Berlin. Teilnehmer beschweren sich über Blutwurst auf dem Buffet der Islamkonferenz. Laut Innenministerium gab es eine Auswahl vieler Speisen.
Der Koran sieht bestimmte Speisevorschriften vor: Es ist allgemein bekannt, dass Schweinefleisch für Muslime haram, also verboten ist. Doch auch Blut spielt eine zentrale Rolle in der Religion.
Die Flüssigkeit gilt als unrein, sobald sie den Körper verlassen hat. Welche deutsche Wurstspezialität dürfte also nach diesen beiden Informationen das denkbar ungünstigste Häppchen für eine Islamkonferenz sein? Richtig, die Blutwurst.
Das Innenministerium ließ sich dennoch nicht davon abhalten, die rustikale Kochwurst aus Blut und Schweinefleisch auf der 12. Deutschen Islamkonferenz in Berlin zu servieren, auf der naturgemäß auch viele muslimische Teilnehmer zusammenkamen.
Der WDR-Journalist Tuncay Özdamar berichtete auf Twitter von der Bereitstellung der Wurst, die alles andere als halal, also erlaubt, ist.
AfD-Frau Weidel sieht ein „Blutwurstgate“
Özdamar forderte in dem Zuge einen respektvolleren Umgang mit Muslimen, die auf Schweinefleisch verzichten – und lieferte mit seinem Tweet eine Steilvorlage für eine Empörungswelle.
Grünen-Politiker Volker Beck sprang Özdamar zur Seite. Tatsächlich sei bei der Auswahl der Speisen noch „Luft nach oben“ vorhanden gewesen: „Vielfalt wahrnehmen heißt auch unterschiedliche Gewohnheiten berücksichtigen.“
Die AfD reichte den Vorfall sofort an die Grafikabteilung weiter, um Fraktionsvorsitzende Alice Weidel auf einer Fotomontage vor dekorativ angerichteten Blutwürsten in die Kamera lächeln zu lassen. „Wir lassen uns unsere Lebensart nicht nehmen!“, verkündet sie in Bezug auf das „Blutwurstgate im Innenministerium“.
Am Freitag äußerte sich schließlich das Bundesinnenministerium selbst zu den Vorwürfen. Es hätten insgesamt 13 verschiedene Speisen zur Auswahl gestanden, die halal, vegetarisch, mit Fleisch oder Fisch gewesen seien. Zudem sei das Buffet mit deutlichen Kennzeichnungen versehen gewesen.
Ali Baş, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Grüne Muslime in Nordrhein-Westfalen und Vorsitzender der Alhambra-Gesellschaft, schildert die kulinarische Situation auf der Islamkonferenz gegenüber Watson.de allerdings deutlich komplizierter. Die Blutwurst habe sich nicht auf dem deutlich deklarierten Buffet befunden, sondern auf Häppchen-Tabletts.
Blutwurst war großes Thema am Buffet
„Das Fingerfood war nicht gekennzeichnet und bei den schlechten Lichtverhältnissen schwer zu erkennen“, sagte er dem Online-Magazin. Viele muslimische Teilnehmer hätten unwissend zugreifen wollen, bevor sich Baş beim Personal nach der Fleischsorte erkundigte.
Anschließend sei die Blutwurst Thema bei vielen empörten Gästen gewesen. Am zweiten Tag sei das Catering aber immerhin frei von Schweinefleisch gewesen.
Viele Muslime verzichten komplett auf Fleisch, wenn nicht erkennbar ist, ob das Tier rituell geschlachtet wurde. Tatsächlich ähnelt Blutwurst optisch aber Sucuk, die in der Türkei und in vielen arabischen Ländern häufig auf dem Speiseplan steht und voll und ganz halal ist.