Arnstadt. In Thüringen wollten Beamte in der Nacht eine Frau mit Risikoschwangerschaft aus einer Klinik heraus abschieben. Daraus wurde nichts.

Mitarbeiter eines Krankenhauses in Arnstadt haben die Abschiebung einer Frau mit Risikoschwangerschaft nach Italien verhindert. Die Polizei habe in der Nacht zu Mittwoch versucht, die Frau abzuschieben, wie der Flüchtlingsrat Thüringen mitteilte.

Die Ilm-Kreis-Kliniken bestätigten den Vorfall. Die Polizei sei in Begleitung einer Ärztin nachts in die Klinik gekommen, um die Frau aus Nigeria mitzunehmen, sagte Christina Fischer, stellvertretende Geschäftsführerin der Kliniken. Die Regeln des sogenannten Dublin-Abkommens sehen vor, dass ein Flüchtling in dem EU-Land Asyl beantragt, in das er zuerst eingereist ist.

Keine Stellungnahme der Ausländerbehörde

Wegen der Risikoschwangerschaft hätten die Ärzte im Krankenhaus die Abschiebung nicht verantworten können und die Schwangere daher in der Klinik behalten, sagte Fischer. Ob die Frau zusätzliche gesundheitliche Probleme hatte, wollte das Krankenhaus aus Datenschutz-Gründen nicht mitteilen.

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    Die zuständige Ausländerbehörde des Ilm-Kreises war am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Der Flüchtlingsrat Thüringen und das Flüchtlingsnetzwerk Ilmenau kritisierten das Vorgehen von Behörde und Polizei scharf.

    Polizisten fuhren erst zur Unterkunft

    „Wir finden es absolut unmenschlich, die Abschiebung einer Frau mit Risikoschwangerschaft und gravierenden gesundheitlichen Einschränkungen mitten in der Nacht aus einem Krankenhaus heraus zu veranlassen“, hieß es in einer Stellungnahme des Flüchtlingsnetzwerks. Die Initiative forderte vom Ilm-Kreis und vom Land Thüringen eine Überprüfung des Vorfalls.

    Nach Angaben der Polizei waren die Beamten zunächst zur Unterkunft der Frau nach Gehren (Ilm-Kreis) gefahren und hatten dort erfahren, dass sie in einer Klinik behandelt wird. „Als sich dort herausstellte, dass die Frau nicht transportfähig ist, wurde die Konsultation abgebrochen“, sagte ein Sprecher der Landespolizeidirektion. Die Leitung der Aktion habe bei der zuständigen Ausländerbehörde gelegen. (dpa)