Berlin. Jörg Kachelmann kehrt zurück ins Fernsehen. Ab Freitag moderiert er die MDR-Talkshow „Riverboat“. Was bedeutet das Comeback für ihn?

Für Jörg Kachelmann scheint es sich anzufühlen wie eine endgültige Rehabilitation. Am Freitag kehrt der Wetterexperte als Moderator der MDR-Talkshow „Riverboat“ (22 Uhr) zurück ins Fernsehen. Ein Schritt mit großer Bedeutung für den 60-Jährigen, wie er der „Zeit“ sagte: „Ich kriege mein Leben zurück.“

Das Leben, von dem er spricht, in dem ihn in Deutschland jeder als den Wettermann der ARD kannte, endete im März 2010. Eine frühere Geliebte behauptete, von Kachelmann vergewaltigt worden zu sein. Festnahme, Schlagzeilen, Anklage, Prozess.

Und obwohl er bereits im Mai 2011 vom Landgericht Mannheim freigesprochen wurde, die Aussage der Frau als „vorsätzlich wahrheitswidrig“ entlarvt wurde, obwohl später sowohl seine Ex-Geliebte als auch der Springer-Verlag für Schadenersatz aufkommen mussten, scheint das TV-Comeback für Kachelmann noch ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Normalität zu sein.

Wir haben seine wichtigsten Aussagen über die letzten Jahre und den Neuanfang bei „Riverboat zusammengefasst:

Jörg Kachelmann über...

... die Bedeutung seines Comebacks im Fernsehen: Es sei im Laufe der vergangenen sieben Jahre immer weniger geworden, was man ihm vorwerfen konnte, sagte Kachelmann der „Zeit“: „Aber das kam immer: Wenigstens darf er nicht mehr ins Fernsehen!“

Das sei für ihn der Grund gewesen, wieder als TV-Moderator aufzutreten.

... sein Lampenfieber: „Früher hatte ich das zugegebenermaßen praktisch nicht. Aber ohne diese Routine habe ich es natürlich. Ich hoffe, dass ich das gut mache und nicht langweilig bin. Ich hatte diese Pause. Gewisse Basisreflexe gehen noch, aber mein Ziel ist es, dass man möglichst nicht merkt, dass ich zehn Jahre älter geworden bin. Vor der ersten Sendung bin ich erstmal voller Sorgen und Ängste. Das ist mein jetziger Zustand.“

Jörg Kachelmann an der Seite von Kim Fisher, mit der er ab Freitag das „Riverboat“ beim MDR moderiert.
Jörg Kachelmann an der Seite von Kim Fisher, mit der er ab Freitag das „Riverboat“ beim MDR moderiert. © dpa | Sebastian Willnow

... „Riverboat“: „Ich habe das „Riverboat“ schon in verschiedenen Phasen meines Lebens moderiert (mit Unterbrechungen von 1997 bis 2009; Anm. d. Red.) und jetzt zum vierten Mal. Das Angebot war einfach schön. Ich habe mich darüber gefreut und es gerne angenommen.

Man erinnert sich zum Glück nicht an die langweiligen Sendungen, die wir auch gemacht haben. Das ist auch der Druck, der auf mir lastet: Dass es diese Verklärung gibt und man denkt, damals sei es immer lustig gewesen. Aber es war gar nicht der Fall. Dazu kommt: Diese Sendung ist sehr erfolgreich. Deswegen ist es jetzt ein schwerer Einstiegsmoment für mich.“

... seiner Twitter-Nutzung: Mit ihm habe „jahrelang kein Journalist sprechen“ wollen, sagte Kachelmann der „Zeit“, daher habe er selbst sich in den sozialen Medien Gehör verschafft.

Kachelmann: „Ich hatte natürlich das Glück, dass ich mich auf Twitter äußern und eine Art Paralleluniversum erschaffen konnte.“ Vor allem auch seine scharfe Kritik an einigen Medien äußerte er bei dem Kurznachrichtendienst immer wieder.

„Ich stehe zu dem, was ich da geschrieben habe. Ich habe auch nichts gelöscht“, sagte Kachelmann der Deutschen Presse-Agentur. „Zu dem Zeitpunkt, als ich das geschrieben habe, habe ich das so empfunden. Ich habe den Umgang mit mir damals als ungerecht empfunden. Aber es ist natürlich klar, dass sich das jetzt erledigt hat. Den Grund, eine Unzufriedenheit zum Ausdruck zu bringen, gibt es nicht mehr. Im Übrigen finde ich es auch ganz schlimm, wenn Menschen ihre Meinung nie ändern. Ich bin generell ein großer Verzeiher, Vergeber und Vergesser.“

... eine mögliche Rückkehr ins Erste: Ein Comeback als Wetter-Ansager im Ersten könne er sich nicht vorstellen, sagte Kachelmann der „Zeit“. Und er ist sich sicher: „Die ARD wird mich auch nicht fragen.“

Freitag, 4. Januar, 22 Uhr, MDR: „Riverboat“

(dpa/epd/ba)