Washington. Harvey Weinstein soll Angestellten seiner Firma mit dem Tod gedroht haben. Der Staat New York verklagt ihn und seine Ex-Firma nun.
Im Oktober 2017 war der Filmproduzent Harvey Weinstein beschuldigt worden, eine große Anzahl Frauen sexuell genötigt und sogar vergewaltigt zu haben. Nun sind weitere Vorwürfe laut geworden, die den US-Bundesstaat New York dazu veranlassten, den gestürzten Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein und dessen früheres Unternehmen zu verklagen.
Die Führungskräfte der Weinstein Company und auch Weinsteins Bruder Robert hätten es wiederholt nicht vermocht, die Angestellten vor „unablässiger sexueller Belästigung, Einschüchterung und Diskriminierung“ durch Weinstein zu schützen, hieß es in der am Sonntag eingereichten Klage. Damit hätten sie vermutlich wiederholt die Gesetze des Staates New York gebrochen, da Angestellte gefährdet worden seien, teilte der New Yorker Staatsanwalt Eric Schneiderman mit.
Die Klage sei Ergebnis von vier Monate andauernden Ermittlungen, in denen „neues und ungeheuerliches“ sexuelles Fehlverhalten enthüllt worden sei, hieß es weiter. In den neuen Anschuldigungen werden Drohungen Weinsteins zitiert. So soll er einigen Angestellten gesagt haben: „Ich werde dich töten“, „Ich werde deine Familie töten“, „Du weißt nicht, was ich tun kann“. Er habe Beziehungen zu mächtigen Menschen, die „sich um Probleme kümmern könnten“.
Weinsteins Anwalt: Weinstein war nicht kriminell
Weinsteins Anwalt Ben Brafman teilte der Deutschen Presse-Agentur in einer Mail mit, falls Schneiderman eine faire Ermittlung durchführte, würde sich zeigen, dass viele der Anschuldigungen gegen Weinstein unbegründet seien. „Auch wenn Weinsteins Verhalten nicht fehlerfrei war, war es mit Sicherheit nicht kriminell“, schrieb Brafman. Weinstein habe mehr Frauen in leitende Positionen als jeder andere Unternehmenschef gebracht.
In seinen Unternehmen habe es „null Diskriminierung“ gegeben. Wenn es das Ziel der Untersuchung sei, zu Reformen in der Filmindustrie zu ermutigen, werde Weinstein die Ermittlungen akzeptieren. Wenn er allerdings zum Sündenbock gemacht werden sollte, werde er sich selbst energisch verteidigen.
Weinstein war im Oktober von seiner Firma entlassen worden. Zahlreiche Frauen, darunter Schauspielerinnen wie Salma Hayek, Ashley Judd, Gwyneth Paltrow, Angelina Jolie, Rose McGowan und Mira Sorvino haben Weinstein öffentlich sexuelle Übergriffe und Einschüchterungen bis hin zur Vergewaltigung vorgeworfen. Er hat in der Vergangenheit Fehlverhalten eingeräumt, aber Vorwürfe von nicht-einvernehmlichem Sex wiederholt zurückgewiesen. Er soll sich in Therapie befinden.
Verkauf von Weinstein Studios gescheitert
Der Verkauf der Studios ist nach der neuen Klage gescheitert, wie das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf eine mit den Gesprächen vertraute Person berichtete. Der Abschluss des Deals in Höhe von 500 Millionen Dollar war eigentlich für Sonntag geplant gewesen.
Diese Frauen belasten Harvey Weinstein
Der Staatsanwalt Schneiderman hatte zuvor erklärt, dass bei einem Verkauf der Weinstein Studios sichergestellt werden müsse, dass die Opfer entschädigt würden. Es müsse darüber hinaus garantiert sein, dass „weder Täter noch diejenigen, die die Taten ermöglicht hätten, zu Unrecht bereichert“ würden.
Weinstein-Skandal startete #MeToo-Debatte
Die Weinstein-Enthüllungen im vorigen Herbst brachten die #MeToo-Lawine ins Rollen – eine weltweite Bewegung, bei der Hunderttausende mehrheitlich Frauen ihre eigenen Erfahrungen mit sexuellen Belästigungen, Nötigungen, Missbrauch bis hin zu Vergewaltigungen öffentlich machten. Vor allem die amerikanische Filmbranche steht seitdem Kopf und noch immer kommen neue Fälle ans Licht. Aber auch in Deutschland schlug die Debatte Wellen. (dpa)