Devon. Glücklicher Ausgang für die Suche eines Vaters nach einer Tasse für seinen autistischen Sohn. Nun strebt der Vater größere Ziele an.

Die Hilfsbereitschaft Tausender im Netz hatte Marc Carter schon tief bewegt, aber die hoffentlich endgültige Lösung für das Problem seines autistischen Sohnes Ben lag in einem Regal einer Fabrik irgendwo in China. Dort haben sich die Formen für die Tasse gefunden, die der 14-jährige Junge so dringend braucht: Ben trinkt aus dieser Tasse – oder er trinkt einfach nicht. Inzwischen geht es aber um mehr, es geht um Autismus insgesamt.

Vor zwölf Jahren hatte Tommee Tippee die Produktion dieser Tasse auslaufen lassen. Da ahnte Marc Carter noch längst nicht, dass sein Kind einmal ohne diese Tasse dehydriert im Krankenhaus landen und er verzweifelt nach identischem Ersatz Ausschau halten würde. Seit drei Jahren ist das aktuelle Modell im Einsatz, und könnte täglich kaputt gehen. Bei eBay war er nicht fündig geworden, den Hersteller hatte er vergebens notiert. Erst ein Hilfeaufruf auf Twitter hatte Bewegung in das Thema gebracht – und wie.

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Vorrat für Jahre gesichert

Neben 20.000 Retweets und Berichten in Medien in aller Welt brachte ihm der Aufruf auch Tassen ein: Menschen schauten in den letzten Winkeln ihrer Schränke und auf dem Speicher nach – und fanden Exemplare. Bei den Carters ging bereits eine Sammlung von Tassen ein, die ihnen geschickt wurden. Es waren genug, um damit Bens Namen zu schreiben, wie er in einem Tweet zeigte.

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„Ihr habt Bens Leben besser gemacht“, bedankte sich Marc Carter auf Twitter überwältigt. Für die nächsten Jahre scheint Vorrat gesichert. Und dann?

Firma produziert 500 Tassen

Doch dann kam eine Nachricht von Hersteller Tommee Tippee, die ihn wie ein Schlag getroffen habe, berichtete Carter unserer Redaktion: Das Unternehmen, das ihm vor einigen Monaten noch einen Korb gegeben hatte, setzte angesichts der weltweiten Anteilnahme alle Hebel in Gang und unterstützte Carter nicht nur logistisch. Die Firma setzte auch Mitarbeiter in aller Welt auf den Fall an. Und das mit dem Erfolg, den Marc Carter nie erwartet hatte: In China fanden sich noch die Teile aus der alten Produktion der Tasse, und sie können noch verwendet werden. 1000 Stück wollte die Firma für ihn produzieren. Nun werden es 500 – mehr als Ben je benötigen wird, der Vater kann unbeschwerter mit seinem Kind herumalbern.

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Vater plant Dokumentation

Für einige der Tassen, die ein Stück Geschichte im Netz geschrieben haben, hat Carter eine besondere Verwendung: Sie sollen Belohnung für Spender sein. Er hat eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um die Popularität für Aufklärungsarbeit über Autismus zu nutzen. „Es geht hier nicht nur um Ben und eine Tasse. Es gibt eine Menge Bens da draußen“, sagt er dazu. „So groß wie die Geschichte von Ben auch ist, die größere Story geht über all die anderen Eltern, die einen Ben und ihr eigene kleine blaue Tasse haben, die für die ganze Familie so anstrengend ist.“ In einem Video erklärt er sein Anliegen.

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Er sammelt Geld, weil er eine Dokumentation erstellen will, nach China reisen möchte zur Produktion der Tassen und andere betroffene Familien zu Wort kommen lassen will. Spenden fließen nur zögerlich, das Video ist kaum abgerufen. „Du hast die Tassen, hör mit dem Betteln auf für etwas, was nicht gebraucht wird“, schreibt ihm jemand. Es wird nicht einfach.

Rat von Fremden: Sei doch strenger

Dass Aufklärungsarbeit nötig ist, hatten Carter aber auch manche Reaktionen auf seinen Aufruf gezeigt. Leute hatten ihm ernsthaft geraten, dann eben mal strenger zu dem Jungen zu sein. Ben lässt sich aber nicht zwingen und nicht überreden. Und dann gab es die Frau, die ernsthaft behauptete, sie könne Ben heilen.

Der Plan des Vaters ist es nun, Ben allmählich und im Laufe der Zeit stetig weniger verkratzte Tassen unterzuschieben, bis der Junge hoffentlich die fabrikneuen Modelle akzeptiert. Trotz vieler gebrauchter Tassen wird das ein schwieriger Weg. Das hat er bereits feststellen müssen, nachdem die ersten Tassen aus den Schränken hilfsbereiter Menschen bei ihm angekommen waren. „Das ging schief“, überschrieb er eine Zwischenmeldung. Er verknüpfte sie mit dem Appell: „Urteilt nicht, wenn ihr nicht in der Lage seid.“ So könne Autismus im Alltag aussehen.

Plötzlich Probleme mit der Original-Tasse

Er hatte unter dem Deckel die eigentliche Tasse ausgetauscht gegen eine identische zugeschickte. Nicht identisch für Ben. Der Junge habe die Tasse weggeschubst. Nach mehreren Versuchen, sie ihm wieder hinzustellen, warf Ben die Tasse durch den Raum, Mutter Mandy bekam den Saft ab.

Doch es war nicht getan mit einem Austausch gegen die ursprüngliche Tasse, die seit drei Jahren im Dauergebrauch ist. Obwohl das neue Stück demonstrativ (vorübergehend) vor Bens Augen im Mülleimer landete, traute er seiner alten Tasse auch nicht mehr, warf auch sie in den Müll. Er machte sich auf die Suche nach seiner eigentlichen Tasse, die er doch gerade weggeworfen hatte. Nach weiteren bangen Momenten gab es erst am nächsten Abend Entwarnung. „Er ist wieder zufrieden damit, aber das waren schwierige 24 Stunden.“