerkt werden.

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Das muss man wissen zu Kopfhörern im Straßenverkehr

  • Es ist nicht verboten, als Fußgänger oder Radfahrer Musik zu hören
  • Studien belegen, dass schon leise Musik die Aufmerksamkeit erheblich beeinträchtigt
  • Die Zahl der Unfälle, bei denen ein Beteiligter Musik hörte, steigt seit Jahren

Kopfhörer im Straßenverkehr – Reaktionsvermögen nimmt schnell ab

Der Spitzenverband „Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung“ empfiehlt deshalb auf seiner Website, auf das Tragen von Kopfhörern zu verzichten. Online berichtet der Verband von einem Experiment des Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG).

Dabei wurden Versuchspersonen nacheinander acht unterschiedliche Verkehrsgeräusche dargeboten, auf die sie jeweils mit Tastendruck reagieren mussten. „Hierbei hörten sie entweder keine, leise oder laute Musik über on-ear- oder in-ear-Kopfhörer.“ In-ear sind nicht nur am, sondern im Ohr sitzend.

Das Ergebnis: „Es zeigt sich, dass sich die Reaktionszeiten unter den Musik-Bedingungen deutlich verlängern im Vergleich zur Kontrollbedingung ohne Musik.“ Auch bereits bei leiser Musik könne sich die Reaktionszeit um die Hälfte erhöhen.

Nicht immer enden die Unfälle tödlich. Ein 25-Jähriger aus Herford etwa hatte extremes Glück, dass er den Zusammenstoß mit einem ICE überlebte.

Ein Fünftel der Radfahrer und Fußgänger hört Musik – mit hohem Unfallrisiko

Die Zeitschrift „Injury Prevention“ veröffentlichte bereits vor einigen Jahren Ergebnisse einer Studie aus den USA. Dort hatte sich die Zahl der Menschen, die Musik hörten und bei Unfällen schwer verletzt wurden, verdreifacht.

Dass Menschen sich unterwegs beschallen lassen, ist dabei immer seltener Ausnahme und immer häufiger Regel: „Nach einer Befragung des Deutschen Verkehrssicherheitsrates waren 2015 rund 22 Prozent der Fußgänger und 19 Prozent der Radfahrer zumindest hin und wieder mit Kopfhörern im Straßenverkehr unterwegs“, berichtet die Dekra. „Bei den Jüngeren bis 34 Jahre war es sogar rund jeder zweite.“

Verboten ist die Nutzung übrigens nicht. (ses)