Berlin. Bislang war Proxima b unsere größte Hoffnung auf einen Absprung ins All. Nun haben Forscher einen noch besseren Kandidaten ausgemacht.

Wohltemperiert, in etwa so groß wie die Erde und für kosmische Verhältnisse gar nicht so weit entfernt: Forscher der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile haben einen Exoplaneten entdeckt, auf dem es Leben geben könnte. Ross 128 b ist elf Lichtjahre von der Erde entfernt und damit der zweitnächste bislang entdeckte Planet, der die Voraussetzungen dafür erfüllt – und er kommt näher.

Gemeinsam mit seinem Heimatstern – dem Roten Zwerg Ross 128 – bewegt sich Ross 128 b auf unser Sonnensystem zu und wird in etwa 79.000 Jahren der erdnächste Exoplanet sein, wie die Forscher mitteilen. Mit einer Entfernung von 4,2 Lichtjahren ist bislang Proxima b der erdnächste Planet, der in der habitablen Zone seine Heimatsterns liegt.

Temperaturen zwischen -60 und 20 Grad Celsius

Auch Ross 128 b dürfte in dieser Zone liegen. Und er hat einen entscheidenden Vorteil: Seine Sonne scheint ein „ruhiger Stern“ zu sein, er sendet deutlich weniger schädliche Strahlung ab als andere Sterne. Das ist wichtig, denn Ross 128 b umkreist seinen Stern in einem 20 Mal geringeren Abstand als die Erde unsere Sonne – ein Ross-Jahr dauert nur knapp zehn Tage. Starke Ultraviolett- und Röntgenstrahlung würde Leben dort unmöglich machen.

Rote Zwerge gehören zu den kühlsten und lichtschwächsten Sternen im Universum, die Oberflächentemperatur von Ross 128 ist nur etwa halb so hoch wie die unserer Sonne – daher liegt seine habitable Zone deutlich näher. Nach Angaben der Forscher dürfte die Temperatur auf Ross 128 b zwischen -60 und 20 Grad Celsius liegen. Ob Leben auf dem Planeten tatsächlich möglich ist, können die Astronomen bislang aber nicht sagen.

Entdecken die Forscher bald erstes Leben im All?

Dank technischer Fortschritte entdecken Astronomen seit den 90er-Jahren immer mehr Exoplaneten. Der nächste große Schritt wäre der Nachweis sogenannter Biomarker – also chemischer Hinweise auf Leben – wie etwa Sauerstoff in der Atmosphäre. Das „Extremely Large Telescope“ der ESO in Chile habe gute Chancen, diese Entdeckung als erstes zu machen, so die Forscher. (küp)