Berlin . Die Nobelpreise werden zwar erst am 10. Dezember 2021 in Stockholm und Oslo verliehen. Wer sie erhält, erfährt man aber schon früher.

Alle Jahre im Oktober hat das große Rätselraten ein Ende: Denn dann wird bekanntgegeben, wer in diesem Jahr mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wird. Den Auftakt machen traditionell die drei Wissenschaftspreise. Beim anschließenden Nobelpreis für Literatur läuft es diesmal etwas anders. Wir erklären, was man jetzt über den Nobelpreis 2021 wissen muss.

Wer hat den Nobelpreis erfunden?

Alfred Nobel hat den nach ihm benannten Preis ins Leben gerufen. Der 1896 verstorbene schwedische Industrielle und Dynamit-Erfinder beauftragte das Parlament damit, jährlich Persönlichkeiten oder Organisationen für ihre Verdienste um die Menschheit zu ehren. In seinem Testament legte Nobel fest, dass für den Preis die Zinsen seines Vermögens verwendet werden sollten.

Welche Kategorien gibt es?

Der Preis wird in sechs verschiedenen Kategorien verliehen: Frieden, Literatur, Wirtschaft, Physik, Chemie und Medizin. Der Friedensnobelpreis ist besonders bekannt, er gilt als die weltweit wichtigste politische Auszeichnung. Geehrt werden soll, wer "am besten für die Verbrüderung der Völker gewirkt hat, für die Abschaffung oder Verminderung der stehenden Heere sowie für die Bildung und Verbreitung von Friedenskongressen".

Seit 1960 werden auch der Einsatz für Menschenrechte und seit 2004 das Wirken für die Umwelt geehrt.

Welche Preisträger sind schon bekannt?

Am Montag wurde der Nobelpreis für Medizin verliehen. Dieses Jahr wurden die beiden Molekularbiologen David Julius und Ardem Patapoutian geehrt. Die Entdeckungen durch die diesjährigen Nobelpreisträger "haben es uns ermöglicht zu verstehen, wie Wärme, Kälte und mechanische Kräfte die Nervenimpulse auslösen, die es uns ermöglichen, die Welt um uns herum wahrzunehmen und uns an sie anzupassen", hieß es vom Komitee.

Die Forscher verwendeten demnach druckempfindliche Zellen, um eine neue Klasse von Sensoren zu entdecken, die auf mechanische Reize in der Haut und in inneren Organen reagieren.

Wer sind die Favoriten für den Friedensnobelpreis 2021?

Dieses Jahr ging eine hohe Zahl von Vorschlägen beim Nobelkomitee in Oslo ein. Insgesamt 329 Nominierungen gibt es, davon 234 für Einzelpersonen und 95 für Organisationen.

Der Leiter des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio, Henrik Urdal, favorisiert in diesem Jahr die Journalistenorganisation "Reporter ohne Grenzen". Udal erklärte dem Evangelischen Pressedienst: "Das wäre ein Preis für die, die für den Schutz eines Eckpfeilers friedlicher Konfliktlösung arbeiten".

Wettbüros führen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Topanwärterin auf den diesjährigen Friedensnobelpreis. Weitere prominente Nominierte sind der russische Oppositionelle Alexej Nawalny, die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg, und die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja.

Wann werden die Preisträger verkündet?

Fünf Tage lang wird zunächst jeden Tag ein Preisträger verkündet:

  • 4. Oktober ab 11.30 Uhr: Medizin-Nobelpreis
  • 5. Oktober ab 11.45 Uhr: Physik-Nobelpreis
  • 6. Oktober ab 11.45 Uhr: Chemie-Nobelpreis
  • 7. Oktober ab 13 Uhr: Literaturnobelpreis
  • 8. Oktober ab 11.00 Uhr: Friedensnobelpreis
  • 11. Oktober ab 11.45 Uhr: Wirtschafts-Nobelpreis

Wo werden die Preise verliehen?

