Berlin. Bisher schwieg Deutschlands Filmbranche zu den Vorwürfen gegen Dieter Wedel. Bis jetzt. Simon Verhoeven findet deutliche Worte.

„Ich schäme mich für die Mechanismen meiner Branche, die es diesem Sadisten und brutalen Gewalttäter erlaubt haben, jahrzehntelang Frauen zu vergewaltigen und Menschen zu quälen“ – in einem langen Facebookpost rechnet der deutsche Regisseur Simon Verhoeven jetzt mit Dieter Wedel ab. Dabei findet der 45-Jährige auch deutliche Worte für die Filmbranche.

Er könne jedem nur empfehlen, den „Zeit“-Artikel über Wedel zu lesen, beginnt der Beitrag in dem sozialen Netzwerk. „Fakt ist: Jeder, der in der Filmbranche eine Zeit lang gearbeitet hat, wusste von den ätzenden Geschichten über Wedel. Dass er am Set Schauspieler tyrannisiere, dass er ein eitler, egomanischer Schreihals sei, ein Arschloch.“ Die Ausmaße allerdings, die habe sich keiner vorstellen wollen, so Verhoeven.

Simon Verhoeven distanziert sich von Dieter Wedel

Vieles sei verharmlost, verdrängt oder auch verschwiegen worden. „Aus Angst. Aus Scham. Aus falsch verstandenem Respekt vor einem kranken Tyrannen und seiner Macht“, schreibt der Sohn von Darstellerin Senta Berger. „Aber eben auch aus dem Wunsch, Erfolg zu haben mit Dieter Wedel!“ Man sei bereit gewesen, für einen Quotenerfolg mit einem „Monster“ zu arbeiten.

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Nun sei es an der Zeit, kündigt der Regisseur an, die Zeit aufzuarbeiten. Das ZDF, der Saarländische Rundfunk und alle anderen Sender, alle Verantwortlichen, „die mit diesem Drecksack jahrzehntelang gearbeitet und Erfolge gefeiert haben“, fordert er auf, die Zeit aufzuarbeiten und Stellung zu beziehen.

„Es ist Zeit, sich von diesem Mann aufs deutlichste zu distanzieren. Seine Serien nie wieder auszustrahlen.“ Er hoffe, dass man „solchen kranken Typen“ von nun an früher das Handwerk lege.

Iris Berben kritisierte Dieter Wedel

Dieter Wedel bestreitet die Vorwürfe.
Dieter Wedel bestreitet die Vorwürfe. © dpa | Uwe Zucchi

Simon Verhoeven ist nun der erste bekannte deutsche Regisseur, der sich nach den Veröffentlichungen in der „Zeit“ offen gegen Dieter Wedel stellt. In der Wochenzeitung werfen Frauen Wedel Schikane, Belästigung und sogar Vergewaltigung vor. Schauspielerin Iris Berben hatte vor wenigen Tagen erklärt, Wedel habe sie Ende der 70er Jahre am Set der Fernsehserie „Halbzeit“ gedemütigt.

Die „Bild“-Zeitung hatte am Samstag mehrere Weggefährten Wedels, darunter Heiner Lauterbach, Ulrich Tukur oder Axel Milberg, um Stellungnahmen zum Fall gebeten – erfolglos. Niemand wollte sich äußern.

Dieter Wedel, der derzeit mit Herzbeschwerden im Krankenhaus liegt, bestreitet die Taten. Sein Anwalt erklärte am Mittwoch in der „Tagesschau“, er halte die Berichterstattung der „Zeit“ für „ethisch nicht verantwortbar“ und „rechtlich für unzulässig“. (jha)