Luzern . Es ist ein Kunstprojekt: Statt Kirchenglocken läutet ein Handy. Doch die Bewohner von Luzern fanden die Idee alles andere als gut.

  • In der Schweiz wird ein Kunstprojekt beendet, weil Anwohner sich über den Klingelton aus dem Kirchturm beschwerten
  • Zwei Kunststudentinnen hatten die Idee für das Smartphone-Geläut
  • Dabei ging es um die Frage, welche Bedeutung Handys heute für Gläubige haben

„God is calling“, kommentierten einige Touristen. Als würde Gott sich per Handy an die Gläubigen wenden, ertönten seit wenigen Tagen in der Peterskapelle in Luzern in der Schweiz statt dem typischen Kirchenläuten aus dem Glockenturm Handy-Töne. Bei den Anwohnern kam der Klingelton vom Kirchturm jedoch nicht gut an.

Nach Beschwerden von Anwohnern werde das Kunstprojekt „Zeitzeichen“ vorzeitig beendet, teilte die Katholische Kirche in der Stadt in der Schweiz mit. Man nehme das Ruhebedürfnis ernst. Die Nachbarn der Peterskapelle seien derzeit auch dem Lärm von Baustellen ausgesetzt.

Das Handy als moderner Gott

Seit vergangenem Montag war etwa zehnmal am Tag statt der Glocke, die ohnehin gerade renoviert wird, ein vertrautes Handyklingeln aus dem Kirchturm zu hören. Ausgedacht hatten sich die Aktion, die eigentlich bis Ende Juli laufen sollte, zwei Kunststudentinnen. Die Katholische Kirche der Stadt Luzern hatte die Renovierung der Peterskapelle von Kunststudenten begleiten lassen.

Die Künstlerinnen Klarissa Flückiger (l) und Mahtola Wittmer, Studierende der Hochschule Luzern.
Die Künstlerinnen Klarissa Flückiger (l) und Mahtola Wittmer, Studierende der Hochschule Luzern. © dpa | Alexandra Wey

Mit dem Projekt „Zeitzeichen“ wollten die beiden Kunststudentinnen Passanten irritieren. Handy-Geklingel sei heute präsenter als Kirchengeläut, meinten sie. Angesichts der zentralen Rolle des Smartphones im Leben sei zu fragen, ob das Handy zum modernen Gott geworden sei.

Aus diesem Grund haben sie bei der Glocke der Luzerner Peterskapelle einen Lautsprecher und ein Mischpult installiert. Die beiden Studentinnen steuerten über ihr Smartphone, wann und wie lange das Kirchturm-Handy klingeln sollte. Einzige Einschränkung zunächst: Die Nachtruhe sollte eingehalten werden.

Gemischte Reaktionen auf die Aktion

Doch das reichte den Anwohnern nicht. Neben ihren Beschwerden, die zum Ende des Kunstprojektes führten, berichteten die Initiatorinnen aber auch von positiven Reaktionen. Sie sprachen sogar von Menschen, die eigens wegen des besonderen Klangs angereist waren.

Dennoch muss der Klingelton vom Kirchturm nun verstummen und macht wieder Platz für das typische Geläut der Glocke. (dpa/ alka)