Essen. Fahrgäste in Essen saßen am Donnerstag in einem liegen gebliebenen Zug fest. Ein ungeduldiger Fahrgast sprang einfach aus dem Zug.

Nur wenige Hundert Meter nach der Ausfahrt aus dem Essener Hauptbahnhof ist am Donnerstagnachmittag ein vollbesetzter Zug (RE 14 „Der Borkener“) liegengeblieben. Bei sengender Hitze mussten die Fahrgäste nahezu zwei Stunden in den beiden Zugteilen ausharren, ehe sie von Einsatzkräften der Feuerwehr aus ihrer Misere befreit wurden.

„Fünf Fahrgäste, darunter eine schwangere Frau, mussten wegen Kreislaufproblemen behandelt werden“, berichtete Feuerwehr-Einsatzleiter Michael Dörr kurz nach Ende der Evakuierung um 19 Uhr.

Ein Fahrgast sei aus dem Zug gesprungen

Nach Angaben der Bundespolizei war ein Motorschaden die Ursache für den Zwischenfall, der sich auch auf den übrigen Zugverkehr auswirkte. Zwischenzeitlich konnten keine Züge mehr den Hauptbahnhof in westliche Richtung verlassen, auch von Westen kommende Züge mit Ziel Essen-Hauptbahnhof blieben auf offener Strecke stehen.

Fahrgäste berichteten, dass keine Zugbegleiter der Nordwestbahn an Bord waren und der Lokführer mit der Situation restlos überfordert gewesen sei. Offenbar habe er mehrere vergebliche Versuche unternommen, den Zug zu starten. Als er dafür die Türen öffnete, sei ein ungeduldiger Fahrgast aus dem Zug gesprungen und über die Gleise davongelaufen. „Ein hochgradig gefährliches Verhalten“, so der Einsatzleiter der Bundespolizei.

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    Fahrgast Ursula Gogol aus Dorsten berichtete, dass Trinkwasser in dem Zug knapp geworden sei. Es habe aber viel Hilfsbereitschaft gegeben. „Die Fahrgäste haben sich untereinander mit Wasser ausgeholfen.“

    Fahrgäste helfen Rettungskräften

    Unter den Passagieren befanden sich ehemalige und angehende Rettungssanitäter. Auch sie unterstützten die Arbeit der professionellen Rettungskräfte. „Einige sprachen den Fahrgästen zu, anderen halfen bei der Evakuierung“, so der Bundespolizist. Nach Angaben von Einsatzleiter Dörr war in einem der beiden Zugteile die Klimaanlage ausgefallen. Fahrgäste berichteten, dass im Zug eine qualvolle Hitze herrschte. Einige von ihnen hatten die Notentriegelung betätigt und die Türen eigenhändig geöffnet.

    Der Motorschaden ereignete sich in Höhe des DB-Werksgeländes an der Schederhofstraße. Hier werden Züge gereinigt und repariert. Während der Evakuierung musste die Schederhofstraße komplett gesperrt werden. Rettungskräfte der Feuerwehr sowie Beamte der Bundespolizei begleiteten die Fahrgäste vom gestrandeten Zug zum Sammelplatz an der Schederhofstraße. Dort sollten sie von Bussen bzw. Taxen abgeholt und zu ihren Fahrzielen gebracht werden. Doch die Mehrheit wartete die Ankunft des Schienenersatzverkehrs nach der quälenden Zeit im Zug nicht mehr ab und machte sich auf eigene Faust auf den Heimweg.

    Gegen 19.45 Uhr, so die Bundespolizei, hatte sich der Zugverkehr wieder normalisiert.

    Dieser Text ist zuerst auf www.waz.de erschienen.