Genua/Rom. Der Brückeneinsturz von Genua hat offiziell 43 Todesopfer gefordert. Vermisst wird nun niemand mehr, aber die Feuerwehr sucht weiter.

Fünf Tage nach dem Einsturz der Autobahnbrücke in Genua ist die Suche nach Vermissten von der Stadtverwaltung offiziell eingestellt worden. In der Nacht zum Sonntag seien die letzten drei Leichen vermisster Menschen in einem unter Trümmern begrabenen Auto gefunden worden, teilte die Präfektur der Hafenstadt am Sonntag mit.

Damit sei die Zahl der Toten durch den Einsturz der Autobahnbrücke vergangenen Dienstag auf 43 angestiegen. Die Behörden erklärten, es würden noch neun Menschen in Krankenhäusern wegen der Verletzungen behandelt. Vier seien nach wie vor in einem kritischen Zustand.

Drei Tote müssen noch identifiziert werden

Die Feuerwehr betonte, man wolle die Unglücksstelle weiter untersuchen, um sicherzustellen, dass sich keine weiteren Menschen unter den Trümmern befänden, die eventuell nicht als vermisst gemeldet worden seien. Bereits am Samstag berichteten italienische Medien, ein vermisster deutscher Tourist habe sich gemeldet, um zu sagen, dass es ihm gut gehe.

Laut Innenministerium sind unter den Toten 13 Ausländer. Dabei handle es sich um vier Franzosen, drei Chilenen, zwei Albaner, zwei Rumänen sowie einen Kolumbianer und einen Peruaner.

Die zuletzt geborgenen drei Leichen müssen über forensische Untersuchungen zunächst identifiziert werden. Ansa hatte am Samstag berichtet, es handle sich um ein neunjähriges Mädchen und seine Eltern. Die drei seien am Dienstag mit dem Auto auf der Morandi-Brücke unterwegs gewesen, als die Straße unter ihnen nachgab.

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Trauerfeier für die Todesopfer

Italien gedachte der Toten am Samstag mit einem Staatsakt. An der Trauermesse in einem Ausstellungs- und Handelszentrum der Hafenstadt nahmen neben Präsident Sergio Mattarella auch Vertreter der rechtspopulistischen Regierung wie Ministerpräsident Guiseppe Conte teil.

Die Trauerfeier fand für 18 der Todesopfer statt. Die Angehörigen der übrigen Toten blieben der Feier fern. Einige nannten gegenüber Medien Verärgerung über die Regierung als Grund, andere wollten demnach ihre Privatsphäre wahren.

Auch in anderen Städten des Landes wurde getrauert: An allen Flughäfen gab es um 11.30 Uhr eine Schweigeminute. In der Hauptstadt Rom gingen zwischen 22 und 23 Uhr am Kolosseum ebenso wie am Trevibrunnen und dem Rathaus auf dem Kapitol die Lichter aus, die diese historischen Bauwerke gewöhnlich nachts anleuchten.

