Los Angeles. Jane Fonda ist mit „Book Club“ zurück im Kino. Wir haben mit ihr über lebensändernde Erkenntnisse und Frauenfreundschaften gesprochen.

Wer Jane Fonda begegnet, für den bekommt das Stichwort „80 Jahre“ eine ganz neue ­Bedeutung. Denn die zweifache Oscar-Preisträgerin ist geistig ­hellwach und – obwohl sie längst ihre Mittagspause hätte antreten ­sollen – schlagfertig und erfrischend. Und obendrein darf sie sich mit dem Überraschungserfolg „Book Club – Das Beste kommt zum Schluss“ (aktuell im Kino) wieder als Filmstar feiern lassen.

In Ihrem Film „Book Club“ geht es effektiv nur um ein einziges Buch – „Fifty Shades of Grey“. Ist die Sadomaso-Romanze etwas, was Sie selbst in die Hand nehmen würden?

Jane Fonda: Das habe ich auch. Ich wollte schließlich mitreden können. Nicht dass ich das für großartige Anregungen gebraucht hätte. Ich habe in meinem Liebesleben auch so genug ausgekostet. Aber für viele Frauen in diesem Land war das Buch wichtig.

Was sehen Sie als zentrales Thema des Films?

Starke Frauen (v.l.): Diane Keaton als Diane, Candice Bergen als Sharon, Jane Fonda als Vivian und Mary Steenburgen als Carol in „Book Club“.
Starke Frauen (v.l.): Diane Keaton als Diane, Candice Bergen als Sharon, Jane Fonda als Vivian und Mary Steenburgen als Carol in „Book Club“. © dpa | Melinda Sue Gordon

Fonda: Er zeigt die Bedeutung von Frauenfreundschaften – und ich habe dieses Thema genau analysiert, weil ich herausfinden wollte, warum wir länger als Männer leben. Der Grund in der Kurzversion ist: Männer definieren sich evolutionär über den Erfolg auf der Jagd, während die Frauen es gelernt haben, in der Gemeinschaft zu leben und miteinander intensiv und emotional zu kommunizieren. Indes werden immer wieder Alpha-Männchen zum Präsidenten gewählt, die nach dem Beuteschema denken und kein Mitgefühl mitbringen.

Sie waren indes selbst mit Alpha-Männchen wie dem Medienmogul Ted Turner zusammen.

Fonda: Was soll ich sagen? Aber ich begann, mich eben erst nach meiner Scheidung mit dem Thema zu beschäftigen und alle möglichen Bücher zu lesen – um Männer endlich zu verstehen.

Sie äußern sich oft kritisch über das vermeintlich starke Geschlecht.

Fonda: Das war nicht so gemeint. Es waren ja alles sehr interessante Partner. Mit Ted Turner verstehe ich mich immer noch. Und ich hatte bis letztes Jahr auch eine sehr liebevolle Beziehung. Da habe ich erlebt, wie gütig Männer sein können. Aber ich will jetzt lieber meine Ruhe und meinen Tag gestalten, so wie ich das will. Zum Beispiel kriege ich auf diese Weise meine neun Stunden Schlaf ab. Deshalb habe ich mich wieder getrennt und habe nicht vor, wieder eine Beziehung einzugehen.

Gleichzeitig waren Sie für ganze Generationen von Männern ein Schönheitsideal. Was hielten Sie davon?

Fonda: Na ja, ich fand es nicht so toll, auf mein Aussehen reduziert zu werden. Als ich 1968 mein politisches Bewusstsein entdeckte, war mir klar, dass ich das ändern muss. Deshalb ging ich aus Europa in die USA zurück.

