Göteborg. Eine Studentin filmte sich bei Facebook, wie sie sich weigerte im Flugzeug Platz zu nehmen. Die Aktion verhinderte eine Abschiebung.

Mehr als 2,1 Millionen Videoaufrufe bei Facebook und 1300 Kommentare: Eine junge Studentin aus Schweden hat mit ihrem Video-Protest in einer Passagiermaschine die Abschiebung eines 52-Jährigen nach Afghanistan verhindert. Elin E., die Sozialarbeit an der Universität Göteborg studiert, weigerte sich, in dem Flugzeug von Göteborg nach Istanbul Platz zu nehmen. Aus der Türkei hätte der Afghane nach Kabul gebracht werden sollen. Ihre Aktion streamte die Studentin am Montag bei Facebook-Live.

„Es ist nicht richtig, einen Menschen in die Hölle zu schicken“, sagt die Studentin, während ihr Tränen in die Augen steigen. Obwohl sie Flugbegleiter und andere Passagiere wiederholt auffordern, sich hinzusetzen, lässt sich die junge Frau von ihrem Vorhaben nicht abbringen.

Mehr Passagiere solidarisieren sich mit Studentin

Elin E. sagt, dass sie solange im Gang stehen bleibe, bis der 52-Jährige die Maschine wieder verlässt. Bei einigen Passagieren löst das Unmut aus. Ein Mann beanstandet zum Beispiel, dass er noch einen Anschlussflug in Istanbul bekommen müsse. „Was ist wichtiger, ein Flug oder ein Menschenleben?“, fragt die Studentin. Sie fordert, dass der Pilot die Entscheidung trifft, den Afghanen von Bord zu lassen.

Schließlich solidarisieren sich mehr Passagiere mit Elin E. Eine Fußballmannschaft steht offenbar auf und applaudiert der Studentin für ihre Standhaftigkeit. „Ich begehe kein Verbrechen“, sagt die angehende Sozialarbeiterin in ihre Handykamera. Und setzt sich am Ende durch: Sie und der 52-jährige Afghane verlassen das Flugzeug.

Auf Facebook verkündete die Studentin später, das sie ihr Ziel erreicht habe: „Die Abschiebung wurde unterbrochen.“ Ein Sprecher des Flughafens bestätigte gegenüber der schwedischen Zeitung „ETC“, dass der Flug eine Verspätung von zwei Stunden hatte.

Viel Lob, aber auch Kritik

Für ihre Aktion bekam die junge Frau viel Zuspruch – und Aufmerksamkeit. Viele Kommentatoren auf Facebook lobten sie für ihren „mutigen Einsatz“. Eine Nutzerin postete als Kommentar ein Bild mit dem Spruch: „Wer ein Leben rettet, rette die ganze Welt“.

Andere wiederum kritisieren Elin E. für ihre Aktion und werfen ihr Selbstjustiz vor. Die Hintergründe der angeordneten Abschiebung und Details zu dem 52-jährigen Afghanen sind bislang noch nicht bekannt. (les)