Tempe. Es war der erste tödliche Unfall mit einem selbstfahrenden Auto. Nun hat die Polizei ein Video veröffentlicht. Das wirft Fragen auf.

Nach dem tödlichen Unfall eines autonom fahrenden Uber-Autos hat die Polizei eine Videoaufzeichnung des Unglücks veröffentlicht. Die Aufnahmen werfen Fragen nach einem Versagen der Technik und mangelnder Aufmerksamkeit des Sicherheitsfahrers auf.

Am Sonntag war eine 49-jährige Frau in der US-Stadt Tempe im Bundesstaat Arizona überfahren worden, die die Straße überquert und ein Fahrrad geschoben hatte. Sie war im Krankenhaus an ihren Verletzungen gestorben. Es war der erste tödliche Unfall mit einem autonom fahrenden Auto. Uber hatte daraufhin alle Fahrten seiner Roboterwagen eingestellt.

In dem kurzen Video ist zu sehen, dass die vom Auto des Fahrdienst-Vermittlers Uber erfasste Frau die mehrspurige Fahrbahn von links nach rechts überquerte und damit eigentlich von dem Laserradar des Roboterwagens hätte gesehen werden müssen.

Clip bricht vor Aufprall ab

Das Fahrzeug versuchte jedoch nach bisherigen Angaben der Polizei nicht abzubremsen oder auszuweichen. Der von der Polizei veröffentlichte Clip bricht unmittelbar vor dem Aufprall ab.

Ersten Angaben der Polizei zufolge war das Fahrzeug autonom mit rund 64 Kilometern pro Stunde unterwegs. Es gebe keine Hinweise darauf, dass es abbremste, heißt es. Die erlaubte Geschwindigkeit auf dem Streckenabschnitt waren gut 56 Kilometer pro Stunde (35 Meilen pro Stunde). Ob der Unfall mit einem menschlichen Fahrer zu verhindern gewesen wäre, ist fraglich.

„Alles deutet auf Versagen der Uber-Sensorik hin“

In einem zweiten Videofragment, das den Innenraum des Wagens zeigt, scheint Ubers Sicherheitsfahrerin die meiste Zeit auf etwas unterhalb des Armaturenbretts zu schauen und nur gelegentlich den Blick auf die Fahrbahn zu richten. Auch direkt vor dem Aufprall blickt sie nach unten – und dann sieht man den Schreck auf ihrem Gesicht.

Die Polizeichefin von Tempe hatte am Dienstag Verständnis für die menschliche Sicherheitsfahrerin am Steuer gezeigt: Es sei um 22 Uhr dunkel gewesen, die Frau mit dem Fahrrad sei direkt aus dem Schatten auf die Fahrbahn getreten, die Fahrerin habe sie erst gesehen, als es zu dem Aufprall kam. Auf dem Video ist allerdings zu sehen, dass sich die Sicherheitsfahrerin wohl größtenteils auf das selbstfahrende Auto verließ.

Experten untersuchen den Unfallwagen.
Experten untersuchen den Unfallwagen. © REUTERS | HANDOUT

Experten zeigten sich überrascht davon, dass der Wagen trotz seiner vielen Sensoren nicht reagiert zu haben scheint. „Das Video zeigt eindeutig, dass die Passantin nicht erkannt wurde, nicht mal, als sie bereits vor dem Auto stand. Alles deutet auf Versagen der Uber-Sensorik und – Programmierung hin“, sagte Raúl Rojas, Leiter des Dahlem Center for Intelligent Systems an der Freien Universität Berlin, dem Science Media Center. „Herkömmliche Notstop-Systeme hätten bei modernen Autos in dieser Situation wohl eingegriffen.“

Daten werden analysiert

Auch der Leiter des Instituts für Mess- und Regelungstechnik am Karlsruher Institut für Technologie, Christoph Stiller, betonte, die Laser- und Radarsensoren arbeiteten „unabhängig vom Tageslicht und hätten die Fußgängerin mit ihrem geschobenen Rad selbst noch bis in 100 Metern Entfernung detektieren müssen“. Die erste Einschätzung der Polizei, dass er Unfall unvermeidbar erschien, werde von dem Video in Frage gestellt.

Um die Frage zu klären, warum das Auto mit seinen Sensoren die Gefahr nicht früher erkannte, werden nun Unmengen an Daten des Wagens ausgewertet. Dafür sind auch Experten der Verkehrsaufsicht vor Ort in Arizona. (dpa/wck)