Diese Prominenten sind 80 Jahre alt

Das Alter sieht und merkt man der Oscar-Preisträgerin nicht an: Auch mit 80 Jahren dreht Jane Fonda Filme und Serien und ist politisch wie eh und je. Diese Aufnahme zeigt den Hollywood Star bei der Verleihung der 52. Goldene Kamera im März 2017 in Hamburg. Sie wurde in der Kategorie „Lebenswerk International“ ausgezeichnet. Kinder, wie die Zeit vergeht. 80 Jahre sind kein Pappenstiel. Wie sich Prominente in diesem stolzen Alter halten, zeigen diese Fotos.
Das Alter sieht und merkt man der Oscar-Preisträgerin nicht an: Auch mit 80 Jahren dreht Jane Fonda Filme und Serien und ist politisch wie eh und je. Diese Aufnahme zeigt den Hollywood Star bei der Verleihung der 52. Goldene Kamera im März 2017 in Hamburg. Sie wurde in der Kategorie „Lebenswerk International“ ausgezeichnet. Kinder, wie die Zeit vergeht. 80 Jahre sind kein Pappenstiel. Wie sich Prominente in diesem stolzen Alter halten, zeigen diese Fotos. © dpa | Christian Charisius
Der „Barbarella“-Star der 60er Jahre wurde am 21. Dezember 1937 in New York City geboren.
Der „Barbarella“-Star der 60er Jahre wurde am 21. Dezember 1937 in New York City geboren. © dpa | Mario Torrisi
In den 80er Jahren löste Jane Fonda im Stretch-Outfit mit Aerobic-Videos eine riesige Fitnesswelle aus. Seit den 60er Jahren setzt sie sich neben der Schauspielerei für Frieden und Feminismus ein.
In den 80er Jahren löste Jane Fonda im Stretch-Outfit mit Aerobic-Videos eine riesige Fitnesswelle aus. Seit den 60er Jahren setzt sie sich neben der Schauspielerei für Frieden und Feminismus ein. © picture-alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Susan Ragan
Er war Picasso, Hitchcock, Nixon und Hannibal Lector, der grausame Kannibale aus „Das Schweigen der Lämmer“:  Am 31. Dezember 2017 feierte Sir Anthony Hopkins  seinen 80. Geburtstag.
Er war Picasso, Hitchcock, Nixon und Hannibal Lector, der grausame Kannibale aus „Das Schweigen der Lämmer“: Am 31. Dezember 2017 feierte Sir Anthony Hopkins seinen 80. Geburtstag. © dpa | Facundo Arrizabalaga
Der britische Schauspieler begeistert die Cineasten seit Jahrzehnten.
Der britische Schauspieler begeistert die Cineasten seit Jahrzehnten. © imago/United Archives | imago stock&people
Otto Rehagel gehört zu den erfolgreichsten Trainern des deutschen Fußballs. Er wurde am 9. August 1938 in Essen (Nordrhein-Westfalen) geboren.
Otto Rehagel gehört zu den erfolgreichsten Trainern des deutschen Fußballs. Er wurde am 9. August 1938 in Essen (Nordrhein-Westfalen) geboren. © imago/Nordphoto | nordphoto / Rauch
Rehagel im März 1978 – damals Trainer bei Borussia Dortmund.
Rehagel im März 1978 – damals Trainer bei Borussia Dortmund. © imago/Rust | Rust
Die italienische Schauspielerin Claudia Cardinale („Der Leopard“, „Spiel’ mir das Lied vom Tod“) feierte am 15. April ihren 80. Geburtstag. Diese Aufnahme zeigt die Unesco-Botschafterin auf dem roten Teppich der 70. Internationalen Filmfestspiele von Cannes im Mai 2017.
Die italienische Schauspielerin Claudia Cardinale („Der Leopard“, „Spiel’ mir das Lied vom Tod“) feierte am 15. April ihren 80. Geburtstag. Diese Aufnahme zeigt die Unesco-Botschafterin auf dem roten Teppich der 70. Internationalen Filmfestspiele von Cannes im Mai 2017. © REUTERS | REUTERS / STEPHANE MAHE
Cardinale gehört neben Gina Lollobrigida und Sophia Loren zu den Filmdiven der 60er Jahre. Sie wurde als Sexsymbol gefeiert, hat den Weg nach Hollywood geschafft und spielte mit allen wichtigen Schauspielern ihrer Zeit.
Cardinale gehört neben Gina Lollobrigida und Sophia Loren zu den Filmdiven der 60er Jahre. Sie wurde als Sexsymbol gefeiert, hat den Weg nach Hollywood geschafft und spielte mit allen wichtigen Schauspielern ihrer Zeit. © Getty Images | Keystone
Prinzessin Beatrix der Niederlande war von 1980 bis 2013 Königin. Mittlerweile hält ihr Sohn Willem-Alexander das Zepter in der Hand. Die 80-Jährige wurde am 31. Januar 1938 in der niederländischen Gemeinde Baarn als Beatrix Wilhelmina Armgard geboren.
Prinzessin Beatrix der Niederlande war von 1980 bis 2013 Königin. Mittlerweile hält ihr Sohn Willem-Alexander das Zepter in der Hand. Die 80-Jährige wurde am 31. Januar 1938 in der niederländischen Gemeinde Baarn als Beatrix Wilhelmina Armgard geboren. © dpa | Jerry Lampen
