Berlin. Ein Amerikaner wollte bei einem Tandemsprung die Aussicht genießen. Dann musste er zwei Minuten heftig kämpfen – es ging um sein Leben.

Es wirkt wie ein Thriller: Den meisten Menschen geht der Puls schon schneller, wenn sie das Video nur sehen. Doch es ist kein Hollywood-Film – und Chris Gursky ist kein Zuschauer. Mehr als eine Millionen Menschen haben auf YouTube das Video gesehen, wie er mit einem Tandemdrachen über das Berner Oberland fliegt. Oder besser: an einem Drachen.

Denn der US-Amerikaner war nicht vernünftig gesichert – und hing zwei Minuten und 14 Sekunden lang nur an einer Stange des Drachen, hielt sich mit eigener Kraft über dem Abgrund. Es grenzt an ein Wunder, dass er am Ende nur verhältnismäßig leichte Verletzungen davontrug.

Nach dem Start sackt der Amerikaner sofort ab

Gursky machte mit seiner Frau Gail Urlaub in Interlaken in der Schweiz und buchte für das Paar zwei Tandemflüge, jeweils einer der beiden Amerikaner flog mit einem professionellen Anleiter. Doch einer der Profis machte einen schlimmen Fehler.

Beim Start ist sofort zu sehen, dass Gursky nicht vernünftig gesichert ist. Statt, wie bei Tandemsprüngen üblich, an dem Piloten zu hängen, rutscht sein Körper hinab. „Ich habe schnell bemerkt, dass ich nicht befestigt bin“, sagt Gursky in dem Video, das er selbst hochgeladen hat und den Sprung zeigt. Das Problem: Der Flug führt schnell über ein Waldstück – Landung unmöglich.

Er rechnete fest mit seinem Ende

„Mein Körpergewicht verlagerte sich geradewegs nach unten – und ich hing an meinem Leben. Ich erinnere mich, dass ich nach unten geschaut und gedacht habe: Das ist es.“ Er habe fest mit seinem Ende gerechnet.

Der Pilot versucht, eine Hand des Amerikaners zu greifen, als diese die Stange loslässt und er nur noch an der anderen Hand hängt. Es gelingt den beiden kurz, sich zu fassen zu kriegen. Doch Gurskys Hand rutscht langsam heraus. Dann greift er nach einem Gurt unterhalb des Gesäßes des Piloten. Auch das gelingt kurz. Auf Facebook schreibt er, er gehe davon aus, dass seine Hand einen Abdruck in der Stange hinterlassen habe, so sehr habe er zugedrückt.

Am Ende „nur“ ein Bruch und ein Sehnenriss

Zwei Minuten dauert das unglaubliche Drama, bis sie endlich im Tal ankommen und unsanft – Gursky mit den Füßen voran – auf einer grünen Wiese landen. Final bricht er sich das Handgelenk, eine Bizepssehne reißt. Gursky bekommt eine Titanplatte eingesetzt – nicht schön, aber es hätte wohl deutlich schlimmer ausgehen können.

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Er sieht das Ganze inzwischen mit ordentlich Humor: „Gails Flug war fantastisch“, schreibt er bei Facebook. „Ich kann Hang Gliding immer noch nicht von meiner Wunschliste streichen, bis ich mal einen Flug vollende – vielleicht in Norwegen...?“

Dem Piloten aus der Schweiz habe er inzwischen verziehen. Das amerikanische Magazin „Cross Country“ versuchte herauszufinden, welche Firma den Flug organisiert hat, scheiterte dabei aber bisher. Ein in Interlaken ansässiges Unternehmen sagt, man sei nicht verantwortlich gewesen, man sehe aber, dass es sinnvoll sei, anfangs nicht über Bäume zu fliegen. (ses)