Viele Tote bei Brückeneinsturz in Genua

Im italienischen Genua ist am Dienstag eine Autobahnbrücke auf einer Länge von 100 Metern eingestürzt. Dutzende Menschen starben, viele wurden verletzt.
Im italienischen Genua ist am Dienstag eine Autobahnbrücke auf einer Länge von 100 Metern eingestürzt. Dutzende Menschen starben, viele wurden verletzt. © REUTERS | STEFANO RELLANDINI
Während eines schweren Unwetters ist der Polcevera-Viadukt – auch Morandi-Brücke genannt – auf der Autobahn A10 in mehr als 40 Metern Höhe auf einem etwa 100 Meter langen Stück eingestürzt.
Während eines schweren Unwetters ist der Polcevera-Viadukt – auch Morandi-Brücke genannt – auf der Autobahn A10 in mehr als 40 Metern Höhe auf einem etwa 100 Meter langen Stück eingestürzt. © dpa | Flavio Lo Scalzo
Um die 30 Fahrzeuge waren zu der Zeit auf der vierspurigen Brücke unterwegs.
Um die 30 Fahrzeuge waren zu der Zeit auf der vierspurigen Brücke unterwegs. © Paolo Rattini
Autos wurden in die Tiefe gerissen, Lastwagen stürzten in den Fluss Polcevera.
Autos wurden in die Tiefe gerissen, Lastwagen stürzten in den Fluss Polcevera. © dpa | Luca Zennaro
Dutzende Menschen wurden in den Tod gerissen.
Dutzende Menschen wurden in den Tod gerissen. © dpa | Alberto Lingria
Dieses Foto zeigt Rettungsarbeiten der teilweise eingestürzten Autobahnbrücke in der italienischen Hafenstadt – aufgenommen am Unglückstag.
Dieses Foto zeigt Rettungsarbeiten der teilweise eingestürzten Autobahnbrücke in der italienischen Hafenstadt – aufgenommen am Unglückstag. © dpa | Uncredited
Rettungskräfte sind auch nachts im Einsatz.
Rettungskräfte sind auch nachts im Einsatz. © dpa | Zheng Huansong
Gegen 11.30 Uhr am Dienstag stürzte die vierspurige Morandi-Brücke ein, über die die A10 verläuft.
Gegen 11.30 Uhr am Dienstag stürzte die vierspurige Morandi-Brücke ein, über die die A10 verläuft. © dpa | Luca Zennaro
Die Brücke führt über einen Fluss und Wohn- wie Gewerbegebäude.
Die Brücke führt über einen Fluss und Wohn- wie Gewerbegebäude. © dpa | Antonio Calanni
Die Ursache für den Einsturz der Brücke war zunächst unklar.
Die Ursache für den Einsturz der Brücke war zunächst unklar. © dpa | Luca Zennaro
Giuseppe Conte (M), Ministerpräsident von Italien, an der Unglücksstelle. Italienische Regierungsmitglieder machen den privaten Autobahnbetreiber für die Katastrophe verantwortlich.
Giuseppe Conte (M), Ministerpräsident von Italien, an der Unglücksstelle. Italienische Regierungsmitglieder machen den privaten Autobahnbetreiber für die Katastrophe verantwortlich. © dpa | Luca Zennaro
Rettungsarbeiten unter den Trümmern der eingestürzten Morandi-Autobahnbrücke.
Rettungsarbeiten unter den Trümmern der eingestürzten Morandi-Autobahnbrücke. © dpa | Luca Zennaro
Feuerwehrleute konnten mehrere Menschen lebend aus den riesigen Beton-Trümmern retten.
Feuerwehrleute konnten mehrere Menschen lebend aus den riesigen Beton-Trümmern retten. © dpa | Luca Zennaro
Zum Zeitpunkt der Katastrophe regnete es in Strömen.
Zum Zeitpunkt der Katastrophe regnete es in Strömen. © dpa | Luca Zennaro
Der Betreiber der Maut-Autobahn erklärte, es habe Arbeiten an der Brücke gegeben. Sie war 1967 eröffnet worden.
Der Betreiber der Maut-Autobahn erklärte, es habe Arbeiten an der Brücke gegeben. Sie war 1967 eröffnet worden. © dpa | -
Diese Karte illustriert die Verortung der eingestürzten Autobahnbrücke.
Diese Karte illustriert die Verortung der eingestürzten Autobahnbrücke. © dpa-infografik | dpa-infografik GmbH
Eine Satellitenansicht der (noch stehenden) Brücke.
Eine Satellitenansicht der (noch stehenden) Brücke. © dpa-infografik | dpa-infografik GmbH
Ein Lastwagen steht an der Kante der Autobahnbrücke Ponte Morandi: Die Feuerwehr von Genua veröffentlichte dieses Bild.
Ein Lastwagen steht an der Kante der Autobahnbrücke Ponte Morandi: Die Feuerwehr von Genua veröffentlichte dieses Bild. © dpa | -
Mehrere Hundert Rettungskräfte waren am Ort der Katastrophe im Einsatz.
Mehrere Hundert Rettungskräfte waren am Ort der Katastrophe im Einsatz. © dpa | Luca Zennaro
Rettungsarbeiten unter den Trümmern der eingestürzten Morandi-Autobahnbrücke.
Rettungsarbeiten unter den Trümmern der eingestürzten Morandi-Autobahnbrücke. © dpa | Luca Zennaro
Mehrere Fahrzeuge stürzten mit der Fahrbahn in die Tiefe.
Mehrere Fahrzeuge stürzten mit der Fahrbahn in die Tiefe. © dpa | Luca Zennaro
Tonnenweise Beton, Stahl und Asphalt: Die Rettungsarbeiten in den Trümmern der Brücke waren schwierig.
Tonnenweise Beton, Stahl und Asphalt: Die Rettungsarbeiten in den Trümmern der Brücke waren schwierig. © dpa | Luca Zennaro
Die Brücke der Autobahn A10 führte in der Hafenstadt Genua auch über Gleisanlagen.
Die Brücke der Autobahn A10 führte in der Hafenstadt Genua auch über Gleisanlagen. © dpa | Luca Zennaro
Einer der Sockel der Brücke nach dem Einsturz.
Einer der Sockel der Brücke nach dem Einsturz. © dpa | -
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War ein Riss in einem Tragseil die Ursache?

Am Dienstag war während eines Unwetters ein etwa 180 Meter langer Abschnitt des wichtigen Polcevera-Viadukts in der italienischen Hafenstadt in die Tiefe gestürzt und hatte zahlreiche Fahrzeuge mitgerissen.

Die Regierung in Rom hat den Druck auf den Autobahnbetreiber verstärkt und mit Konsequenzen gedroht. Das Verkehrsministerium leitete eine Untersuchung der privaten Betreibergesellschaft Autostrade per l'Italia ein. Sie forderte sie am Donnerstagabend auf, binnen 15 Tagen nachzuweisen, dass sie all ihren Instandhaltungspflichten nachgekommen sei.

Italiens Arbeitsminister und Vize-Premier Lugi di Maio drohte am Freitag der Autobahngesellschaft zum wiederholten Male mit Lizenzentzug. Am Freitag hatten Experten erste Vermutungen für die Ursache des Unglücks genannt. Möglicherweise sei der Einsturz durch den Riss eines Tragseils verursacht worden, hieß es. (dpa/rtr)