Jakarta/Berlin. Nach dem Erdbeben auf der indonesischen Insel Lombok können bis zu 700 Wanderer einen Krater nicht verlassen – darunter auch Deutsche.

Erst das Erdbeben, dann das Chaos: Für Hunderte Indonesien-Urlauber entwickelt sich die Reise auf die von türkisblauem Meer umgebene grüne Insel Lombok zum Horrortrip. Bis zu 700 Menschen – viele von ihnen ausländische Touristen – sitzen auf dem aktiven Vulkan Mount Rinjani fest und warten auf Hilfe. Sie hatten eine Trekkingtour auf den Berg unternommen, als am Sonntag ein Beben die Insel erschütterte. Schlamm- und Gerölllawinen haben den Urlaubern den Rückweg abgeschnitten.

Die meisten hätten sich nahe einem Vulkansee versammelt, sagte der Direktor des Mount-Rinjani-Nationalparks. Am Montag begannen Evakuierungsmaßnahmen. Nach Einschätzung der Behörden werden sie voraussichtlich bis zum heutigen Dienstag dauern. Hubschrauber und Rettungsteams zu Fuß suchten beliebte Wanderwege an den Hängen ab. Einige Gruppen versuchten, über eine Alternativroute nach unten zu gelangen. ­Offizielle Stellen berichten von zahlreichen Ausländern, darunter Franzosen und Niederländer. Auch mindestens 13 Deutsche sollen am Wochenende am Mount Rinjani unterwegs gewesen sein.

Mindestens 14 Menschen starben bei dem Erdbeben

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Derweil herrscht überall auf Lombok Ausnahmezustand. Bei dem Beben der Stärke 6,4 etwa 50 Kilometer nordöstlich von Lomboks Hauptort Mataram sind mehr als 1000 Häuser beschädigt oder komplett zerstört worden, mindestens 14 Menschen starben in den Trümmern.

Darunter ist wenigstens eine Touristin – eine 30-jährige Wanderin aus Malaysia. Rund 160 Menschen wurden verletzt, Tausende harren in Notunterkünften aus. Behördenvertreter befürchten, dass die Opferzahlen noch steigen, weil manche Gebiete schwer erreichbar sind. Gouverneur Zainul Majdi sprach von einem „sehr starken Beben“.

Die deutsche Botschaft in Indonesiens Hauptstadt Jakarta empfahl deutschen Staatsangehörigen in dem südostasiatischen Inselstaat dringend, sich in die Krisenvorsorgeliste einzutragen, um im Notfall eine schnelle Kontaktaufnahme zu ermöglichen. Der Deutsche Reiseverband wusste am Montag jedoch nichts von betroffenen Deutschen. Man habe „eine dreistellige Gästezahl auf Lombok, aber keine Gäste auf dem Vulkan“, betonte eine Sprecherin des Reiseveranstalters DER Touristik.

Das Unternehmen bot zunächst für Dienstag und Mittwoch Reisenden, die an diesen Tagen von Deutschland nach Lombok fliegen wollten, kostenlose Umbuchungen und Stornierungen an. Eine Sprecherin des Urlaubsanbieters Thomas Cook meldete: „Die von Thomas Cook angebotenen Hotels auf Lombok und den benachbarten Gili-Inseln sind von dem Erdbeben nicht betroffen und alle Gäste wohlauf.“

Auf Bali geraten Touristen in Panik

Müssen sich Urlauber Sorgen machen? Nein, stellt Torsten Schäfer vom Reiseverband klar – Pauschalreisende jedenfalls nicht. „Bei Naturkatastrophen muss sich der Veranstalter kümmern. Ist das Hotel unbewohnbar, muss er für Ersatz sorgen oder einen Heimflug anbieten.“

Indonesien liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, der erdbebenreichsten Gegend der Erde. Der Tsunami im Dezember 2004 mit 230.000 Toten etwa wurde durch ein Seebeben vor der indonesischen Insel Sumatra ausgelöst. Dennoch gehört Indonesien mit 280.000 Besuchern jährlich zu den beliebten Reisezielen der Deutschen. Die meisten fahren jedoch nach Bali, nur wenige auf die kleinere Nachbarinsel Lombok. Das Beben war auf Bali zu spüren, dort rannten Urlauber in Panik aus ihren Hotels. Größere Schäden gab es dort aber wohl nicht.