Berlin. Der Film „Die Verlegerin“ handelt von der Pressefreiheit. Eine Podiumsrunde mit der Funke-Verlegerin zeigt, wie aktuell das Thema ist.

Aufklärung und Aufdeckung – das sind die Kernaufgaben der Medien, wie der Film „Die Verlegerin“ von Steven Spielberg zeigt. Das Drama mit Meryl Streep in der Hauptrolle ist ab 22. Februar im Kino zu sehen.

Streep spielt Kay Graham, die Verlegerin der „Washington Post“, die sich vor eine schwere Entscheidung gestellt sieht: Entweder gibt sie dem politischen Druck nach und verhindert die Veröffentlichung geheimer Dokumente über die Hintergründe des Vietnamkriegs. Oder sie lässt sie zu – und riskiert damit die wirtschaftliche Zukunft ihres Unternehmens.

Diskussionsrunde in Berlin

Wie aktuell der Film rund um die Geheimdokumente, die sogenannten Pentagon-Papiere aus dem Jahr 1971, ist, zeigte am Montagabend in Berlin die Diskussion dreier Frauen, die in journalistisch-verlegerischen Führungspositionen tätig sind: Christine Richter, stellvertretende Chefredakteurin der „Berliner Morgenpost“, befragte als Moderatorin Julia Becker und Katarzyna Mol-Wolf.

Becker ist seit 1. Januar dieses Jahres als Nachfolgerin ihrer Mutter Petra Grotkamp Aufsichtsratsvorsitzende und damit Verlegerin der Funke Mediengruppe, zu der auch diese Redaktion gehört. Katarzyna Mol-Wolf ist Geschäftsführerin des Emotion-Verlags, in dem sie auch als Chefredakteurin des Frauenmagazins „emotion“ tätig ist.

Julia Becker erinnerte an den inhaftierten Deniz Yücel

Im Mittelpunkt stand die Pressefreiheit, die sich derzeit überall auf dem Globus massiven Anfeindungen ausgesetzt sieht. Julia Becker erinnerte an Deniz Yücel, den seit einem Jahr ohne Anklageschrift in der Türkei inhaftierten „Welt“-Journalisten.

Becker beschrieb die Pressefreiheit als „das zentrale Thema bei den Werten und Zielvorstellungen“ ihrer verlegerischen Arbeit und verwies auf deren gesellschaftspolitische Verantwortung: „Ohne Pressefreiheit ist alles nichts.“ Ein Verlag müsse die Rahmenbedingungen schaffen, damit Journalisten frei von Repressionen ihrer Arbeit nachgehen können – und das auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie diesen.

Qualitätsjournalismus gegen Fake News

Katarzyna Mol-Wolf wies auf die Tugenden des Qualitätsjournalismus hin, die sich in der heutigen Zeit als besonders wichtig erweisen: auf gute Recherche und die Fähigkeit, die eigene Intuition zu trainieren. Die sensible Prüfung der Quellen bezeichnete Julia Becker als ebenso zentral wie die Fähigkeit, auch bei für Regierungskreise unangenehmen Themen sehr genau hinzusehen und zu berichten.

Dem nicht nur von Donald Trump, sondern auch hierzulande von rechtspopulistischen Kreisen gern erhobenen Vorwurf der Produktion von „Fake News“ durch die sogenannten Mainstream-Medien sei so ganz sicher am besten zu begegnen – wie auch durch die Redlichkeit im Umgang mit eigenen Fehlern.

Facebook nicht kampflos das Feld überlassen

Julia Becker warb für Offenheit im Umgang mit journalistischen Fehlern, die sich leider nicht immer vermeiden, aber immerhin transparent korrigieren lassen. Das Vertrauensverhältnis des Lesers zum Autor, die Geschäftsgrundlage, dürfe durch stillschweigendes Aussitzen solcher Fehler nicht unnötig belastet werden.

Angesichts massiver Veränderungen in der Branche warb Julia Becker auch für mehr Kooperation in der Medienwelt. Die Umwälzungen erforderten neue Allianzen und weniger Scheu davor. Den Netzgiganten Google und Facebook dürfe nicht kampflos das Feld überlassen werden.

Mehr Gleichberechtigung bei der Besetzung der Spitzenpositionen

Veränderungen stehen allerdings auch auf anderem Feld bevor. Spielbergs Film zeigt, wie männerdominiert das Zeitungsgeschäft in den Siebzigern war. Auch heute noch ist die Branche, betrachtet man etwa die Besetzung der Spitzenpositionen, von Geschlechtergerechtigkeit weit entfernt. Katarzyna Mol-Wolf bildet hier eine Ausnahme, denn in ihrem Hamburger Verlag sind von 46 Mitarbeitern nur drei männlich.

Auch Julia Becker hat sich in Sachen Gleichberechtigung für ihre Arbeit einiges vorgenommen: „Es gibt bei keiner der zwölf Tageszeitungen von Funke eine Chefredakteurin. Das will ich dringend ändern.“