Offenbach. Der Wetterdienst hatte gewarnt, doch Sturm „Siglinde“ hat für keine größeren Schäden gesorgt. Das nächste Tief steht aber vor der Tür.

Der „goldene Oktober“ ist vorbei, nun ist es stürmisch: Deutschland stand vier Wochen nach Sturmtief „Fabienne“ der nächste große Herbststurm bevor: „Siglinde“.

Der Norden musste sich am Dienstag auf eine leichte Sturmflut einstellen. Schwere Sturmböen bliesen an der Küste laut Deutschem Wetterdienst (DWD) aus Richtung West, später aus Nordwest. Fährverbindungen wurden eingestellt.

In Hamburg wurde am frühen Abend der berühmte Fischmarkt auf St. Pauli vom Elbwasser überflutet. Der Scheitelpunkt am Pegel St. Pauli lag am Nachmittag bei 1,64 Meter über dem mittleren Hochwasser.

Die Nacht verlief laut Hamburger Polizei „unauffällig“. Der Scheitelpunkt am Pegel erreichte gegen fünf Uhr morgens seinen Höchstwert von 1,08 Metern über dem mittleren Hochwasser, wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie mitteilte.

Norden kommt nicht zur Ruhe

In der Region Hannover hatte die Feuerwehr mit dem Herbststurm zu kämpfen. „Siglinde“ fachte einen Torfbrand an und erschwerte die Löscharbeiten. „Der Wind macht uns extreme Probleme beim Löschen“, sagte ein Feuerwehrsprecher dem NDR. Am Mittwochmittag war der Brand unter Kontrolle.

Der Norden bekommt aber auch in den kommenden Tagen Ausläufer des Tiefs zu spüren. An den Küsten muss am Mittwoch nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wieder mit teils schweren Sturmböen gerechnet werden. „Siglinde zieht am Mittwoch in Richtung Russland ab. Daher weht bis Donnerstag wieder etwas weniger Wind“, sagte ein DWD-Sprecher.

Doch es kündigt sich bereits das nächste Tief an: „Tina“, dessen Ausläufer von der Ostsee her für stürmische Böen sorgen.

Windstärke 12 auf dem Brocken

„Siglinde“ war am Dienstag durch weite Teile Deutschlands gewirbelt. Besonders stark stürmte es im Harz. Die Harzer Schmalspurbahn stellte am Dienstag ihren Zugverkehr auf der Strecke zwischen Drei Annen Hohne und dem Brocken ein. „Ein normaler Mensch kann da nicht mehr stehen, wenn er sich nicht extrem festhält“, sagte Sebastian Balders vom DWD in Leipzig zur zeitweiligen Windstärke 12 auf dem Brocken.

Am Mittwochvormittag soll es auf dem Brocken und dem Fichtelberg in Sachsen noch orkanartige Windböen der Windstärke elf geben. Ab dem Mittag lässt aber auch dort der Wind nach. Meldungen zu nennenswerten Schäden in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gab es zunächst nicht.

Weil das Wetter zu schlecht war, musste die Bundeswehr am Dienstag eine Katastrophenschutzübung zunächst abblasen. „Im Ernstfall wären unsere Hubschrauber geflogen, für eine Übung war der Wind jedoch zu stark“, sagte ein Sprecher des Landeskommandos Schleswig-Holstein. Ein Sturmtief mit zum Teil orkanartigen Böen verlieh dem fiktiven Szenario zu reale Züge.

Herbststurm wirbelt durch Deutschland

Der Herbst ist da: Tiefdruckgebiet „Siglinde“ brachte am Dienstag Regen und orkanartige Böen nach Deutschland.
Der Herbst ist da: Tiefdruckgebiet „Siglinde“ brachte am Dienstag Regen und orkanartige Böen nach Deutschland. © dpa | Carsten Rehder
Für die Nordseeküste gab es eine Warnung vor einer Sturmflut mit schweren Sturmböen bis 100 Kilometer pro Stunde.
Für die Nordseeküste gab es eine Warnung vor einer Sturmflut mit schweren Sturmböen bis 100 Kilometer pro Stunde. © dpa | Hauke-Christian Dittrich
In Harlesiel wurden am Dienstagmorgen bereits die Strandkörbe in Sicherheit gebracht.
In Harlesiel wurden am Dienstagmorgen bereits die Strandkörbe in Sicherheit gebracht. © dpa | Hauke-Christian Dittrich
Lea und Felix freuten sich über das über die Hafenkante getretene Wasser der Nordsee.
Lea und Felix freuten sich über das über die Hafenkante getretene Wasser der Nordsee. © dpa | Hauke-Christian Dittrich
Der Sturm wehte den Sand über den Strand in Wangerooge. Mehrere Fährverbindungen wurden eingestellt.
Der Sturm wehte den Sand über den Strand in Wangerooge. Mehrere Fährverbindungen wurden eingestellt. © dpa | Peter Kuchenbuch-Hanken
Sie trotzten dem Wetter: Surfer bei Hochwasser in Sankt Peter-Ording.
Sie trotzten dem Wetter: Surfer bei Hochwasser in Sankt Peter-Ording. © dpa | Bodo Marks
In
In © dpa | Daniel Bockwoldt
Auch im Rest Deutschlands, so wie hier in Frankfurt, gab es orkanartige Böen.
Auch im Rest Deutschlands, so wie hier in Frankfurt, gab es orkanartige Böen. © dpa | Arne Dedert
Besonders stark stürmte es im Harz. Die Harzer Schmalspurbahn stellte am Dienstag ihren Zugverkehr auf der Strecke zwischen Drei Annen Hohne und dem Brocken ein. Auf dem Brocken (Foto) gab es zeitweilig die Windstärke 12.
Besonders stark stürmte es im Harz. Die Harzer Schmalspurbahn stellte am Dienstag ihren Zugverkehr auf der Strecke zwischen Drei Annen Hohne und dem Brocken ein. Auf dem Brocken (Foto) gab es zeitweilig die Windstärke 12. © dpa | Klaus-Dietmar Gabbert
In der Nacht zu Mittwoch beruhigte sich „Siglinde“. Ausläufer des Tiefs gibt es aber noch in den kommenden Tagen im Norden zu spüren.
In der Nacht zu Mittwoch beruhigte sich „Siglinde“. Ausläufer des Tiefs gibt es aber noch in den kommenden Tagen im Norden zu spüren. © dpa | Bernd Wüstneck
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    (dpa/jha)