Jane Fonda erklärt: Darum leben Frauen länger als Männer
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Von Rüdiger Sturm
Los Angeles. Jane Fonda ist mit „Book Club“ zurück im Kino. Wir haben mit ihr über lebensändernde Erkenntnisse und Frauenfreundschaften gesprochen.
Wer Jane Fonda begegnet, für den bekommt das Stichwort „80 Jahre“ eine ganz neue Bedeutung. Denn die zweifache Oscar-Preisträgerin ist geistig hellwach und – obwohl sie längst ihre Mittagspause hätte antreten sollen – schlagfertig und erfrischend. Und obendrein darf sie sich mit dem Überraschungserfolg „Book Club – Das Beste kommt zum Schluss“ (aktuell im Kino) wieder als Filmstar feiern lassen.
In Ihrem Film „Book Club“ geht es effektiv nur um ein einziges Buch – „Fifty Shades of Grey“. Ist die Sadomaso-Romanze etwas, was Sie selbst in die Hand nehmen würden?
Jane Fonda: Das habe ich auch. Ich wollte schließlich mitreden können. Nicht dass ich das für großartige Anregungen gebraucht hätte. Ich habe in meinem Liebesleben auch so genug ausgekostet. Aber für viele Frauen in diesem Land war das Buch wichtig.
Was sehen Sie als zentrales Thema des Films?
Fonda: Er zeigt die Bedeutung von Frauenfreundschaften – und ich habe dieses Thema genau analysiert, weil ich herausfinden wollte, warum wir länger als Männer leben. Der Grund in der Kurzversion ist: Männer definieren sich evolutionär über den Erfolg auf der Jagd, während die Frauen es gelernt haben, in der Gemeinschaft zu leben und miteinander intensiv und emotional zu kommunizieren. Indes werden immer wieder Alpha-Männchen zum Präsidenten gewählt, die nach dem Beuteschema denken und kein Mitgefühl mitbringen.
Sie waren indes selbst mit Alpha-Männchen wie dem Medienmogul Ted Turner zusammen.
Fonda: Was soll ich sagen? Aber ich begann, mich eben erst nach meiner Scheidung mit dem Thema zu beschäftigen und alle möglichen Bücher zu lesen – um Männer endlich zu verstehen.
Sie äußern sich oft kritisch über das vermeintlich starke Geschlecht.
Fonda: Das war nicht so gemeint. Es waren ja alles sehr interessante Partner. Mit Ted Turner verstehe ich mich immer noch. Und ich hatte bis letztes Jahr auch eine sehr liebevolle Beziehung. Da habe ich erlebt, wie gütig Männer sein können. Aber ich will jetzt lieber meine Ruhe und meinen Tag gestalten, so wie ich das will. Zum Beispiel kriege ich auf diese Weise meine neun Stunden Schlaf ab. Deshalb habe ich mich wieder getrennt und habe nicht vor, wieder eine Beziehung einzugehen.
Gleichzeitig waren Sie für ganze Generationen von Männern ein Schönheitsideal. Was hielten Sie davon?
Fonda: Na ja, ich fand es nicht so toll, auf mein Aussehen reduziert zu werden. Als ich 1968 mein politisches Bewusstsein entdeckte, war mir klar, dass ich das ändern muss. Deshalb ging ich aus Europa in die USA zurück.
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Wie sehen Sie das Thema #MeToo? Bewegt Sie das auch?
Fonda: Und wie. Wir dürfen nur nicht aus dem Auge verlieren, dass es jetzt weitergehen muss. Die Geschichten der Opfer sind das eine, aber als Nächstes müssen wir die Institutionen verändern, damit sexuelle Belästigung und Missbrauch am Arbeitsplatz der Vergangenheit angehören. Eine wichtige Maßnahme hierfür ist die gleiche Bezahlung für die gleiche Arbeit.
Sie sprachen von Frauenfreundschaften. Pflegen Sie die auch selbst?
Fonda: Natürlich. Wenn du das nicht hast, ist es von der Wirkung so schlimm, als würdest du rauchen. Ich würde auch gerne meine Kolleginnen aus „Book Club“ zu meinen Freundinnen machen. Allerdings habe ich keine jahrzehntelangen Freundschaften – einfach, weil viele Frauen schon verstorben sind.
Was verschafft Ihnen Erfüllung?
Fonda: Meine Neugier. Es ist viel wichtiger, interessiert zu blieben als interessant. Viele Filmstars denken bloß daran, wie sie interessant sind – das macht sie geistig beschränkt. Aber wer sich ständig damit beschäftigt, wie das Leben funktioniert und wie andere Leute ticken, der bleibt immer jung. Außerdem will ich nichts bereuen müssen. Das habe ich bei meinem Vater erlebt.
Nämlich?
Fonda: Als er starb, habe ich begriffen, wie viele Dinge er bereut. Und da dachte ich mir: Was ich nicht mag, ist Bedauern. Denn dann ist es sowieso zu spät, etwas zu ändern. Genau diese Erkenntnis diktiert, wie ich lebe. Wenn ich mal das Ende erreiche, dann möchte ich mir so wenig vorwerfen wie möglich.