Am 30. April 1980 wurde Beatrix in der Nieuwe Kerk in Amsterdam neben ihrem Ehemann Prinz Claus zur neuen Monarchin der Niederlande ernannt.
Am 30. April 1980 wurde Beatrix in der Nieuwe Kerk in Amsterdam neben ihrem Ehemann Prinz Claus zur neuen Monarchin der Niederlande ernannt. © dpa | Ruud Hoff
Spätestens seit der „Schönen Maid“ galt er als Muntermacher der Nation: Tony Marshall. Der 80-Jährige – er wurde am 3. Februar 1938 geboren – denkt an das Alter, aber nicht an den Ruhestand – und bringt für Senioren eine CD heraus.
Spätestens seit der „Schönen Maid“ galt er als Muntermacher der Nation: Tony Marshall. Der 80-Jährige – er wurde am 3. Februar 1938 geboren – denkt an das Alter, aber nicht an den Ruhestand – und bringt für Senioren eine CD heraus. © dpa | Uli Deck
Tony Marshall in den Anfangsjahren seiner Karriere als Schlagersänger, aufgenommen im April 1972. Der an den Musikhochschulen in Freiburg und Karlsruhe ausgebildete Künstler, der eigentlich Opernsänger werden wollte, gibt seit mehr als 60 Jahren auf der Bühne die Stimmungskanone. Seinem Durchbruch mit „Schöne Maid“ im Jahr 1971 folgten Hits wie „Komm’ gib mir Deine Hand“, „Ich fang’ für Dich den Sonnenschein“ oder „Heute hau'n wir auf die Pauke“.
Tony Marshall in den Anfangsjahren seiner Karriere als Schlagersänger, aufgenommen im April 1972. Der an den Musikhochschulen in Freiburg und Karlsruhe ausgebildete Künstler, der eigentlich Opernsänger werden wollte, gibt seit mehr als 60 Jahren auf der Bühne die Stimmungskanone. Seinem Durchbruch mit „Schöne Maid“ im Jahr 1971 folgten Hits wie „Komm’ gib mir Deine Hand“, „Ich fang’ für Dich den Sonnenschein“ oder „Heute hau'n wir auf die Pauke“. © picture-alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Ossinger
Adriano Celentano konnte am 6. Januar 2018 seinen 80. Geburtstag feiern. Er wurde im Jahr 1938 in Mailand in Italien geboren.
Adriano Celentano konnte am 6. Januar 2018 seinen 80. Geburtstag feiern. Er wurde im Jahr 1938 in Mailand in Italien geboren. © imago stock&people | Granata Images
Der italienischer Sänger, Schauspieler und Moderator wurde im Ausland vor allem mit dem von Paolo Conte komponierten Popsong „Azzurro“ (1968) bekannt.
Der italienischer Sänger, Schauspieler und Moderator wurde im Ausland vor allem mit dem von Paolo Conte komponierten Popsong „Azzurro“ (1968) bekannt. © imago stock&people | imago stock&people
Juan Carlos I. ist seit seinem Thronverzicht im Juni 2014 ein König ohne Krone. Den Titel durfte er zwar behalten – aber spanisches Staatsoberhaupt ist er nicht mehr. Dafür hat er die 80 erreicht. Am 5. Januar 1938 wurde er in Rom geboren.
Juan Carlos I. ist seit seinem Thronverzicht im Juni 2014 ein König ohne Krone. Den Titel durfte er zwar behalten – aber spanisches Staatsoberhaupt ist er nicht mehr. Dafür hat er die 80 erreicht. Am 5. Januar 1938 wurde er in Rom geboren. © dpa | Europa Press
Juan Carlos`große Stunde: Im November 1975 wird er – nach Francos Tod – als König und Staatschef eingesetzt. Das Foto zeigt ihn während seiner Thronrede im Ständeparlament in Madrid, hinter ihm sitzt Königin Sofia. Der Monarch überrascht alle Kritiker, als er entscheidet, die Diktatur zu beenden und den Anstoß zu demokratischen Reformen zu geben.
Juan Carlos`große Stunde: Im November 1975 wird er – nach Francos Tod – als König und Staatschef eingesetzt. Das Foto zeigt ihn während seiner Thronrede im Ständeparlament in Madrid, hinter ihm sitzt Königin Sofia. Der Monarch überrascht alle Kritiker, als er entscheidet, die Diktatur zu beenden und den Anstoß zu demokratischen Reformen zu geben. © dpa | UPI
CDU-Politiker Klaus Töpfer wurde am 29. Juli 1938 in Schlesien geboren.
CDU-Politiker Klaus Töpfer wurde am 29. Juli 1938 in Schlesien geboren. © imago/Sven Simon | Malte Ossowski/SVEN SIMON
Er war unter anderem von 1987 bis 1994 Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in der Regierung von Helmut Kohl.
Er war unter anderem von 1987 bis 1994 Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in der Regierung von Helmut Kohl. © imago stock&people | sepp siegel
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Wie sehen Sie das Thema #MeToo? Bewegt Sie das auch?

