Washington. Laut Polizei von Las Vegas plante Stephen Paddock seine Tat schon früher in einem anderen Hotel. Ob er allein handelte, ist fraglich.

Der Massenmörder von Las Vegas wurde möglicherweise unterstützt. Außerdem hatte er für sich einen Fluchtweg vorbereitet. Das erklärte der zuständige Sheriff Joe Lombardo. Details nannte er mit Verweis auf laufende Ermittlungen nicht.

Ein schlüssiges Motiv für die Bluttat von Stephen Paddock, bei der am Sonntagabend in der Glücksspielstadt im US-Bundesstaat Nevada 59 Menschen starben und über 500 verletzt wurden, hat die Polizei immer noch nicht gefunden.

Paddock hatte mit Hilfe von manipulierten Schnellfeuergewehren 22.000 Besucher eines Open-Air-Country-Musikfestivals zehn Minuten lang aus seinem Hotelzimmer im 32. Stock des „Mandalay Bay“-Hotels unter Dauerbeschuss genommen.

Vernehmung von Ex-Partnerin Marilou D. geben keine Hinweise

Vernehmungen seiner ehemaligen Lebenspartnerin Marilou D. gaben bisher laut Polizei keinen Aufschluss. Die 62-Jährige, die zur Tatzeit in ihrer Heimat auf den Philippinen war und erst am Dienstagabend in die USA zurückkehrte, ließ über einen Anwalt erklären: „Es kam mir niemals in irgendeiner Weise in den Sinn, dass er eine Gewalttat gegen irgendjemanden plante.“ Paddock sei ihr als „freundlicher, fürsorglicher und ruhiger Mann“ begegnet.

Der Attentäter von Las Vegas: Stephen Paddock.
Der Attentäter von Las Vegas: Stephen Paddock. © dpa | -

Paddock hatte ihr zwei Wochen vor der Tat ein Ticket nach Manila bezahlt und später 100.000 Dollar für den Kauf eines Hauses überwiesen. „Ich dachte, er wollte die Beziehung abbrechen“, zitierte der Anwalt die ehemalige Casino-Hostess. Marilou D. kooperiert weiter mit den Ermittlern.

Berichten über einen angeblich gefundenen Abschiedsbrief in Paddocks Hotelzimmer (der Todesschütze entzog sich laut Polizei dem Zugriff eines Sondereinsatzteams durch Selbstmord) trat Sheriff Lombardo entgegen. Über den Inhalt einer sichergestellten Notiz machte er keine Angaben.

Der Polizeichef von Las Vegas deutete jedoch an, dass der 64-jährige Paddock den Massenmord möglicherweise früher begehen wollte. Eine Woche vorher mietete er in Las Vegas mehrere Zimmer im „Ogden“-Hotel mit Sichtweite auf das Pop-Musikfestival „Life is Beautiful“.

Dass in Paddocks Auto im Parkhaus des „Mandalay Bay“-Hotels 23 Kilogramm sprengstofffähigen Materials gefunden wurden, kann die Polizei bisher nicht einordnen.

Behörden halten Hilfe von Komplizen für möglich

Es gibt keine Hinweise auf einen geplanten Bombenanschlag. FBI-Chefermittler Aaron Rouse betonte erneut, dass kein Verdacht auf einen terroristischen Hintergrund besteht. 100 Experten der Bundespolizei gingen Hinweisen aus allen Teilen Amerikas und „der ganzen Welt“ nach.

Im Fokus der Behörden steht unter anderem die Frage, wie es Paddock gelingen konnte, rund 30 der insgesamt über 50 bei ihm (im Hotel und in zwei Privathäusern) gefundenen schweren Waffen binnen des vergangenen Jahres zu kaufen, zu horten und 23 davon unbemerkt ins „Mandalay Bay“-Hotel zu schaffen. „Man muss vermuten, dass er zu irgendeinem Zeitpunkt Hilfe hatte“, sagte Sheriff Lombardo.

Von den rund 500 Verletzten konnten über 300 die Krankenhäuser verlassen. Mehrere Patienten befinden sich aber noch in kritischem Zustand.

Viele Verschwörungstheorien im Umlauf

Weil die Hintergründe der Tragödie weiter im Dunkel liegen, schießen Verschwörungstheorien ins Kraut. Von einem zweiten Schützen, der aus dem 4. Stock geschossen habe, ist die Rede. Und davon, dass vor allem konservativ-christliche Menschen Zielscheiben gewesen seien. Internetportale wie „infowars“, dessen Chef Alex Jones sich der Wertschätzung von Präsident Trump erfreut, kolportieren, dass Paddock islamistisch radikalisiert gewesen sein könnte.

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    Auch soll er in seinem Hotelzimmer einen zweiten Gast gehabt haben. Dies belege eine Rechnung des Zimmerservice. Dazu die Ermittler sinngemäß: Wir haben keine Zeit, um jeden Unsinn zu kommentieren.

    Unterdessen deutet sich im politischen Raum eine erste Konsequenz an. Im Kongress wächst die Bereitschaft, sogenannte „bump stocks“ zu verbieten. Das sind Zusatzgeräte, mit den man bislang legal aus einem halbautomatischen Gewehr vom Typ AR-15 ein kriegsähnliches Maschinengewehr machen kann, das pro Minute 900 Schüsse abfeuert. Stephen Paddock hatte fast ein Dutzend solcher Gewehre.