Während die meisten Nobelpreise in Schwedens Hauptstadt Stockholm vergeben werden, wird die Auszeichnung für Frieden im norwegischen Oslo überreicht. Nobel verfügte das so in seinem Testament. Warum, ist unbekannt. Zu Nobels Lebzeiten bildeten Schweden und Norwegen eine Union unter schwedischer Führung.

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Wie viel Preisgeld gibt es?

Der Nobelpreis ist in jeder Kategorie mit dem Gewinn von zehn Millionen schwedischen Kronen verbunden - das entspricht umgerechnet rund 985.000 Euro.

Welche Skandale ranken sich um die Auszeichnung?

Besonders der Literaturnobelpreis ist bekannt für Skandale. Als der Iran 1989 seine islamische Fatwa gegen Salman Rushdie verhängte, bezog die Akademie politisch nicht Stellung. Drei Mitglieder erklärten aus Protest ihren Austritt.

Der Franzose Jean-Paul Sartre lehnte den Literaturnobelpreis 1964 als bisher einziger freiwillig ab und erklärte stolz: "Jeder Preis macht abhängig."

Auch der Musiker Bob Dylan inszenierte 2016 ein kleines Drama: Erst verriet er nicht, ob er den Preis überhaupt annehmen will, dann kam er nicht zur Preisverleihung.

2018 war der Literaturnobelpreis sogar überhaupt nicht verliehen worden. Grund war ein Skandal um Missbrauchsvorwürfe, Korruption und die Rücktritte zahlreicher Akademie-Mitglieder. 18 Frauen hatten im Zuge der MeToo-Bewegung von sexuellen Übergriffen des Ehemanns eines Akademie-Mitglieds berichtet. Sogar Kronprinzessin Victoria soll unter den Opfer sein.

Kein Skandal, aber eine lustige Anekdote: Letztes Jahr war es schwer, den Nobelpreisträger für Wirtschaft ans Telefon zu bekommen. Ein Video der Panne ging schnell viral.

Wer war die erste Frau, die einen Nobelpreis erhielt?

Die Physikerin Marie Curie war 1903 die erste weibliche Preisträgerin. Das Komitee ehrte sie für die Entdeckung der Radioaktivität. 1911 erhielt sie einen zweiten Nobelpreis, diesmal in der Kategorie Chemie: Sie wurde für die Entdeckung und Erforschung der Elemente Radium und Polonium ausgezeichnet. Insgesamt erhielten bislang 52 Mal Frauen die begehrte Auszeichnung.

Wer ist die jüngste Preisträgerin?

Die bis jetzt jüngste Nobelpreisträgerin ist Malala Yousafzai, Friedensnobelpreisträgerin aus dem Jahr 2014. Bei der Bekanntgabe der Auszeichnung war die Kinderrechtsaktivistin aus Pakistan erst 17 Jahre alt. Die 16-jährige Greta Thunberg könnte er in diesem Jahr diesen Rekord wegschnappen.

Wer ist der älteste Preisträger?

Der 1922 im deutschen Jena geborene John Goodenough ist der bei seiner Wahl älteste Nobelpreisträger überhaupt - 2019 fiel die Entscheidung auf den Chemiker, der zusammen mit Stanley Whittingham und Akira Yoshino für die Entwicklung von Lithium-Ionen-Akkus auserkoren wurde.

Wer lehnte den Nobelpreis ab?

Zwei Preisträger lehnten den Nobelpreis aus eigenen Stücken ab: Jean Paul Sartre 1964, der aus Prinzip keine Ehrungen akzeptierte, und Lê Đức Thọ, der 1973 zusammen mit Henry Kissinger für die Aushandlung des Vietnam-Friedens ausgezeichnet werden sollte.

Vier Preisträger wurden zudem gezwungen, die Ehrung abzulehnen. Adolf Hitler untersagte den Chemikern Richard Kuhn und Adolf Butenandt sowie dem Mediziner Gerhard Domagk die Annahme. Die Sowjetunion sagte für den Autor Boris Pasternak ab.

(jr/cho/te/dpa/epd)