Tokio. Roboter als Pagen, Cabrio als Bett, Schlafen in der Kapsel – die Japaner lieben Themen-Hotels. Eine Auswahl der schrillsten Exemplare.

Auf den ersten Blick wirken die Lauben mit den bunt bemalten Kuppeln wie die leicht untersetzten Häuser mit Pilzdächern aus Schlumpfhausen. Doch aus den Häusern kommen echte Menschen. Und Thema dieser Anlage sind auch nicht die blauen Wesen aus einem unbekannten Land. Stattdessen ist es allgemeiner gehalten: „Menschen, Natur und Leben“. Einige Laubendächer sind einem Fußball nachgeahmt, auf anderen ist auf dem Dach ein winkender Pokémon aufgemalt.

Unterkunft für insgesamt 480 Gäste bietet dieses Resort, das „Aso Farm Land“ inmitten der Caldera des Mount Aso, einem Super-Vulkan auf der südjapanischen Insel Kyushu, in dem sich mehrere zum Teil noch aktive Vulkankegel befinden. Nach einer erdbebenbedingten Renovierung hat es jetzt wiedereröffnet.

Website der künstlichen Fantasiewelt wirbt mit Naturnähe

Umgerechnet zwischen 80 und 150 Euro kostet die Nacht in einem dieser Häuschen, von denen einige direkt mit Vulkanquellen für ein heißes Bad verbunden sind. Die Webseite der Anlage wirbt mit der Naturnähe. Natürlich wirkt, zumindest für den europäischen Geschmack, an der steril-künstlichen Fantasiewelt nichts. Eher fühlt man sich, als hätten einen die Teletubbies in den Fernseher gezogen.

Themenhotels boomen derzeit in Japan. In Osaka etwa spricht ein Hotel gezielt Autoliebhaber an. Der Gast schläft in einem alten VW-Käfer oder in einem pinkfarbenen Cabriolet. Als Raumbeleuchtung dient eine alte Straßenlaterne. Das „Keio Plaza Hotel“ in Tokio wiederum wendet sich an junge und jung gebliebene „Hello Kitty“-Fans. Sämtliche Zimmer sind dieser Comickatze gewidmet, die sich offenbar nur mit den Farben Rosa und Lila wohlfühlt. In den Zimmern finden sich Kitty-Zahnbürsten – für Raucher gibt es sogar Kitty-Zigaretten.

Größtmöglicher Bruch zur genormten Arbeitswelt

Wie viele Themenhotels es in Japan genau gibt, kann das japanische Touristenamt nicht sagen. Es schätzt die Zahl landesweit auf „einige Tausend“. Sie sollen den großstadtgestressten Gästen nicht nur Erholung, saubere Betten und ein gutes Essen bieten, sondern sie auch in kindlich-verspielte Welten entführen. In seiner wenigen freien Zeit wünscht sich der Japaner den größtmöglichen Bruch zu seiner genormten Arbeitswelt.

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    „Aufgrund der beengten Wohnverhältnisse gehen wir Japaner am Wochenende gerne auch einfach mal in ein Hotel“, erklärt Tenjiku Kan die Vorlieben seiner Landsleute für diese Art von Übernachtung. Er betreibt im Tokioter Inviertel Shinjuku ein Themenhotel für Manga-Fans. „Die Gäste langweilen sich schnell. Wir müssen ständig etwas Neues bieten“, sagt er.

    Fast vollständig von Robotern betrieben

    Für besonderes Aufsehen in Japan sorgt derzeit das „Seltsame Hotel“ in der Präfektur Chiba bei Tokio. Die Gäste werden in der Eingangshalle von einem Dinosaurier-Roboter begrüßt. „Danke, dass Sie sich für das ‚Seltsame Hotel‘ entschieden haben“, sagt das voll automatisierte Wesen aus Silikon und Servomotoren und verbeugt sich in japanischer Manier, nachdem der Gast seine Kreditkarte durch einen Automaten gezogen hat. „Links geht es zum Aufzug.“

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    Die Gäste kichern verzückt angesichts der Roboter-Pagen. „Großartige Show“, sagt Maeda, die extra aus dem Süden des Landes angereist gekommen ist, um das erste fast vollständig von Robotern betriebene Hotel zu erleben. Zumindest sind für den Gast kaum humane Angestellte zu sehen.

    Türkarten oder gar Schlüssel sind in diesem Hotel längst passé. Die Zimmertür öffnet sich per Gesichtserkennung. Und im Hotelaquarium schwimmen Roboterkarpfen. Nur das Wasser ist echt. Umgerechnet rund 120 Euro kostet die Nacht. Das Hotel, so vermeldet es die „Japan Times“, ist zu 80 Prozent ausgelastet, 100 weitere sind in Planung.

    Kapselhotels – Schlafen wie in der Gefriertruhe

    Bereits Teil der Alltagskultur sind die landesweit verbreiteten Kapselhotels. Für Preise zwischen umgerechnet 16 und 30 Euro bieten diese Hotels den Gästen äußerst enge Betten in Kapselform an, während die Preise in herkömmlichen Hotels bei 70 Euro und aufwärts liegen.

    Wie in einer Gefriertruhe bei „Matrix“ oder „Alien“ legt sich der Gast auf eine Liege, die per Knopfdruck in eine Kapsel hineinfährt. Alles hat einfach und praktisch zu sein. Ein öffentliches Bad und eine lange Röhre genügen den meisten. Zu den Stammkunden gehören männliche Büroangestellte, die nach allzu viel Feierabendsake den letzten Vorortzug verpasst haben oder sich nicht mehr nach Hause zur Ehefrau trauen.