Darmstadt. Die Jury für das „Unwort des Jahres“ sammelt wieder Vorschläge. Die Auswahl der vergangenen Jahre zeigt: Der Ton ist rau geworden.

  • Eine sprachkritische Jury wählt wieder das „Unwort des Jahres“
  • Im vergangenen Jahr entschied sich die Jury für „Volksverräter“
  • Nach wie vor können Vorschläge eingeschickt werden

Unter den Vorschlägen für das nächste „Unwort des Jahres“ sind Begriffe wie „Geburten-Dschihad“ und „Krawall-Touristen“ im Rennen. Das teilte die sprachkritische Jury in Darmstadt mit.

Die erste Bezeichnung stammt aus der Diskussion über eine Islamisierung Deutschlands, die zweite steht im Zusammenhang mit der Gewalt beim G-20 Gipfel in Hamburg. Beide Begriffe waren bis etwa Mitte Oktober jeweils drei Mal eingegangen.

Bislang weniger Vorschläge als üblich

Das „Unwort des Jahres 2017“ soll am 16. Januar 2018 in Darmstadt bekanntgegeben werden. Für 2016 war der Begriff „Volksverräter“ gewählt worden. Bisher gingen 381 Einsendungen ein, weniger als üblich.

Vorschläge können bis zum 31. Dezember 2017 an die Mail-Adresse vorschlaege@unwortdesjahres.net geschickt werden. Die Jury besteht im Kern aus vier Sprachwissenschaftlern und einem Journalisten. Sie richtet sich nicht nach der Häufigkeit der Vorschläge, sondern entscheidet unabhängig.

Schlagworte, die „gegen das Prinzip der Menschenwürde“ sind

Besonders häufig eingereicht wurden bisher Schlagworte wie „alternative Fakten“ (51 Mal) und „Fake News“ (neun Mal). Gerade der erste Begriff sei aber in der US-Politik geprägt worden. Deshalb komme es in Deutschland eigentlich nicht in Frage. Zum „Unwort“ 2015 war der häufig von Rechtspopulisten verwendete Begriff „Gutmensch“ gewählt worden. Für 2014 hatte das Gremium „Lügenpresse“ ausgesucht.

Die Jury kritisiert Schlagworte, die „gegen das Prinzip der Menschenwürde“ und „Prinzipien der Demokratie“ verstoßen, weil sie „einzelne gesellschaftliche Gruppen diskriminieren“ oder „euphemistisch, verschleiernd oder gar irreführend“ sind. Die Aktion gibt es seit 1991. (dpa)