Kaltenkirchen. Es ist ein kleines Märchen: Ein Vater sucht für seine autistische Tochter verzweifelt ein bestimmtes Kleid. Nun hat er es achtfach.

Die Hauptperson war nicht dabei, das hätte den ganzen enormen Aufwand zunichte machen können. Es gibt für die autistische Maggie acht neue Exemplare des Kleides, das sie als einziges trägt und dessen Produktion eigentlich vor zehn Jahren geendet war. Eine Textilkette hatte das Modell nach dem verzweifelten Hilferuf des Vaters über Twitter noch einmal zeichnen und produzieren lassen.

Jörg Martens hatte sich extra als @Feen_Papa auf Twitter angemeldet. Einen längst nicht mehr produzierten Artikel für das darauf festgelegte autistische Kind zu bekommen, damit hatte bereits ein Engländer auf Twitter Erfolg gehabt und eine besondere Trinkflasche gefunden.

Ein Aufruf dort war auch Jörg Martens letzte Hoffnung, irgendwie doch noch an das Kleidungsstück zu kommen. Das bis dato letzte Kleid hatte die Familie mit viel Glück gefunden: Bei einem Ausflug nach Hamburg fiel Maggies Mutter plötzlich ein Mädchen auf, das jenes Kleid trug. Die Eltern des Kindes stimmten dem Verkauf zu.

Nun halfen viele Menschen im Netz, den Aufruf bekannter zu machen, nachdem ein Bekannter mit etlichen Followern ihn retweetet hatte.

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Vater hatte auf ein, zwei Kleider gehofft

Jörg Martens zu unserer Redaktion: „Ich hatte gehofft, das verbreitet sich mit der Zeit und in ein paar Monaten finden sich vielleicht ein, zwei Exemplare.“Doch jetzt hat er von den vier Größen 146 bis 164 je zwei Exemplare, eigens in Indien noch einmal gefertigt. „Endlich ist die Kleiderfrage gelöst.“ In den kommenden Wochen wird die Familie noch den Atem anhalten, ob Maggie das erste Kleid in der nächstgrößeren Größe problemlos akzeptiert. Von Stoff, Farbe und Schnitt ist es identisch.

Denn sein Hilferuf hatte auch eine Verantwortliche erreicht, die ein weiches Herz oder viel Sinn für PR oder beides hat: Dagmar Heuer, Geschäftsführerin Beschaffung bei Ernsting’s family, gab den Startschuss: Das Kleid wird extra für Maggie nachproduziert. Die schnelle Reaktion rief sogar Skeptiker auf den Plan, die Aktion sei ein Fake.

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Muster und Schnitt nicht mehr greifbar

Was genau das Projekt das Unternehmen jetzt gekostet hat, ist nach Angaben eines Sprechers noch nicht ermittelt, aber das habe auch nicht im Vordergrund gestanden. In jedem Fall waren „viele Abteilungen viele Stunden beschäftigt“. Denn das Vorhaben hatte sich schnell komplizierter dargestellt als zunächst gedacht: Nachdem der Vater ein älteres Exemplar in die Zentrale geschickt hatte, fanden sich weder Stoff noch Muster oder Schnitt im Archiv.

Das Unternehmen hielt aber Wort, und der Lieferant in Indien spielte mit: Grundmaterial und Innenfutter sowie Oberstoff mitsamt Bedruckung waren noch vergleichsweise leicht herzustellen. Der Stoff musste aber genau so gecrasht werden wie damals, um den gleichen Effekt zu erzielen. 50 Meter Stoff reichten für fünf Versuche, einer passte zum Glück. Der Kette zufolge war sogar ein Psychologe eingebunden, um das Kleid so nachzuproduzieren, dass Maggie es auch akzeptiert. Sogar ehemalige Etiketten seien wieder aufgelegt worden. Die Nagelprobe steht bevor.

Am Donnerstag nahm Vater Jörg Martens die Kleider schließlich bei Ernsting’s family entgegen, nachdem sie auch alle Tests auf mögliche Schadstoffe bestanden hatten. Maggie hat wieder für die nächsten Jahre etwas zum Anziehen.