Los Angeles. Gewinnerin McDonald sprach in ihrer Danksagung die Herrenriege an: „Sprecht nicht mit uns auf euren Partys, gebt uns gute Rollen!“
Als Mildred Hayes, eine traumatisierte und auf Rache sinnende Mutter, die ihre Tochter auf brutale Art verloren hat, blickt Frances McDormand meist stoisch in die Kamera. Als Hauptdarstellerin in der Tragikomödie „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ - unter der Regie des Iren Martin McDonagh - führt die 60-jährige Schauspielerin einen Kampf gegen machohafte Männer und ignorante Polizisten. Sie ist resolut, zerbrechlich, emphatisch und knallhart – eine vielschichtige Darstellung, die McDormand nun ihren zweiten Oscar als beste Hauptdarstellerin einbrachte.
Zunächst bat sie alle Frauen, die nominiert waren, aufzustehen. An die ebenfalls nominierte Meryl Streep gewandt sagte sie: „Meryl, wenn du es tust, machen alle mit“.
Unter dem Applaus der Anwesenden standen Schauspielerinnen, Regisseurinnen, Dramaturginnen, Kamerafrauen, Komponistinnen und Designerinnen auf. Sie alle hätten Geschichten zu erzählen, die finanziert werden wollten, sagte McDormand. „Sprecht nicht mit uns auf euren Partys heute Abend. Ladet uns in den nächsten Tagen in eure Büros ein – oder kommt in unsere, was euch besser passt – und dann erzählen wir euch alles darüber.“
„Inclusion Rider“ soll legalen Ausstieg aus Produktionen ermöglichen
McDormand beendete ihre Rede mit zwei Worten: „Inclusion Rider“, eine geforderte Vertragsklausel, die dafür sorgen soll, dass Beteiligte an einem Film wieder aus dem Vertrag aussteigen können, wenn sie merken, dass in der Produktion zu wenig Wert auf Gleichberechtigung gelegt wird oder ein sexistisches Klima herrscht. Auch im Falle von verbalen oder tätlichen Übergriffen auf Mitwirkende am Filmset würden den Betroffenen durch eine solche Klausel der legale Ausstieg aus einer Produktion ermöglicht werden. Bislang käme eine solche Absage die Betroffenen extrem teuer zu stehen.
McDormand ist eine erfahrene Schauspielerin in Hollywood. Umso mehr haben ihre Worte Gewicht und dürften als Ermutigung für jüngere Kolleginnen wahrgenommen werden.
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Ihren ersten Oscar gewann McDormand vor 20 Jahren für ihre Rolle der hochschwangeren Dorfpolizistin Marge Gunderson in dem Kriminalfilm „Fargo“. Auch damals brachte McDormand eine große Portion Humanität in das brutale Geschehen und zu dem skurrilen Humor der Filmemacher Ethan und Joel Coen.
McDormand wurde mit Filmen der Coen-Brüder bekannt
Die Coen-Brüder hatten die zierliche Schauspielerin mit dem markanten Kinngrübchen 1984 für ihr Regiedebüt „Blood Simple“ entdeckt. Die Rolle einer Ehebrecherin in dem Thriller war ihr erster Filmauftritt. Seitdem sind McDormand und Joel
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Coen auch ein Ehepaar. Den Coen-Brüdern verdankt sie einige ihrer besten Rollen, doch auch andere Regisseure rissen sich um die Charakterdarstellerin.
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McDormand hatte im Lauf ihrer Karriere noch weitere Oscar-Nominierungen: als Ehefrau eines Rassisten in dem Südstaatendrama „Mississippi Burning“ unter der Regie von Alan Parker, als besorgte Mutter eines jungen Rock-Journalisten in „Almost Famous - Fast berühmt“ (Cameron Crowe) und als Minenarbeiterin in Niki Caros Drama „Kaltes Land“. (dpa/aba)