Washington. Murdoch, Kardashian, Richie: In Los Angeles bedrohen Buschbrände die Villen der berühmten Bewohner. 50.000 Menschen mussten fliehen.

Bel Air heißt so, weil die Luft dort meist angenehm frisch ist. Eben das Gegenteil vom abgasverseuchten Smog in den tiefer liegenden Gegenden des Großraums Los Angeles.

Wer am Donnerstag im Nobelviertel der Reichen und Schönen aus den Panoramafenstern Richtung Pazifik schaute, hatte nur die Wahl zwischen dunklen Wolkenschwaden und Feuerwalzen, wie sie in Hollywood am Computer fabriziert werden. Nur, diesmal waren sie echt.

Nach den katastrophalen Bränden, die im Frühherbst in den Weinanbaugebieten im Norden des Bundesstaates fast 10.000 Häuser zerstörten und rund 50 Menschenleben forderten, hat Kalifornien seit Wochenbeginn erneut mit unzähmbarer Naturgewalt zu kämpfen.

Berüchtigte Santa-Ana-Winde als Brandbeschleuniger

50.000 Menschen haben ihre Häuser verlassen. 1200 Feuerwehrleute sind im Einsatz. Zwischen Carpenteria und Santa Monica ist eine Fläche von rund 250 Quadratkilometern verkohltes Terrain. Hunderte Häuser sind bereits abgebrannt. „Zum Glück gibt es bisher keine Toten“, berichtete Eric Garcetti, der Bürgermeister von Los Angeles.

Wieder einmal erweisen sich die von Mythen umrankten Santa-Ana-Winde als Brandbeschleuniger, den man sich „wie einen Föhn vorstellen muss, der in Sturmstärke weht“, schreibt die „Los Angeles Times“. Die im Volksmund Teufelswinde genannten Wetterphänomene entstehen in den Herbst- und Wintermonaten. Böen, wie sie seit Montag wehen, erreichen Geschwindigkeiten über 100 km/h. Die Canyons in der Region übernehmen dann die Funktion eines gigantischen Ofenrohrs.

Schwere Waldbrände wüten in Kalifornien

Schwere Waldbrände haben in Kalifornien Zehntausende Menschen in die Flucht getrieben und hunderte Gebäude zerstört.
Schwere Waldbrände haben in Kalifornien Zehntausende Menschen in die Flucht getrieben und hunderte Gebäude zerstört. © REUTERS | GENE BLEVINS
Nach Angaben der Behörden brach das Feuer unweit der Ortschaft Ventura zwischen Santa Barbara und Los Angeles aus.
Nach Angaben der Behörden brach das Feuer unweit der Ortschaft Ventura zwischen Santa Barbara und Los Angeles aus. © REUTERS | GENE BLEVINS
Nach Angaben lokaler Medien breiteten sich die Brände explosionsartig aus.
Nach Angaben lokaler Medien breiteten sich die Brände explosionsartig aus. © dpa | Ryan Cullom
Viele Menschen verloren durch die Feuer ihre Häuser.
Viele Menschen verloren durch die Feuer ihre Häuser. © REUTERS | MIKE BLAKE
Feuerwehrleute ließen Häuser kontrolliert niederbrennen, die nicht mehr zu retten waren.
Feuerwehrleute ließen Häuser kontrolliert niederbrennen, die nicht mehr zu retten waren. © REUTERS | MIKE BLAKE
Zehntausende Menschen seien auf der Flucht vor den Flammen, hieß es.
Zehntausende Menschen seien auf der Flucht vor den Flammen, hieß es. © REUTERS | MIKE BLAKE
Auch im kalifornischen Sylmar weiter im Landesinneren brennt es. 2017 war für Kalifornien und andere westliche Staaten der USA wegen anhaltender Trockenheit ein besonders schlimmes Waldbrandjahr.
Auch im kalifornischen Sylmar weiter im Landesinneren brennt es. 2017 war für Kalifornien und andere westliche Staaten der USA wegen anhaltender Trockenheit ein besonders schlimmes Waldbrandjahr. © REUTERS | GENE BLEVINS
Für viele Tiere kam jede Hilfe zu spät.
Für viele Tiere kam jede Hilfe zu spät. © REUTERS | GENE BLEVINS
Die Brände griffen schnell um sich.
Die Brände griffen schnell um sich. © REUTERS | GENE BLEVINS
Verzweiflung bei den Menschen, die ihr Heim verloren haben.
Verzweiflung bei den Menschen, die ihr Heim verloren haben. © REUTERS | GENE BLEVINS
Die Feuer werden von den für Südkalifornien typischen Santa-Ana-Winden angefacht. Die Föhnwinde entstehen zwischen den Rocky Mountains und der Sierra Nevada.
Die Feuer werden von den für Südkalifornien typischen Santa-Ana-Winden angefacht. Die Föhnwinde entstehen zwischen den Rocky Mountains und der Sierra Nevada. © REUTERS | GENE BLEVINS
Die Behörden versuchen, die Feuer aus der Luft zu löschen.
Die Behörden versuchen, die Feuer aus der Luft zu löschen. © REUTERS | GENE BLEVINS
Doch auch der Abwurf des Löschwassers ist wegen der starken Winde schwierig.
Doch auch der Abwurf des Löschwassers ist wegen der starken Winde schwierig. © REUTERS | GENE BLEVINS
Dieses Auto ist nicht mehr zu retten.
Dieses Auto ist nicht mehr zu retten. © REUTERS | GENE BLEVINS
Anwohner bekämpfen Glutnester, die vom Wind verstreut werden.
Anwohner bekämpfen Glutnester, die vom Wind verstreut werden. © REUTERS | GENE BLEVINS
Das Feuer bei Sylmar wird „Thomas Fire“ genannt.
Das Feuer bei Sylmar wird „Thomas Fire“ genannt. © REUTERS | GENE BLEVINS
Wegen der Brände ist die Autobahn 210 gesperrt.
Wegen der Brände ist die Autobahn 210 gesperrt. © REUTERS | GENE BLEVINS
Ausgebrannte und völlig zerstörte Häuser im Norden des San Diego County.
Ausgebrannte und völlig zerstörte Häuser im Norden des San Diego County. © dpa | K.C. Alfred
Feuerwehrmann Simon Garcia vom Heartland Fire Department wird von einer Frau umarmt, nachdem sie ihr Haus unversehrt vorfand.
Feuerwehrmann Simon Garcia vom Heartland Fire Department wird von einer Frau umarmt, nachdem sie ihr Haus unversehrt vorfand. © dpa | Gregory Bull
Andere hatten nicht so viel Glück.
Andere hatten nicht so viel Glück. © dpa | Gregory Bull
Viele Häuser wurden vollkommen zerstört.
Viele Häuser wurden vollkommen zerstört. © dpa | Gregory Bull
Verbrannte Palmen bei Ventura.
Verbrannte Palmen bei Ventura. © dpa | Elijah Hurwitz
Die Brände aus der Luft.
Die Brände aus der Luft. © dpa | Stu Broce
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Weingut von Milliardär Murdoch in Flammen

