Essen. Seit dem 10. Januar hatte die Essener Tafel keine ausländischen Neukunden mehr aufgenommen. Der Beschluss wird nun wieder aufgehoben.

Die Essener Tafel nimmt künftig wieder Ausländer als Neukunden auf. Dies hat der Vorstand des Trägervereins am Dienstag beschlossen. Der Beschluss trete am Mittwochnachmittag in Kraft, sagte der Vereinsvorsitzende Jörg Sartor. Zuvor sollen alle elf Außenstellen des Vereins über die Details des Beschlusses informiert werden.

Weil die Ausgabe neuer Tafelausweise nur einmal wöchentlich am Mittwochmorgen stattfindet, wird der Beschluss damit erst in der kommenden Woche am 11. April zum ersten Mal wirksam.

Seit dem 10. Januar hatte die Hilfsorganisation Ausländer als Neukunden bei der Essensausgabe abgelehnt und damit bundesweit eine kontroverse Diskussion ausgelöst, in die sich auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eingeschaltet hatte. In einem Interview mit unserer Redaktion sagte er, auch ohne Tafel müsste niemand in Deutschland hungern. Dafür war er scharf kritisiert worden.

Tafel begründete Entscheidung mit hohem Ausländeranteil

Die Tafel hatte ihren Schritt damals mit einem 75-Prozent-Anteil an Ausländern unter ihren Kunden begründet. Gerade ältere Menschen und alleinerziehende Mütter hätten sich von den vielen fremdsprachigen jungen Männern in der Warteschlange abgeschreckt gefühlt.

Der Ausländeranteil sei mittlerweile deutlich gesunken, sagte Sartor nun. Der 61-Jährige schätzte ihn auf derzeit etwa 45 Prozent. Die Essener Tafel hatte stets betont, dass es sich bei dem Aufnahme-Stopp um eine vorübergehende Maßnahme handele.

Nachdem sich unter anderem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisch geäußert hatte, vereinbarte ein Runder Tisch am 9. März, die Regelung schnellstmöglich wieder aufzuheben. Auch wurde eine Neuregelung für Kapazitätsengpässe beschlossen: Unabhängig von ihrer Nationalität sollen dann Alleinerziehende, Familien mit minderjährigen Kindern sowie Senioren bevorzugt aufgenommen werden.

Bundesweit gibt es 934 gemeinnützige Tafeln

„Wenn ein Engpass kommt, werden wir uns auf diese Menschengruppen fokussieren“, sagte Sartor. An dem von der Stadt moderierten Runden Tisch hatten Vertreter der Essener Tafel, der Essener Wohlfahrtsverbände sowie des Verbundes der Essener Migrantenselbstorganisationen teilgenommen.

Bundesweit gibt es 934 gemeinnützige Tafeln. Sie sammeln einwandfreie überschüssige Lebensmittel von Herstellern und Händlern und verteilen sie regelmäßig an bis zu 1,5 Millionen Bedürftige. Bei 40 Prozent der Einrichtungen sind Vereine die Träger, bei den übrigen stehen Organisationen wie Diakonie, Caritas, Rotes Kreuz oder AWO dahinter.(dpa/jei)