Gelsenkirchen. Ein Arzt hat wegen des Films „Elternschule“ eine Gelsenkirchener Klinik angezeigt. Nun prüft das NRW-Gesundheitsministerium den Fall.

Nach Gewaltvorwürfen gegen die Kinder- und Jugendklinik im Gelsenkirchener Stadtteil Buer ist nun auch das NRW-Gesundheitsministerium aktiv geworden. Anlass war die von einem Kinderarzt erstattete Strafanzeige gegen die Klinik wegen des Verdachts auf Misshandlung und Klagen des Deutschen Kinderschutzbundes über im Dokumentarfilm „Elternschule“ gezeigte Szenen, die auf Gewaltanwendung hinwiesen.

Zuletzt hat auch die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in einer Stellungnahme herbe Kritik an den im Film gezeigten Therapiemethoden geübt.

Die Filmdokumentation „Elternschule“ begleitet eine mehrwöchige Behandlung von psychosomatisch erkrankten Klein- und Vorschulkindern mit unter anderem massiven Ess- und Schlafstörungen. In dem Film wird etwa gezeigt, wie Kinder mit Schlafstörungen allein in einem dunklen Schlafzimmer die Nacht verbringen – und irgendwann durchschlafen können.

Gab es Freiheitsentziehung?

Die Kinder- und Jugendklinik in Gelsenkirchen wurde im Film „Elternschule“ begleitet.
Die Kinder- und Jugendklinik in Gelsenkirchen wurde im Film „Elternschule“ begleitet. © dpa | Roland Weihrauch

Der Film und die Kritik daran war auch Thema im NRW-Familienausschuss. Aufgrund der Vorwürfe von Experten soll nun geklärt werden, ob es bei den Therapien Freiheitsentziehungen gab und falls ja, ob die erforderlichen Genehmigungen dafür vorlagen. Diese Prüfung läuft.

Die geäußerte Kritik an dem Film, so heißt es im Ministeriumsbericht, sei aufgrund der Filmsichtung zwar nachvollziehbar. Ein Film könne aber „nicht aufklären, ob ärztliche und therapeutische Maßnahmen gegen Berufspflichten verstoßen.“

Die Ärztekammer Westfalen-Lippe und die Psychotherapeutenkammer NRW sollen nun die Arbeit der Klinik bewerten. Die Klinik selbst verweist auf ihre „leitliniengerechte und wissenschaftlich abgesicherte Arbeit“ sowie positive Stellungnahmen renommierter Fachgesellschaften wie der AG für Pädiatrische Psychosomatik in der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (AGPPS) und der Deutschen Gesellschaft für Psychologie.

Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.