Fonda: Und wie. Wir dürfen nur nicht aus dem Auge verlieren, dass es jetzt weitergehen muss. Die Geschichten der Opfer sind das eine, aber als Nächstes müssen wir die Institutionen verändern, damit sexuelle Belästigung und Missbrauch am Arbeitsplatz der Vergangenheit angehören. Eine wichtige Maßnahme hierfür ist die gleiche Bezahlung für die gleiche Arbeit.

Sie sprachen von Frauenfreundschaften. Pflegen Sie die auch selbst?

Fonda: Natürlich. Wenn du das nicht hast, ist es von der Wirkung so schlimm, als würdest du rauchen. Ich würde auch gerne meine Kolleginnen aus „Book Club“ zu meinen Freundinnen machen. Allerdings habe ich keine jahrzehntelangen Freundschaften – einfach, weil viele Frauen schon verstorben sind.

Was verschafft Ihnen ­Erfüllung?

Fonda: Meine Neugier. Es ist viel wichtiger, interessiert zu blieben als interessant. Viele Filmstars denken bloß daran, wie sie interessant sind – das macht sie geistig beschränkt. Aber wer sich ständig damit beschäftigt, wie das Leben funktioniert und wie andere Leute ticken, der bleibt immer jung. Außerdem will ich nichts bereuen müssen. Das habe ich bei meinem Vater erlebt.

Nämlich?

Fonda: Als er starb, habe ich begriffen, wie viele Dinge er bereut. Und da dachte ich mir: Was ich nicht mag, ist Bedauern. Denn dann ist es sowieso zu spät, etwas zu ändern. Genau diese Erkenntnis diktiert, wie ich lebe. Wenn ich mal das Ende erreiche, dann möchte ich mir so wenig vorwerfen wie möglich.