Viersen/Berlin. Tornados wie in Viersen sind nicht selten in Deutschland. Wie bilden sie sich? Und wie muss man sich verhalten? Die wichtigsten Fragen.

In Westdeutschland ist am Mittwoch ein Tornado übers Land gezogen. Vor allem im Kreis Viersen richtete die Naturgewalt erhebliche Schäden an. Ein Mensch wurde schwer verletzt, als ein Baum auf ein Autodach stürzte. Dächer wurden abgedeckt, Häuser beschädigt.

Tornados sind in Deutschland keine Seltenheit. Das Portal Tornadoliste.de verzeichnete 2017 225 Windhosen, 2016 wurden sogar fast 500 aufgelistet. Doch was sind Tornados überhaupt und wie bilden sie sich? Und sind sie eine Folge des Klimawandels? Wir klären die wichtigsten Fragen.

• Wie kommt es zu Tornados?

Es ist eine bestimmte Wetterlage nötig: Mächtige Gewitterwolken, sogenannte Superzellen, mit unterschiedlichen Windrichtungen in unterschiedlichen Höhen. Zu erkennen ist die Tornadolage oft anhand eines Doppler-Radars. Regentropfen, die sich zum Radar hin bewegen, sind grün dargestellt, rote Bereiche zeigen Regentropfen, die sich vom Radar wegbewegen.

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Es gibt also stark gegenläufige Winde. Nach oben steigende warme Luft gerät in eine Spiralbewegung, die Drehbewegungen werden immer schneller. Beim Zug des Tornados kann dann auch ständig feucht-warme Luft nachströmen.

• Lassen sich Tornados vorhersagen?

Der Tornado hat nach Behördenangaben in Viersen eine „Schneise der Verwüstung“ angerichtet.
Der Tornado hat nach Behördenangaben in Viersen eine „Schneise der Verwüstung“ angerichtet. © dpa | Ralf Nowak

Tornados lassen sich nur schwer prognostizieren. Es lässt sich aber sagen, wo grob durch die Wetterlage Unwetter entstehen könnten, die auch Wirbelstürme mitbringen könnten. Tornados können auch hundert Kilometer und weiter ziehen.

Ein heftiger Tornado hatte sich 1968 in Pforzheim gebildet, setzte dann fast 40 Kilometer aus, ehe er noch einmal eine 35 Kilometer lange Bahn zog. Insgesamt war der Tornado anderthalb Stunden unterwegs. Ein solcher Tornado macht auch Warnungen möglich.

• Was sollte man bei einem Tornado tun?

Schutz suchen und bei mehrgeschossigen Gebäuden möglichst nach unten gehen. Der Keller ist am sichersten – wer keinen hat, sollte in einen Raum gehen, der möglichst in der Mitte des Hauses liegt. Wer in Tiefgarage oder Keller Schutz sucht, sollte aber sicher sein, dass es keine Überschwemmung gibt.

• Was war der schlimmste Tornado in Deutschland?

1968 wurden bei Pforzheim zwei Menschen getötet und mehr als 400 verletzt. Es wurden mehr als 2000 Häuser beschädigt, und es entstanden Schäden in Höhe von damals enormen 130 Millionen Mark (65 Millionen Euro).

• Was macht Tornados so gefährlich?

In einem Tornado können Windgeschwindigkeiten von 400 Stundenkilometern herrschen. Mit dieser Geschwindigkeit wirbelt der Sturm dann auch alles durch die Luft, was ihm begegnet. Je stärker er ist, desto gefährlicher werden die Geschosse. Ein Tornado trägt Müll mit sich, der gefährlich werden kann – vor allem, wenn es keine Warnungen gibt.

• Wie wird die Stärke eines Tornados gemessen?

Es gibt eine Skala, die Fujita-Skala. Sie unterteilt die Tornados nach Windgeschwindigkeiten – oder nach den Schäden, wenn der Wind nicht gemessen werden kann. Auf der Erde sind bislang Tornados bis F5 registriert worden. Dabei können Geschwindigkeiten von 500 km/h herrschen. Der Tornado im vergangenen Jahr in Bützow war ein F3-Tornado, der Tornado in Pforzheim ein F4.

• Sind die Tornados Folge des Klimawandels?

Für einzelne Tornados lässt sich das nicht sagen. Der Deutsche Wetterdienst sagt aber inzwischen, dass die Fülle und Heftigkeit der Unwetter in Süd- und Westdeutschland Folgen des Klimawandels seien.

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Starkregen werde es in Zukunft häufiger geben, und die Heftigkeit werde noch zunehmen: „Die Tendenz zu noch stärkeren Unwettern ist in den Klimamodellen erkennbar“, so DWD-Experte Andreas Friedrich.

Klimaforscher sagen seit langem eine Häufung von Extremwetter-Ereignissen als Folge der Erderwärmung voraus. Gibt es häufiger entsprechende Superzellen, kann es auch zu mehr Tornados kommen.

• Sind bestimmte Jahreszeiten besonders unwetterträchtig?

Vor allem der Mai und Juni bieten nach Angaben der Meteorologen hohes Potenzial. Wegen der starken Sonneneinstrahlung habe sich der Kontinent bereits erwärmt, die feuchte Luft über dem Meer sei aber noch recht kühl.

Die Temperaturgegensätze und die Luftfeuchtigkeit lassen Tiefdruckgebiete über Mitteleuropa entstehen und begünstigen die Entstehung von Wirbelstürmen. Tornados können aber auch schon früher auftreten.

• Sind Tornados und Windhosen das Gleiche?

Windhosen sind nur ein anderes Wort für Tornados. In der Meteorologie werde aber das Wort „Windhose“ nicht so gerne genutzt, sagt Jörg Kachelmann. „Das suggeriert, dass unsere Tornados schnuckeliger sind“.

• Bedeutet jeder Wolkenschlauch einen Tornado?

Die Wolkenschläuche oder Funnel Clouds treten sehr viel häufiger auf als Tornados, nicht jede dieser Funnel Clouds ist also ein Vorzeichen eines Tornados. Schaden richten sie nicht an. Von Tornados wird erst gesprochen, wenn sich der Wolkenschlauch bis zur Erdoberfläche zieht – und dann dort auch erheblich Schäden anrichten kann.

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    Viele Verdachtsfälle bestätigen sich nicht, weil es am Boden keine Spuren gibt. Ein Tornado tritt nur auf, wenn sich die Funnel Cloud wirklich bis zum Boden zieht.

    • Ist jeder Wirbelsturm am Boden ein Tornado?

    Über die Erdoberfläche können Windschläuche ziehen, die wie an einen Tornado erinnern, sich aber nur am Boden abspielen. Im Gegensatz zu Tornados, die als Großtromben bezeichnet werden, sind sie Kleintromben. Deutlich anschaulicher sind Namen wie Staub-, Heu- oder Schneeteufel. Ein solches Phänomen bei einem Musikfestival erregte 2015 international Aufsehen.

    Allerdings können auch Staubteufel mit Windgeschwindigkeiten von 100 Stundenkilometern einige Schäden anrichten und lebensgefährlich werden (bekö/dpa)