München. Das Chaos am Flughafen München war am Samstag perfekt. Als die Abfertigung gestoppt wurde, war die Verursacherin schon abgeflogen.

Die Frau, die am Samstag das Chaos am Münchner Flughafen ausgelöst hatte, saß bei der Räumung von Deutschlands zweitgrößtem Airport schon im Flieger.

Die 40-Jährige hatte den Flughafen vor dem Abfertigungsstopp mit einem Flugzeug verlassen, wie die zuständige Regierung von Oberbayern am Montag mitteilte. Nähere Angaben zu der Frau und ihrem Ziel machte die Pressesprecherin nicht.

Frau muss keine strafrechtlichen Folgen fürchten

Die Reisende war am Samstagmorgen durch eine Sicherheitsschleuse gegangen, ohne vorher kontrolliert worden zu sein. Daraufhin räumte die Bundespolizei zwei Abflughallen. 330 Flüge wurden abgesagt, insgesamt 31 .21 Passagiere waren bis Sonntag betroffen. Selbst von Sonntag auf Montag hätten noch 250 Menschen am Flughafen übernachtet, sagte Airportchef Michael Kerkloh.

„Die Passagierin konnte durch Auswertung der Bordkartenleser ermittelt werden“, teilte die Landesregierung mit. Der Zeitpunkt der Bordkartenkontrolle sei über die Kameraaufzeichnungen festgestellt worden.

Dass die Frau schon am Samstagmorgen abgeflogen war, sei aber erst nach aufwendigen Recherchen um 15.30 Uhr ermittelt worden. „Aus derzeitiger, vorläufiger Sicht sehen wir insbesondere keinen Raum für ein strafrechtliches Vorgehen gegenüber der Passagierin“, so die Sprecherin. Die Prüfung sei aber noch nicht endgültig abgeschlossen.

Personelle Konsequenzen und Millionenschaden

Der Vorfall vom Wochenende hat auch personelle Konsequenzen: Drei Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma wurden von den Kontrollaufgaben entbunden. Der Schaden des Vorfalls geht in die Millionen.

Allein der zweitgrößte Flughafen Deutschlands selbst rechne nach ersten Schätzungen mit Kosten im unteren einstelligen Millionenbereich, sagte Airportchef Kerkloh. Wie hoch der Schaden für die Fluggesellschaften ist, blieb zunächst unklar. Nun werde die Haftungsfrage geklärt, so Kerkloh. Laut Maria Dalhaus, der geschäftsführenden Prokuristin von Terminal 2, wird geprüft, ob und an wen Schadensersatzforderungen gestellt werden können.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und Lufthansa-Chef Carsten Spohr sehen dringenden Handlungsbedarf. Gerade diese Ereignisse zeigten deutlich, wie anfällig und sensibel das System auf Störungen reagiere, sagten Scheuer und Spohr nach einem Gespräch über aktuelle Herausforderungen in der Luftfahrtbranche.

Betroffene Passagiere können sich mit finanziellen Forderungen an die Lufthansa wenden, die hauptsächlich vom Terminal 2 aus fliegt. Ein Unternehmenssprecher verwies auf die EU-Fluggastrechteverordnung. (dpa)