Obwohl auch in anderen Teilen des Staates Brände wüten und Gouverneur Jerry Brown umfassende Evakuierungen angeordnet hat, konzentriert sich das öffentliche Interesse auf die Promi-Viertel um Bel Air, wo Stars aus Pop und Film wie Jennifer Lopez, Beyoncé und Gwyneth Paltrow teure Anwesen besitzen.

Zu den „Opfern“ des Feuers gehört der Medienmilliardär Rupert Murdoch. Sein Weingut Moraga stand teilweise in Flammen. Auch das deutsche Boulevard-Unikum Frederic Prinz von Anhalt, nach dem Tod seiner Frau Zsa Zsa Gabor Witwer, stellt sich auf einen schnellen Abzug aus seiner Villa ein. „Ich habe wichtige Unterlagen, zwei Gemälde meiner Frau und ihre Urne ins Auto gepackt“, sagte der 74-Jährige. Sänger Lionel Richie twitterte, er helfe seiner Familie dabei, einen „sichereren Ort“ zu finden. TV-Star Kim Kardashian dankte den Feuerwehrleuten für ihren Einsatz.

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2000 Brände mehr als 2016

Über dem Stadtteil kreisten am Donnerstag stundenlang Löschhubschrauber, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern. Um ein Haar hätte die Feuersbrunst auch einen Touristenmagneten eingeschmolzen. Das auf den Hügeln thronende Getty Center, ein weltbekanntes Kunstmuseum, musste von den Einsatzkräften gesondert geschützt werden. Im Zuge der Löschaktionen mussten diverse Abschnitte der Interstate 405, Amerikas meistbefahrene Autobahn, gesperrt werden.

Für Ken Pimlott, Chef der kalifornischen Wald- und Brandschutzbehörde, ist das Drama der Feuer Schlusspunkt eines verheerenden Jahres: 6700 Brände – 2000 mehr als 2016. 2300 Quadratkilometer Fläche betroffen – 1200 mehr als 2016.

Lokale Fernsehsender zeigten am Donnerstag ängstliche Anwohner, die auf Regen hoffen, um die Brandfront zu stoppen. Es sieht nicht danach aus. Für die kommende Tage sind Trockenheit und 28 Grad angesagt.